„Der wahre Islam“: Radikale auf Werbetour in Flüchtlingsheimen

02.Mai 2015

Einen Besuch ungebetener Gäste erhielten kürzlich die Bewohner eines Flüchtlingsheims für unbegleitete Minderjährige in Linz. Doch die Verantwortlichen von der Volkshilfe verwiesen die Männer des Hauses, um die Propaganda-Versuche zu unterbinden, und informierten das Landesamt für Verfassungsschutz.

„Was die drei Männer in unserem Haus genau vorhatten, ist nicht bewiesen“, sagt Christian Schörkhuber, Chef der Volkshilfe-Flüchtlingsbetreuung in Oberösterreich. „Aber es schien uns anhand der Bärte und Kleider, die sie trugen, schon klar, um was es hier geht.“ Offenbar ging es darum, die jugendlichen Bewohner „gezielt anzusprechen“ und sie dadurch für den „wahren Islam“ zu begeistern.

Drei Männer abgewiesen

Es habe Gefahr im Verzug bestanden, daher habe der Nachtportier die drei Männer im Alter zwischen 30 und 40 Jahren des Hauses verwiesen, sagt Schörkhuber. Es soll sich um einen Syrer, einen Afghanen und einen Bosnier gehandelt haben. „Die Namen kennen wir aber nicht.“ Dennoch gelang es den Eindringlingen, in der kurzen Anwesenheit ein paar Heimbewohner anzusprechen. Die Betreuer suchten daraufhin das Gespräch mit den minderjährigen Flüchtlingen, um das Geschehene aufzuarbeiten. „Einer der Heimbewohner kommt aus Syrien und versicherte uns, dass er mit solchen Leuten ohnehin nichts zu tun haben will. Denn vor solchen Leuten ist er ja aus seiner Heimat geflüchtet“, sagt der Volkshilfe-Manager.

Das Landesamt für Verfassungsschutz und Terrorbekämpfung (LVT) wurde informiert. „Es werden oft in Flüchtlingsheimen Leute angesprochen. Wir erhalten immer wieder solche Infos, und wir sind den Hilfsorganisationen auch dankbar, dass sie das melden“, sagt LVT-Chef Michael Tischlinger. „Wir führen in solchen Fällen Umfelderhebungen durch, schauen uns Asylakten an und führen erforderlichenfalls auch Befragungen durch.“ Die Sensibilisierung für das Thema Islamismus habe zu einer Vielzahl von Meldungen geführt. „Aber die Fälle sind nicht mehr geworden.“ Von zwei neuen Fällen offenbar radikalisierter Jugendlicher aus Oberösterreich berichtete kürzlich ein Sprecher des Vereines „Netzwerk sozialer Zusammenhalt“, der eine bundesweite Hotline für Angehörige betreibt. (staro)