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"Diakonat der Frauen ist diskutierbar"

Von Herbert Schorn und Anneliese Edlinger, 20. November 2015, 00:05 Uhr
"Diakonat der Frauen ist diskutierbar"
Klar als Theologe, vermittelnd als Bischof, bescheiden als Mensch: "Ob ich in den Bischofshof einziehe, ist noch zu diskutieren", sagt Manfred Scheuer. Bild: VOLKER WEIHBOLD

LINZ. Dialogbereit zeigt sich der neue Linzer Bischof Manfred Scheuer im OÖN-Interview. Ob er in den Bischofshof einzieht, lässt er offen.

Wer Manfred Scheuer – seit Mittwoch designierter Linzer Bischof – verstehen will, muss gut zuhören. Der 60-Jährige spricht leise, mit Bedacht und oft in langen Sätzen. Wer sie entwirrt, stößt auf erstaunlich klare Aussagen.

 

OÖN: Herr Bischof, Linz gilt als nicht einfacher Boden für Oberhirten. Agieren sie zu reformorientiert, müssen sie damit rechnen, in Rom angeschwärzt zu werden. Sind sie zu konservativ, machen die progressiven Kräfte Druck. Wie gehen Sie damit um?

Manfred Scheuer: Die teils starken Ausprägungen bestimmter Positionen werden sich in Zukunft verflüchtigen, weil sich die Herausforderungen der Kirche in der Gesellschaft verändern. Die Jugend macht diese Grabenkämpfe nicht mehr mit. Entscheidend sind die Fragen: Wie können wir heute das Evangelium leben? Wie können wir in einer guten, solidarischen, kritischen Zeitgenossenschaft agieren?

Aber gerade junge Menschen können mit den konservativen Haltungen der Kirche nicht mehr viel anfangen.

Die Optionen der Jugend sind nicht so eindeutig. Wenn man zum Beispiel ihr politisches Wahlverhalten anschaut, kann man nicht sagen, dass sie nur progressiv wäre.

Sie meinen, es gibt einen Trend zu konservativen Werten?

Ich glaube, dass Fragen etwa nach dem Gelingen von Zusammenleben, Sexualität und Familie im Vordergrund stehen. Es geht eher um Erfahrungswissen als um Normen, die von außen angelegt werden.

Reformorientierte Laien in Oberösterreich wollen einen Bischof, der eigenständig handelt und mutig vorangeht. Sind Sie so einer?

Das hängt davon ab, wie man Eigenständigkeit definiert. Autonomie im Sinne von Kant ist ja so zu verstehen, dass ich auch auf die anderen zu hören habe und lern- und korrekturfähig bin. Ich glaube nicht, dass es den autonomen Bischof gibt, sondern grundlegend ist die Fähigkeit zur Zusammenarbeit. Das mutig Voranschreiten ist von der Entwicklung einer Diözese bzw. auch von meiner Biografie her nicht immer gleich. Es gibt Phasen, wo ich eher vorangehe, dann gibt es Phasen, wo ich stärker der Begleiter bin und manchmal auch der, der zusammenführt. Ich halte vom Vorangehen sehr viel, aber es gibt in einer Gemeinschaft unterschiedliche Geschwindigkeiten.

In Ihrer Amtszeit übernahmen in der Diözese Innsbruck insgesamt sechs Frauen Führungsrollen. Werden Sie auch in der Diözese Linz bewusst Frauen in wichtige Ämter holen?

Es ist wichtig, Laien – Frauen und Männer – in Führungspositionen zu verankern. Viele Bereiche gehen über die Aufgabengebiete von Priestern hinaus und es gibt viele qualifizierte Frauen dafür.

Ist es nur deshalb wichtig, weil die Zahl der Priester sinkt?

Nein. Die alte Vorstellung, dass die Kirche eine Gesellschaft für sich ist, wo die Priester de facto alles machen, ist passé.

Ist für Sie vorstellbar, dass eines Tages auch Frauen zu Diakoninnen geweiht werden?

Das Diakonat der Frauen ist für mich durchaus theologisch diskutierbar.

Kommen wir zur Diskussion um den Peterspfennig, den die Pfarren einmal im Jahr dem Vatikan spenden. Jetzt kam auf, dass das Geld auch für Luxuswohnungen für Kardinäle verwendet wurde. Ist so eine Kirche glaubwürdig?

Papst Franziskus hat die Finanzgebarung des Vatikans bereinigt. Der größte Teil der Mitarbeiter im Vatikan lebt im Vergleich zu unseren Breitengraden bescheiden. Dass es auch andere Seiten gibt, hat der Papst kritisiert. Hier wird es weitere Schritte der Bereinigung brauchen. Ich als Bischof kann mir meine Wohnung nicht aussuchen. Die Frage stellt sich natürlich, ob ich in den Bischofshof einziehe und welches Signal damit verbunden ist.

Da müssen Sie ja einziehen.

Das ist noch zu diskutieren.

Sie bezeichnen sich als "Wanderprediger, Vagabund und Pilger". Ist Linz die letzte Station?

Na, die letzte Station ist hoffentlich der Himmel!

Der Stammtisch in Ihrer elterlichen Bäckerei ist der Meinung, Sie sollten noch Papst werden.

(lacht) So ein Unfug!

