Ein Ruhe-Pol mitten im Einkaufstrubel

Jugendliche vor allem. Einen Zettel in der Hand, mit einem Spruch zum Advent, so geht Maria auf sie zu. Ein Moment der Besinnlichkeit, und der Small Talk kann beginnen.

Mit Hamza (18) aus Eferding zum Beispiel. Zwei große Papiertaschen trägt er in der Hand: "Ich hab’ Klamotten gekauft", sagt der Koch-Lehrling. Er ist Moslem, "aber ich verstehe schon, um was es den Christen im Advent geht, und respektiere es." Auch in Hamzas Familie darf zu Weihnachten der Christbaum nicht fehlen, "weil er so schön ausschaut". Ob einander auch die Muslime beschenken, möchte Maria Frauscher wissen. "Nein, das ist bei uns nicht üblich, aber für meinen Chef habe ich schon ein Geschenk."

Sehnsucht nach Spiritualität

Die Jugendlichen genießen in der PlusCity die Freiheit des Konsums, "sie verbringen gerne ihre Zeit hier", sagt Maria Frauscher. Das will sie ihnen auch gar nicht schlechtreden. Aber im Gespräch merke man schnell, "dass sie sich Gedanken machen". Über den tieferen Sinn des Schenkens, über ihre Vorfreude auf Weihnachten, über die liebgewonnenen Rituale. "Ich will einfach da sein und Zeit für sie haben", sagt sie. Nicht aber "in meine Gesprächspartner ,hineinbohren‘ oder sie gar zu einer bestimmten Antwort drängen, wie in der Schule."

An die Schule denkt Hubert gerne zurück. Hat er doch seinerzeit sogar "Latein gelernt", sagt er. Gut gelaunt steht er inmitten der adventlichen Pracht, die er lakonisch kommentiert: "Ich bin hier der einzige Sandler auf 70.000 Quadratmetern." In der besinnlichen Zeit findet er jede Menge Abnehmer für seine "Kupfermuck’n"-Zeitschrift. Maria hat er schon einmal seine Lebensgeschichte erzählt: "Ihr vertraut man sich gerne an."

Möglichkeiten der Begegnung

An Mittwochnachmittagen von 16 bis 19 Uhr dreht sie meistens ihre Runden in der PlusCity. Auf Anfrage kann man sich mit ihr auch einen Treff ausmachen (maria.magdalena.frauscher@dioezese-linz.at). Seit September 2016, als sich die PlusCity neu präsentierte, ist sie Beauftragte für die Jugendpastoral in der Abteilung "Pastorale Berufe" der Diözese Linz.

Maria Frauscher stammt aus Gurten im Innviertel, studiert Theologie an der Katholischen Privatuniversität Linz und Klassischen Gesang an der Bruckner-Universität. In der PlusCity "führe ich Projekte durch, die sich am Kirchenjahr orientieren". Vor allem aber will sie "Begegnungsmöglichkeiten" bieten. Viele Kontakte knüpft sie auch über WhatsApp.

Sie hat ein Gespür für Menschen, die mit jemandem reden wollen. "Ich spreche sie an, zum Beispiel, wenn wer ganz allein dasitzt, aber auch Gruppen, die offensichtlich auf jemanden warten."

Jetzt im Advent flanieren die Besucher mehr denn je durch die drittgrößte Shopping-Mall Österreichs, genießen den architektonischen Reiz der kühnen Stahl-Glas-Konstruktion und das Angebot der 220 Geschäfte.

Im Mittelpunkt der lichtdurchfluteten Galerien stehen schön geschmückte Christbäume, die bis an die Decke reichen, und in den Cafés und Schlemmerlokalen sitzen Eltern mit ihren Kindern und nehmen sich eine willkommene Auszeit vom Einkaufstrubel. Herumschlendern, schauen, staunen, sich inspirieren lassen, das gehört zur Einstimmung auf das exklusive Fest des Schenkens dazu.

Ein Foto mit Engel, bitte!

Exklusiv ist auch das spirituelle Angebot, mit dem Maria Frauscher in der PlusCity "eine weitere Facette einbringen" will. Speziell zu den Kirchenfesten. In der Fastenzeit hat sie eine "Abladestation" eingerichtet – Regale aus Einwurfboxen, in die die Besucher Zettel werfen konnten, auf denen sie "alles, was sie belastet", loswerden durften. Im Sommer gab’s eine "Ruhe-Oase" mit aufblasbaren Liegen. Da konnte man einmal "abschalten".

Im Advent lädt ein gemeinsam mit Betriebsseelsorgerin Maria Fischer entwickelter Adventkalender mit Gedanken zu Advent und Weihnachten auf den Bildschirmen der PlusCity zum Innehalten ein. Auch das beliebte Engel-Foto-Shooting steht wieder auf dem Programm: am 9. Dezember von 9–14 und 17–18 Uhr und am 23. Dezember von 9 bis 14 Uhr. Wo? Am Leonardo da Vinci Platz in der PlusCity.