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„Es gibt keinen Gläubigenmangel“

Von Heinz Niederleitner , 09. Juli 2011, 00:04 Uhr
„Es gibt keinen Gläubigenmangel“
Johann Zauner ist für drei Pfarren zugleich zuständig. Bild: lebe

NAARN. Die Pfarrerinitiative hat mit ihrem „Aufruf zum Ungehorsam“ die Forderung nach Kirchenreformen wieder in die Schlagzeilen gebracht. Doch wie organisiert ein Priester derzeit seine Arbeit, wenn er für drei Pfarren zuständig ist? Die OÖNachrichten haben bei Johann Zauner aus Naarn nachgefragt.

OÖN: Sie sind für die Pfarren Naarn, Baumgartenberg und Arbing zuständig.: Wie organisieren Sie zum Beispiel die Sonntagsgottesdienste?

Zauner: Wir arbeiten im übergeordneten Seelsorgeraum Machland eng zusammen. Da sind wir zwei Priester für vier Pfarren. Als Priester sind wir nicht die Fixsterne, um die die Mitarbeiter kreisen, sondern Teil eines Teams. Da sind die Pfarr- bzw. Pastoralassistentinnen ebenso dabei wie die Laien-Seelsorgeteams in den Pfarren.

OÖN: Wird in jeder der vier Pfarren jeden Sonntag Messe gefeiert?

Zauner: Nein. Eine Eucharistiefeier gibt es jeden zweiten Sonntag im Wechsel mit Wort-Gottes-Feiern. In den beiden größeren Pfarren gibt es noch Frühmessen. Die Wort-Gottes-Feiern werden von ausgebildeten Laien gestaltet, meist mit Kommunionspendung. Sie machen das mit großem Engagement und Akzeptanz. Unser Grundsatz ist: Pfarren müssen leben – unabhängig davon, ob ein Priester vor Ort ist oder nicht. Auch der Sonntag muss gefeiert werden.

OÖN: Wenn Sie sich vorstellen müssten, Sie hätten die Laienmitarbeit nicht – wie würde Ihre Arbeit aussehen?

Zauner: Ich kann mir das nicht vorstellen. Ich persönlich war 30 Jahre lang Pfarrer in einer Pfarre. Es war für mich ein großes Umdenken, als ich in der Seelsorge dann nicht mehr der alleinige Mittelpunkt war, sondern eingebunden in ein Team. Es ist eine Erleichterung zu wissen: Ich bin nicht allein verantwortlich.

OÖN: Die Letztverantwortung in einer Pfarre muss laut Kirchenrecht immer ein Priester ausüben. Ist da das Kirchenrecht da nicht unaktuell?

Zauner: Das Kirchenrecht berücksichtigt die Situation zu wenig. Als Priester gebe ich die Leitung aber nicht völlig ab: Es ist eine geteilte Leitung. Auch die Seelsorgeteams sowie die Pfarr- und Pastoralassistenten haben Anteil an der Leitung.

OÖN: Manchmal hört man Klagen, die Priester würden nur mehr Sakramentenspender sein, der sonstige Kontakt zu den ihnen Anvertrauten leide. Wie empfinden Sie das?

Zauner: Diese Gefahr besteht. Man ist dadurch, dass man in drei Pfarren tätig ist, nirgendwo ganz zu Hause. Das bedauere ich. Ich kenne die Pfarre Naarn nach über 40 Jahren sehr gut. In den anderen Pfarren ist es wirklich schwierig, dass man den größeren Kreis kennenlernt. Das wirkliche Mitleben mit den Menschen wird weniger.

OÖN: Die Pfarrerinitiative hat angesichts des Reformstaus zum Ungehorsam aufgerufen: Ist das ein probates Mittel des Protests?

Zauner: Ich stoße mich ein bisschen am Wort „Ungehorsam“. Aber was da gefordert wird, ist ein Blick auf die Realität. Ich verstehe die Aufforderung der Pfarrerinitiative als letzten Hilfeschrei.

OÖN: Es gibt zahlreiche Priester ohne Amt – also verheiratete Priester, die ihr Amt nicht mehr ausüben dürfen. Wären Sie für einen Einsatz dieser Geweihten?

Zauner: Das wäre möglich, aber das müssen die Bischöfe verantworten. Ich habe es aufgegeben, für solche Dinge mit viel Einsatz zu kämpfen. Es ist mein Wunsch, dass dieser Zugang zum Priestertum geöffnet wird. Aber ich kämpfe nicht mit Entschiedenheit dafür, weil ich nicht gegen eine Wand rennen will.

OÖN: Der Ruf nach einer Weihe von Frauen, zumindest für das Diakonat, kommt immer wieder. Wie stehen Sie dazu?

Zauner: Meine Meinung ist, dass so etwas möglich wäre. Aber ich weiß von Gesprächen, die wir im Rahmen der Dechantenfahrt im Vatikan geführt haben, dass das in Rom überhaupt nicht in Erwägung gezogen wird. Deshalb vergeude ich dafür nicht meine Kräfte. Aber natürlich ist die Aufwertung der Frau in der Kirche etwas, das dringend notwendig wäre.

OÖN: Aus konservativen Kreisen hört man gelegentlich, der Gläubigenmangel sei schlimmer als der Priestermangel. Es sei daher kein Handlungsbedarf bei der Zulassung zum Priesteramt notwendig. Stimmt das?

Zauner: Das ist eine sehr einseitige Sichtweise. Es gibt keinen Gläubigenmangel. Wer das sagt, zählt nur die Gottesdienstbesucher. Als ich nach Naarn kam, war ich für 2700 Gläubige zuständig. Jetzt in drei Pfarren für über 6000. Ich muss auch für die da sein, die nicht regelmäßig zum Gottesdienst kommen. Die Leute kommen heute unregelmäßiger. Aber ich kann sagen, dass zwei Drittel bis drei Viertel meiner Pfarrangehörigen im Lauf des Jahres ein paar Mal zum Gottesdienst kommen.

OÖN: In der Erzdiözese Wien wird über Pfarrzusammenlegungen nachgedacht. Hat die Pfarre als Seelsorgeeinheit ausgedient?

Zauner: Ich sehe es wie Helmut Schüller von der Pfarrerinitiative: Man muss besonders auf die kleinen Pfarren schauen. Ich erlebe sie als lebendige Gemeinschaften, Wenn man die kleinen Pfarren aufgibt, würde die Kirche wirklich sterben. Das Weiterbestehen dieser Pfarren darf nicht davon abhängen, wie viele Priester es gibt. Wir haben unsere Pfarren so aufgestellt, dass sie auch mit sehr wenigen Priestern überleben werden.

Zur Person

Johann Zauner, geboren 1939, ist Regionaldechant für das Mühlviertel, Pfarrer in Naarn, Pfarrprovisor in Baumgartenberg und Pfarrmoderator in Arbing.

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1  Kommentar
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( Kommentare)
am 09.07.2011 11:45

die Ja und Amen zu ewiggestrigen Ansichten und Anschauungen, Diskriminierung etc. sagen.

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