 

"Unbekanntes, Fremdes macht Angst"

Manfred Scheuer löst Mitte Jänner Ludwig Schwarz als 14. Bischof von Linz ab. Dann ist er Oberhaupt für 900.000 Katholiken und 660 Priester. Seit 2003 steht er als Bischof der Diözese Innsbruck vor. Im OÖN-Interview verurteilt er die „fatale Verflechtung“ von Religion und Politik bei den Attentaten von Paris scharf: „Hier wird Religion instrumentalisiert.“ In Religionen stecke nicht nur Friedens-, sondern auch Gewaltpotenzial: „Es braucht einen Reinigungsprozess in Hinblick auf Gewalt. Das gilt aber auch für andere Ideologien.“ In seinen zwölf Jahren als Bischof in Tirol suchte der gebürtige Haibacher immer wieder das Gespräch mit den Religionen. „Entscheidend sind gegenseitiges Kennenlernen und Wertschätzung, ohne die Unterschiede einzuebnen. Das Unbekannte, Fremde macht Angst. Und die lässt sich nur durch Begegnung überwinden.“

Die Angst der Menschen vor der Zuwanderung versteht der Bischof, der 1980 in Rom zum Priester geweiht wurde und an den Unis in Linz, Salzburg, St. Pölten, Trier und Freiburg Dogmatik unterrichtete. Es gebe berechtigte Sorgen, etwa das Sicherheitsbedürfnis: „Nach den Anschlägen von Paris haben die Leute ja berechtigt Angst. Friedliches Zusammenleben braucht aber mehr als Sicherheit. Wenn die Sicherheit zu stark dominiert, ist kein Platz mehr für Begegnung oder Kultur.“

Ängste vor Zuwanderung dürften nicht ideologisch abgestempelt werden: „Es gilt, an den Wurzeln zu arbeiten. Entscheidend ist, dass das Gegenteil von Recht nicht Liebe ist, sondern Unrecht, Terror, Willkür und Gewalt. Ich habe den Eindruck, dass gerade in der jüngeren Generation die Bereitschaft groß ist, sich für Flüchtlinge zu engagieren.“

 

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8  Kommentare
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Neueste zuerst Älteste zuerst Beste Bewertung
reibungslos (14.393 Kommentare)
am 20.11.2015 17:35

Wie gut, dass die Kirche keine anderen Probleme hat.

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( Kommentare)
am 20.11.2015 13:11

"wer sie entwirrt, stösst auf [] klare aussagen"
-
entweder ist die form kryptisch, oder sie ist es nicht. eine aussage ist klar formuliert, oder sie ist es nicht. also muss man die oft langen sätze interpretieren? das ist unbedingt hilfreich, da interpretationen bekanntermassen niemals voneinander abweichen.
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wer lehrt solch schwammiges, sich inhaltlich widersprechendes deutsch? sprachlich elegant, aber sinnfrei.

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tacitus (4.799 Kommentare)
am 20.11.2015 10:10

mit dieser hierarchischen Obrigkeitsreligion habe ich schon lange nichts mehr am Hut, jede Selbstverständlichkeit wird von oben verboten oder erlaubt.
"das Buch der Menschlichkeit"(Dalai Lama) - darum geht es ,"Ethik (Hinwendung, Achtsamkeit Hereinholen, Empathie, Liebe..) ist wichtiger als Religion" (ders).

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Gugelbua (31.805 Kommentare)
am 20.11.2015 10:00

geht das schon wieder los?
Liebe Frauen gründet doch euren eigenen christlichen Verein zwinkern

Die etablierten Religionen sind Männersache grinsen

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alf_38 (10.950 Kommentare)
am 20.11.2015 07:29

schau, schau ... Frauen als Diakoninnen diskutierbar.

Echt nett - und sooo fortschrittlich.

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rotkraut (4.030 Kommentare)
am 20.11.2015 14:12

Den Diskussionszeitraum hat er nicht gesagt, so ein paar hundert Jahre sind da wohl grade Recht für den Anfang.

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Einheizer (5.398 Kommentare)
am 20.11.2015 05:09

Religionen wurden von Menschen erfunden weil diese sich offenbar mit dem Tod nicht abfinden können. Das gilt für Naturreligionen genauso wie für monotheistische Religionen.
In Religinen steckt immer Gewaltpotential, im Christentum derzeit etwas versteckt, im Islam ganz offentsichtlich.
Als Herrschaftsinstrument der Reichen und Mächtigen sind Religionen aber sehr brauchbar, schließlich macht ein schlechtes Gewissen die Leute gefügig. Auch ist es gottgewollt dass manche OBEN und viele UNTEN sind - das wurde dem Volk Jahrhunderte eingeredet.

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reibungslos (14.393 Kommentare)
am 20.11.2015 17:40

Nicht in der Religion, sondern im Menschen, ungeachtet dessen, ober er religiös ist oder nicht, steckt Gewaltpotential. Daher sind nicht nur Religionen, sondern auch alle Ideologien höchst gewalttätig. Generell sind alle menschlichen Organisationsformen gewaltbereit, wenn sie in irgend einer Weise bedroht werden. Wenn die Umstände passen, kann jeder Mensch zur Bestie werden. Das ist inzwischen hinlänglich bewiesen.

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