Diskreter Gastgeber in der Spargelburg

Von Jasmin Bürger   09.Mai 2015

Die „Spargelburg“, wie die Wiener den Bau wegen der schlangen Säulen nennen, ist wieder in internationalen Medien im Bild. Schließlich treffen sich an diesem letzten Juni-Wochenende die Spitzenverhandler der Atomgespräche mit dem Iran zum möglichen Abschluss im Fünf-Sterne-superior-Hotel "Palais Coburg Residenz".

Schon im vergangenen November waren die Bilder um die Welt gegangen, als sich die politische Runde, angeführt von US-Außenminister John Kerry und seinem Iraner Amtskollegen Javad Zarif, im historischen Wiener Ambiente trafen.

Für den reibungslosen Ablauf im noblen Palais ist stets Roland Hamberger verantwortlich: Mit 35 hat der in Rottenegg (Bez, Urfahr-Umgebung) aufgewachsene Hotelfachmann 2013 die Führung der Luxusherberge übernommen. Die Atomgespräche waren die bisher prestigeträchtigste Veranstaltung, der Sicherheitsaufwand war enorm: "Natürlich gibt es Anforderungen der Exekutive, die wir erfüllen müssen", sagt Hamberger. Die Straße vor dem Palais beim Ring war abgeriegelt, Zutritt gab es nur mit Sicherheitspass – auch für den Hoteldirektor. Als Gastgeber waren noch andere City-Hotels im Rennen, Hamberger überzeugte: Nach der Visite einer Delegation von EU und Außenamt hieß es, man "habe vollstes Vertrauen, dass wir das toll machen werden", erinnert sich Hamberger. Was, das wusste er da noch nicht. Die offizielle Anfrage kam erst später. Geheimhaltung bis zum Schluss ist bei Top-Events üblich.

Seidentapeten und Gewölbe

Moderne Konferenzräume, imperiale Prunksäle mit Seidentapeten und restauriertem Parkett, die historischen Kasematten im Kellergewölbe: Für jede Veranstaltung gibt es den passenden Rahmen. Das Hotel bewegt sich mit nur 34 Suiten in einer "speziellen Nische" und im Hochpreissegment: Die Nacht für zwei kostet bis zu 2695 Euro.

Dafür gibt es feinste Ausstattung in imperialem oder modernem Dekor, Stephansdom-Blick, eine handgeschriebene Willkommenskarte und "bestes Service". 105 Mitarbeiter sind viel für das kleine Haus, "aber notwendig für den Qualitätsanspruch", sagt der Chef. Mancher Gast blieb schon mehrere Monate.

Welche Prominenten im Coburg residieren, verrät der 2,01 Meter große Kunst- und Kulinarik-Fan nicht, Diskretion gehört zum Jobprofil. Nur so viel: Dass Promis "schwierigere Gäste" sind, könne man so nicht sagen. Im Gegenteil, "die meisten sind tolle Gäste, wollen ihre Ruhe und Sicherheit haben, gut betreut werden". Listen mit Extrawünschen gibt es zwar auch, "aber das meiste, was immer kolportiert wird, sind Gschichtln."

Hamberger spricht aus Erfahrung. In seiner 17-jährigen Wien-Laufbahn war er etwa im Grand Hotel und Sales & Marketing-Chef im "Das Triest", einst erste Adresse von Popstar Robbie Williams bei Wien-Konzerten. Robbie, "ein echter Gentleman", sagt Hamberger.

Das Coburg ist nach dem Ritz Carlton exklusivster Stopp des ehrgeizigen Mühlviertlers. Schon in der Tourismusschule Bad Leonfelden wollte er "spätestens mit 40" Hoteldirektor sein – weil er "gerne Gastgeber" ist. Der, wenn es sein muss, überall einspringt: "Ich habe schon um zwei Uhr früh eine Suite geputzt, weil wir sie dringend gebraucht haben."

Hambergers Eltern führten ein Transportunternehmen, sein erster Job in Wien war Kellner.

Das Coburg beherbergt zwei Restaurants: eines schmücken zwei Michelin-Sterne, das andere lockt mit romantischem Garten. Hamberger will, "dass auch Wiener hier gerne Zeit verbringen". Mit der Auslastung im Hotel- und Konferenzbetrieb ist er "zufrieden", mindestens zwei Veranstaltungen pro Woche gibt es: große Tagungen, aber auch kleine Weinverkostungen. Schließlich rühmt sich das Coburg eines der größten Weinkeller weltweit: 60.000 Flaschen, darunter einige der teuersten französischen Weine, und ein großer Österreich-Keller.

Oberösterreicher im Weinkeller

Ein Exil-Oberösterreicher liefert Top-Flaschen in den Neue-Welt-Keller: Manfred Krankl aus Enns führt in Kalifornien mit "Sine qua non" eines der mittlerweile meistausgezeichneten Weingüter der Welt. Der Herr der insgesamt sechs Keller, Chef-Sommelier Wolfgang Kneidinger, ist ebenfalls Oberösterreicher.

Oberösterreichische Wurzeln hat der in Deutschland aufgewachsene Eigentümer des Prunkbaus, Unternehmer und Fondsmanager Peter Pühringer. Seine Privatstiftung hat 1997 das baufällige Palais gekauft. 85 Millionen Euro steckte er in den Umbau. Tochter Karin war als Architektin involviert, sie ist nun auch Hambergers Ansprechpartnerin im Hotelbetrieb.

Weinliebhaber Pühringer hat hier einen Privatkeller: "Zu dem habe ich auch keinen Schlüssel", sagt Hamberger, der "österreichischen Wein für den besten der Welt" hält.

Hotel Mama

Und das beste Hotel? "Coburg" lassen wir nicht gelten, da Hamberger hier selbst noch nie übernachtet hat. Also sagt er augenzwinkernd: "Das beste Hotel auf der ganzen Welt ist das Hotel Mama." In Rottenegg ist er oft. "Mit der Mama am Kuchltisch sitzen, Kaffee trinken", das ist schon ein Ritual – "auch die OÖNachrichten gehören", sagt Hamberger, "mit auf den Tisch", um sich daheim zu fühlen.

In Wien lebt er beim Naschmarkt, empfängt dort gern Besuch aus der Heimat: Die Schwester und zwei kleine Neffen sind privat Lieblingsgäste. Diskret bleibt der Gastgeber bei seinem Privatleben: "Ich bin in einer glücklichen Beziehung."

Dafür verrät er, wie auch Nicht-Hotelgäste an Coburg’sches Suite-Flair kommen: Gelegentlich gibt es Flohmärkte mit ausgetauschten Möbelstücken. Derzeit stehen aber nur Fernseher zur Erneuerung an.

 

Fakten und Zahlen

2695 Euro kostet die teuerste der 34 Suiten, der günstigste Preis liegt bei 695 Euro. Die Größen variieren von 55 bis 165 Quadratmeter. Für Veranstaltungen gibt es auf 2300 der insgesamt 16.000 Quadratmeter Platz.
85 Millionen Euro ließ sich Eigentümer Peter Pühringer den Umbau des 1840 von Ferdinand von Sachsen-Coburg-Gotha erbauten Palais kosten, das Hotel eröffnete 2003. Es ist auch Firmensitz von Pühringers Institut für strategische Kapitalmarktforschung.
60.000 Flaschen Wein lagern in insgesamt sechs Kellern, darunter auch Raritäten, wie zwölf Flaschen Mouton Rothschild aus dem Jahr 1945, die anlässlich des Kriegsendes ein „V“ für „Victory“ am Etikett tragen. Die älteste Flasche, ein deutscher Riesling, stammt aus 1727.