Die Einser-Studentin aus Ottensheim

Von Herbert Schorn   15.März 2017

Was Anna Ransmayr schaffte, gelingt nur den Allerwenigsten: Sie schloss alle Klassen in der Oberstufe, die Matura, alle Prüfungen im Studium sowie Diplom- und Doktorarbeit mit ausgezeichnetem Erfolg ab. Vorgestern erhielt die 31-Jährige die Doktorwürde von Wissenschaftsminister Reinhold Mitterlehner (in Vertretung des Bundespräsidenten) „sub auspiciis praesidentis“ mit zwei weiteren Studenten überreicht. Das ist die höchste Auszeichnung, die die Republik für Studenten vorsieht.

Doch warum ist die in Ottensheim (Bezirk Urfahr-Umgebung) aufgewachsene Studentin gar so gut? „Keine Ahnung“, sagt sie voller Bescheidenheit und setzt nach: „Wichtig ist, dass einem Interesse und Neugierde nicht genommen werden, dann macht das Lernen Spaß.“ So gut sie als Studentin war, so exotisch ist ihr Studienfach: Sie wählte Byzantinistik und Neogräzistik an der Uni Wien. Dabei geht es um Geschichte, Kultur und Sprache des byzantinischen Reiches (Byzantinistik) sowie, daran anschließend, Griechenlands (Neogräzistik). Sie hatte bereits im Linzer Petrinum Altgriechisch gelernt: „Dort habe ich die Liebe zur griechischen Sprache entdeckt“, sagt sie und meint damit die historische ebenso wie die moderne.

In ihrer Doktorarbeit befasste sich Ransmayr mit der Geschichte der beiden griechischen Gemeinden von Wien, die im 18. Jahrhundert gegründet wurden und wo bis zu 1500 Menschen lebten. „Mir gefällt die Verbindung von Griechenland mit der Wiener Lokalgeschichte.“ Nebenbei studierte sie noch Altgriechisch, seit 2008 leitet sie die Bibliothek des Institutes für Byzantinistik und Neogräzistik an der Uni Wien – und ist dabei Herrin über 45.000 Bände: „Die Bibliothek ist eine der größten dieses Fachbereiches weltweit“, sagt Ransmayr. Diese Tätigkeit will sie auch nach Abschluss ihres Studiums weiterführen. Auch privat blickt sie gerne über den Tellerrand: Sie verbrachte ein Auslandssemester in Kreta, reist gerne und ist mit einem Italiener verheiratet.