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Der Nutzen von Sanktionen

Von Roman Sandgruber, 20. September 2014, 00:04 Uhr

Der Begriff der Sanktionen stammt aus der mittelalterlichen Urkundensprache und Urkundenpraxis: die feierliche Androhung göttlicher und weltlicher Strafen, mit denen Verstöße gegen die festgelegten Inhalte geahndet werden sollten.

Über die Wirkung solcher geistlicher und materieller Strafdrohungen gegen einzelne Personen, Warengattungen oder ganze Länder sind wir schlecht unterrichtet. Sie heilen nicht, sondern fügen Wunden zu.

Schon die Herkunft aus dem lateinischen "heilig" weist auf die irrationalen Elemente hin. Sie enthalten viel Kreuzzugsmentalität und wirken gleichzeitig hilflos. Es gibt nur Verlierer, auch wenn sich Einzelne als Gewinner deklarieren mögen.

Man greift zu Sanktionen, auch wenn man aus der Geschichte weiß, wie wenig sie nützen. Weder konnte Napoleon mit seiner Kontinentalsperre zwischen 1806 und 1814 England in die Knie zwingen, noch konnte die Europäische Union die Regierung Schüssel im Jahre 2000 mit den recht sattsam bekannten Sanktionen zum Rücktritt bewegen.

Immer war das Ergebnis das gegenteilige. England ging aus der Kontinentalsperre gestärkt hervor und Bundeskanzler Schüssel feierte im Inland einen großen Solidarisierungserfolg. Auch mit der gegenwärtigen Sanktionspolitik wird es nicht viel anders sein.

Die Frage ist nicht, ob die Sanktionen wirken. Das tun sie. Die Frage ist, was sie bewirken. Die Auswirkungen wird die Bevölkerung sowohl in Russland wie auch in Westeuropa und Österreich im Warenkorb schmerzlich spüren. Die Betreiber von Sanktionen gehen davon aus, dass die den Sanktionen ausgesetzten Entscheidungsträger irgendwann nachgeben, weil die Bevölkerung rebelliert, die darunter leidet.

Aber was, wenn dieser Kurs das Gegenteil bewirkt, weil es zu einer Solidarisierung der Betroffenen kommt?

Zu erwarten ist, dass damit die Gräben, die bereits vorhanden sind, nicht eingeebnet, sondern noch tiefer werden und sich Feindbilder verfestigen, die nur mühsam wieder aus den Köpfen herauszubringen sein werden. Der Sanktionsidee liegt letztlich der Glaube zugrunde, durch Druck eine Verhaltensänderung herbeiführen zu können. Das funktioniert schon bei Menschen selten, bei Ländern noch viel seltener. Denn die Gefahr ist groß, dass der Druck nur Gegendruck bewirkt.

Die bisherigen historischen Erfahrungen mit Sanktionen jedenfalls stimmen nicht allzu optimistisch: Die Lösung kann nur darin bestehen, Gespräche auf Augenhöhe zu führen. Andernfalls besteht die Gefahr, dass wir mit den Sanktionen zwar unser Gewissen beruhigen, aber viel Leid zufügen und in der Sache doch nicht weiterkommen.

O.Univ-Prof. Dr. Roman Sandgruber ist Vorstand des Instituts für Sozial -und Wirtschaftsgeschichte an der Universität Linz

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