Die Heilige Schrift wird adaptiert – und weiblich

Von Alfons Krieglsteiner   24.November 2017

Der Gottesname bleibt männlich. Und Jesus auch. Ansonsten aber kommt in der Bibel künftig das weibliche Element stärker zum Tragen. Denn die neue Einheitsübersetzung, die ab Dezember 2018 in den katholischen Gottesdiensten und im Religionsunterricht verwendet wird, ist auf Gender-Gerechtigkeit bedacht. Mehr als 20 verschiedene Ausgaben der revidierten Übersetzung gibt es bereits, eine davon – eine ganz besondere – hat gestern das Katholische Bibelwerk der Diözese Linz vorgestellt.

Ein Update für die Heilige Schrift: Männer und Frauen werden erstmals in gleicher Weise angesprochen – wie es auch dem hebräischen und griechischen Urtext entspricht. Wo bisher nur "Väter" gemeint waren, steht künftig "Eltern". In der direkten Anrede der Paulusbriefe bekommen die "lieben Brüder" als Ergänzung ein "liebe Schwestern" vorangestellt, oder es ist allgemein von "Geschwistern" die Rede.

Erstmals taucht auch der Name einer "Apostelin" auf. Das ist nicht nur gendergerecht, sondern korrekt übersetzt. Denn Paulus hat im griechischen Originaltext nicht, wie früher angenommen, zwei Männer namens Andronikus und Junias angesprochen, sondern das Ehepaar Andronikus und Junia.

Vom Papst abgesegnet

Mehr Sensibilität im sprachlichen Umgang – sie kommt auch dem Apostel Judas zugute. Er hat Jesus nicht mehr, wie früher formuliert, "verraten und ausgeliefert" – das Verb "verraten" wird künftig weggelassen. Auch mit der Stellung der Juden wird behutsamer umgegangen. Und die Wunder Jesu heißen künftig "Machttaten".

Seit 2003 haben vor allem emeritierte Bibelwissenschafter im gesamten deutschsprachigen Raum gemeinsam mit den zuständigen Bischöfen an der Neuübersetzung gearbeitet. "Nominiert wurden sie von der Bischofskonferenz in Rücksprache mit dem Papst", sagt Franz Kogler, der Leiter des Linzer Bibelwerks. 2016 wurde die revidierte Einheitsübersetzung veröffentlicht. Aus Oberösterreich war der Bibelwissenschafter Johannes Marböck beteiligt - als "Supervisor" der Psalmen-Übersetzungen.

Die von Franz Kogler herausgegebene Sonderausgabe des Linzer Bibelwerks ist als Familienbibel gedacht. Mehr als 30 Projektpartner haben daran mitgearbeitet, diese Woche ist sie erschienen. Die zweifärbige Großdruckbibel enthält als Herzstück einen 70-seitigen Vorspann mit zahlreichen Extras, die das persönliche Bibellesen und das Lesen in der Familie bereichern sollen.

Glaubensthemen auf einen Blick

Unter anderem finden sich einführende Gedanken zu zentralen Glaubensthemen wie Advent, Arbeit, Engel, Liebe. 60 ganzseitige Farbbilder aus Ländern der Bibel, jeweils passend zu einer Bibelstelle auf der gegenüberliegenden Seite, erleichtern den Einstieg. "Immer wieder fragen mich Menschen, wo sie eine passende Bibelstelle für Taufe oder Eheschließung finden", sagt Pastoralamtsleiterin Gabriele Eder-Cakl. Deshalb wurden die meistgesuchten Begriffe zusammengestellt, dazu eine kurze theologische Erklärung und Bibelstellen zum Thema. Und als Novität gibt es erstmals auch Seitenverweise zu den Bibelstellen. Das war früher ein Tabu.

"Wer ab heuer über die Schulbuchaktion eine Bibel bestellt, bekommt schon eine Ausgabe mit dem revidierten Text", sagt Franz Kogler: "Für den Religionsunterricht kann man über die ‘Unterrichtsmittel eigener Wahl’ auch unsere Familienbibel bestellen."

Infos zur neuen Familienbibel auf www.bibelwerk-linz.at/familienbibel. Erhältlich ist sie um 30,80 Euro im Buchhandel und beim Bibelwerk Linz, Tel. 0732-7610-3231 und bibelwerk@dioezese-linz.at.

 

Bibelzitate in der Neuübersetzung