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Ein gleiches Paar: Wenn zwei Männer im Walzer übers Tanzparkett schweben

Von Valentina Dirmaier, 06. November 2017, 00:04 Uhr
Ein gleiches Paar: Wenn zwei Männer im Walzer übers Tanzparkett schweben
Thomas Marter (l.) und Stefan Lehner (r.) Bild: Alexander Schwarzl

LINZ. Equalitytanz: Thomas Marter und Stefan Lechner vom TSC Wechselschritt Linz sind amtierende Vize-Europameister. Die OÖN besuchten das Tanzpaar beim Training

Der holprige Güterweg führt durch kleine Dörfer, vorbei an Wiesen, Äcker, Bauernhöfen. In der Wambacher Straße, in der Einöde am Stadtrand von Linz, verkündet die Stimme aus dem Navigationsgerät, das Ziel sei erreicht. Nur leise dringt Musik im Dreivierteltakt aus der kleinen Sporthalle, die mit Parkettboden ausgelegt und Wandspiegeln behängt ist. Eng umschlungen gleiten die Paare durch das Tanzstudio. Sieben Frauen mit Männern. Und mittendrin eine Frau mit einer Frau und ein Mann mit einem Mann.

Dass lesbische und schwule Paare hier im Saal miteinander tanzen ist normal. In der Öffentlichkeit noch nicht. "Die Leute schauen schon", sagt Thomas Marter vom Tanzsportclub Wechselschritt Linz. Der 39-Jährige hat seine Leidenschaft vor 20 Jahren für sich entdeckt. Bis vor zehn Jahren führte er eine Frau. Heute ist der gebürtige Ansfeldner der Partner von Stefan Lehner.

Vize-Europameister

Marters Liaison mit Stefan, 43 Jahre, besteht aber nur auf dem Parkett. Privat lebt Marter seit zwei Jahren in einer eingetragenen Partnerschaft mit Peter Steinerberger. Der Magistratsbeamte widmet seine Freizeit fast ausschließlich dem Tanzsport, ist Sportdirektor des Tanz-Sport Austria, tritt bei Turnieren als Wertungsrichter auf und gibt Tanzkurse für gleichgeschlechtliche Paare. Ganz nebenbei schaut er auch Marter und Lehner beim Training genau auf die Füße.

Mit ernster Miene, hoher Konzentration und angespannter Körperhaltung drehen die beiden langsam im Walzerschritt Runde für Runde. Pause. Zeit, die Performance zu bewerten. Kritisch ist das Männer-Paar, das seit einem Jahr als Equalitypaar, als gleichgeschlechtliches Paar, gemeinsam tanzt. Und ehrgeizig. "Wir wollen nicht irgendein Herumgehupfe zeigen. Aber wir tanzen nicht, um Pokale zu hamstern, sondern aus Spaß an der Bewegung." Mit Tanzpartner Thomas wurde er im Sommer Vize-Europameister – um den Titel tanzten 23 Herrenpaare. Beim Vienna Dance Contest ertanzte das Duo kürzlich den Sieg. Dabei sind die Bedingungen für Thomas Marter, hauptberuflicher Management Trainer, und Stefan Lehner, Ernährungs-Coach, alles andere als einfach. Peter lebt und arbeitet in Paris, kommt alle drei Wochen zum Training für vier Tage nach Linz. Fünf bis sechs Stunden drehen sie sich im Spiegelkabinett. Thomas führt. Immer. Die Rollen des Equalitytanzpaares, das seinen Fokus nun auf die Weltmeisterschaften in Paris 2018 legt, sind klar verteilt.

"Ich bin ein besserer Follower als ein Leader", sagt Lehner. Die Umstellung, nicht mehr eine Frau zu führen, sondern von einem Mann gelenkt zu werden, habe sechs Monate gedauert. Ein weiterer Unterschied zum Mainstream-Tanzsport: Equality ist ein Hobby. Ein sehr zeit- und kostenintensives, das jeweils fünf- bis zehntausend Euro im Jahr verschlingt. Trainerstunden und die geschneiderte Turnierkleidung gehen ins Geld. Aber das sei nebensächlich. Wichtig ist ihnen, ihre Tanz-Leidenschaft vom Saal in der Einöde hinaus in die Welt zu transportieren. Und die Akzeptanz für ihren Sport zu steigern. Das passiere intensiver seit dem Auftritt von Alfons Haider bei "Dancing Stars" mit einem gleichgeschlechtlichen Tanzpartner.

"Dadurch hat sich der allgemeine Zugang zum Equalitytanz schon verbessert. Aber es gibt noch Vorurteile", sagt Thomas Marter und nimmt Stefan Lehner an die Hand und schwebt ein weiteres Mal übers Parkett.

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