„Das nehme ich Österreich nicht krumm“
PASSAU. Der Passauer Oberbürgermeister Jürgen Dupper (SPD) über die Flüchtlingsströme 2015, die anhaltenden Grenzkontrollen und den guten Draht nach Oberösterreich.
Manches, etwa der Inn, trennt Oberösterreich und Bayern. Mehr aber noch verbindet diese beiden prosperierenden Regionen. Der Passauer Oberbürgermeister Jürgen Dupper (SPD) im OÖNachrichten-Interview über Flüchtlinge, Emotionen und den Blick über die Grenze.
OÖN: Herr Bürgermeister, sind Sie eigentlich nachtragend?
Jürgen Dupper: Wieso denn?
Weil Sie als Passauer Bürgermeister 2015 den Ansturm von 300.000 Flüchtlingen zu meistern hatten. An dieser Zuspitzung war Österreich nicht unbeteiligt, es hat alle Flüchtlinge durchgelassen, Hauptsache weg mit ihnen.
Das nehme ich den Österreichern nicht krumm. Damals war niemand gut vorbereitet. Aber für mich ist viel wichtiger, dass man schon nach wenigen Tagen und bis heute gültige Reglements gefunden hat. Die Zusammenarbeit mit den österreichischen Behörden funktioniert sehr gut. Das ist die gute Antwort auf das, was damals eventuell suboptimal gelaufen ist.
Emotionaler ist die Politik gewesen, von Bayern aus hat es damals viel Schelte für die Österreicher gegeben.
Vielleicht. Aber wir in Passau sind in diesen heißen Monaten ganz gut gefahren mit einem pragmatischen Ansatz. Wir haben uns nicht hingestellt und gejammert, sondern einfach unsere Arbeit gemacht. Trotz 300.000 Flüchtlingen in Passau war an keinem einzigen Tag die öffentliche Ordnung gefährdet.
Sie haben als Oberbürgermeister ein neues Rollen-Modell entwickelt, hin zum Krisenmanager, und dabei deutschlandweit Statur gewonnen. Und das zum zweiten Mal, nach 2013 und dem Katastrophenhochwasser.
Uns kommt als Passauer schon zupass, dass wir aufgrund der vielen Hochwasser eine sehr verlässliche Struktur haben. Auf diese Netze haben wir auch 2015 aufbauen können. Aber wenn ich mir für 2017 was wünschen darf: Es könnte schon ein wenig ruhiger werden. Wir sind ja eine ganz normale Stadt auch noch, die „normale“ Dinge zu erledigen hat.
Sie führen als Sozialdemokrat eine Koalition mit Grünen und der FDP und einer Bürgerliste, die CSU ist hier nicht mehr dominant. Ist Passau noch typisch bayrisch?
Ohne Passau wäre Bayern nicht vorstellbar. Die Stadt ist weltoffen und bewahrt dennoch das Schöne. Aber einer wie der Kabarettist Sigi Zimmerschied findet hoffentlich immer was, was nicht passt.
Passau wächst mit der oberösterreichischen Grenzregion zusammen. Funktioniert der Austausch, auch nach Verlängerung der Grenzkontrollen?
Bei allem Sicherheitsbedürfnis, das wir hier haben, darf es nicht so weit kommen, dass die Berufspendler täglich aufgehalten werden. Es darf nicht so weit kommen, das unser Handel drunter leidet. Daher haben wir bei diesen Kontrollen eine vernünftige Mischung gefunden aus stationären Kontrollen auf der Autobahn und Schleierfahndung. Die Schleierfahndung wirkt und beeinträchtigt die Pendler nicht. Da kommen wir jetzt schon gut zurecht.
München ist von Passau weiter weg als Linz.
Die Münchner haben uns einmal empfohlen, wir sollen nach Österreich gehen.
Ist das so abwegig?
Ohne Passau kein Bayern. Außerdem wollten uns die Bayern unbedingt haben, 1803 (Angliederung an Bayern, Anm.). Aber gerade in den Donauraum sind die Beziehungen sehr stark. Wir merken schon, dass die Leute miteinander was anfangen können. Das versuchen wir auch politisch zu vertiefen.
Vertragen sich auch Passau und Linz gut?
Mit Franz Dobusch hatte ich regelmäßig und guten Kontakt. Mit dem Klaus Luger bisher weniger, aber da bin ich schuld, weil ich zu viel zu tun gehabt hab in letzter Zeit.
Wenn die CSU jedes Jahr ihre Aschermittwochs-Veranstaltung abhält, schaut ganz Deutschland auf Passau. Sind da auch Sie eingeladen?
Das ist schon jedes Jahr ein großer Hype. Ich bin da nicht eingeladen. Am selben Tag hat ja auch die SPD ihren Aschermittwoch. Da kommt übrigens heuer euer Kanzler Kern in die Schwesterstadt Vilshofen, gemeinsam mit Martin Schulz.
bei dem Foto dachte ich es ist wieder so ein dicker Pfarrer
....Hauptsache weg mit Ihnen ... aha, so war das also.
Vielleicht hätten wir alle aufhalten und festhalten sollen.
es war so. Sie wollten alle nach Deutschland. Ich habe es in Salzburg live erlebt. Tausende Menschen aufzuhalten und zu kontrollieren, das war unmöglich.
Weiß ich eh - die Schutzsuchenden wollten weiter - warum sollten wir die aufhalten - sind eh viel zu viele bei uns geblieben.
Ein "roter" Bürgermeister in der altehrwürdigen und fürstbischöflichen Domstadt Passau ? Sollte da nicht sofort das Strafgericht des Herrn sofort über die ketzerischen Passauer Wähler herfallen?
Ja,ja, die Welt steht nimmer lang...
Für amha ist das ein Willkommensklatscher.
"Wir haben uns nicht hingestellt und gejammert, sondern einfach unsere Arbeit gemacht."
Mit seinem Pragmatimus fällt er als Politiker angenehm auf, noch dazu keine vereinfachende Erklärung, keine Mauerpläne sondern "Passau ist eine weltoffene Stadt". Dass es das noch gibt.