Ehepaar in Leonding getötet: U-Haft verhängt

Von nachrichten.at/ staro   15.Februar 2016

Das teilte das Landesgericht Linz auf APA-Anfrage mit. Das Ehepaar, das am Samstag von dem 41-jährigen Nachbarn mit einer Eisenstange attackierte wurde, ist tot. Der 74-Jährige und seine 71-jährige Ehefrau sind an ihren schweren Kopfverletzungen gestorben. Montagmittag kam die Meldung aus der Intensivstation des Med Campus III, des ehemaligen Linzer AKh. Das Ehepaar habe keine Chance gehabt, die Kopfverletzungen seien zu schwer gewesen, sagte Clemens Kukacka, der Pressesprecher des Kepler Universitätsklinikums.

Ein offenbar seit Jahren schwelender Nachbarschaftsstreit ist in einer Einfamilienhaussiedlung in Leonding am Samstagnachmittag eskaliert. Ein 41-jähriger Vater von zwei Kindern begegnete auf offener Straße, etwa 150 Meter von seinem Haus entfernt, zufällig seinen beiden Nachbarn, 71 und 74 Jahre alt. Auf der Höhe einer Baustelle kam es zuerst zu einem Wortgefecht, das aber rasch in heftige Gewalt umschlug. Der 41-Jährige soll anfangs mit seinen Füßen gegen die beiden Pensionisten getreten haben. Dann bekam er eine Eisenstange zu fassen, mit der er auf das Paar mehrmals eingeschlagen haben soll.

Der 74-Jährige und seine Ehefrau erlitten schwerste Kopfverletzungen. Schon am Sonntag sagten Ärzte, dass vor allem bei der 71-jährigen Frau nicht klar war, ob sie die Nacht überleben würde.

War Kinderlärm Auslöser?

Zeugen hörten am Samstag gegen 15 Uhr Schreie, beobachteten die Gewalttat und holten die Polizei. Der Tatverdächtige ließ sich widerstandslos festnehmen. Er legte in Polizeigewahrsam auch ein Geständnis ab. Es tue ihm "leid", sagte er den Ermittlern. Anlass für den Streit dürfte Lärmbelästigung gewesen sein. Der Tatverdächtige hat einen Sohn und eine Tochter im Alter von sechs und neun Jahren, die zu laut gespielt haben sollen. Auch dass bei den Nachbarn immer wieder gefeiert worden sei, dürfte die Pensionisten sehr gestört haben.

Laut den Ermittlungen des oberösterreichischen Landeskriminalamtes wurde der jahrelang schwelende Streit aber nie aktenkundig. Weder Anzeigen noch gerichtliche Klagen habe es gegeben, sagt ein Beamter. Anderen Bewohnern der Siedlung war aber bekannt, dass es ständig "Reibereien" gegeben habe. Ermittler beschrieben den Tatverdächtigen als bisher völlig unbescholtenen und berufstätigen Vater, der unauffällig gewesen sei und gerne mit seinen Kindern gespielt habe.

"Es war bekannt, dass es einen Konflikt gab, der schon zwölf bis 13 Jahre gegangen ist", sagt der Leondinger Bürgermeister Walter Brunner. Das Gemeindeamt sei damit aber nie befasst gewesen. "Dass so etwas passiert ist, ist ein Wahnsinn", sagt Bürgermeister Brunner.

Der 41-Jährige wurde am Sonntag in die Justizanstalt Linz überstellt. Der schwerwiegende Tatvorwurf lautete versuchter Mord. Nachdem die beiden Schwerverletzten gestorben sind, ist ein vollendeter Mord gegeben. Eine lange Haftstrafe von zehn bis 20 Jahren oder eine lebenslange Freiheitsstrafe drohen dem 41-Jährigen.

"Wut gepaart mit Ohnmacht"

Es stelle sich "schon die Frage, wie so etwas passieren kann, dass jemand unvermittelt - oder scheinbar unvermittelt - so eine Tat setzt", sagte der Psychologe Cornel Binder-Krieglstein am Montag.

Wenn es länger Probleme gibt, die in einem Menschen gären, und der Betroffenen das Gefühl habe, er sei ohnmächtig und könne nichts zur Lösung beitragen, dann "kann es sein, dass diese Wut gepaart wird mit Ohnmacht", erläuterte Binder-Krieglstein. Dann ist es möglich, dass sich die Aggression aufstaut und "im Affekt die Impulskontrolle weg ist". Das kann laut dem Psychologen zu einer solchen "Überschlagshandlung" führen.

Er vermutete, dass sich bei dem geständigen 41-Jährigen eine "schlechte Grundstimmung" aufgestaut hatte. In Verbindung mit einem "schlechten Tag" sei der Beschuldigte "dann ausgerastet", so eine mögliche Erklärung des Psychologen für die dennoch "nicht akzeptierbare" Tat.

Anwalt: "Martyrium" des Beschuldigten

Der Verteidiger des Beschuldigten Andreas Mauhart hat sich am Montagnachmittag in der Causa zu Wort gemeldet. Er sprach von "einem jahrelangen Martyrium" seines Mandaten. Dieser sei von dem Ehepaar "ich sage einmal so, nicht gerade nett behandelt worden".

Jetzt müsse zunächst ermittelt werden, was konkret passiert sei. Es gehe darum, "wer wen attackiert hat", erklärte Mauhart. Denn sein Mandant berichtete, dass der 74-jährige Mann die erste Handlung gesetzt habe.

Der Anwalt trat zudem dafür ein, zu untersuchen, in welchem Geisteszustand sich der Beschuldigte zum Tatzeitpunkt befand. Dazu sollte ein Gutachten erstellt werden.