Bei Kaiserwetter funkelten die Narzissen besonders schön

Von Valentina Dirmaier aus Bad Aussee   29.Mai 2017

Es muss ein Zauber sein, der sich von den Kalkalpen bis zum Dachsteinmassiv und zum Toten Gebirge übers Ausseerland gelegt hat und der die Gäste reihenweise in den Bann und ins Salzkammergut zieht. Wie Michaela Heindrich. Die Freiburgerin reist jedes Jahr im Mai in die Region. Extra wegen des Narzissenfests. "Es ist so schön. Es ist wie Weihnachten. Dabei haben wir perfektes Sommerwetter", schwärmt die Dame im Dirndl, tupft sich die Schweißperlen von der Stirn und drängt sich durch die Menschenmassen, die sich beim Stadtkorso durch das Zentrum von Bad Aussee bewegen.

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Schwedische Premiere beim Fest

"Hoaß is!" Ein Seufzer, ein Schluck Wasser und dann der Griff zur Rumpl, wie die Ausseer zur Steirischen Harmonika sagen. Musiker Lukas, der auf dem Wagen mit dem Marienkäfer – einer von 27 Narzissen-Figuren – hockt, ist mit seinem Instrument ein Publikumsmagnet. Den Rummel ist der Schüler inzwischen gewöhnt.

Wie auch an die vielen Arbeitsstunden vor dem Blumenfest, die er mit seiner Schwester Simone, Mama Heidi und den zahlreichen freiwilligen Helfern beim Narzissen-Pflücken und -Stecken verbringt. Mehr als 90.000 Blüten zählt das Kleid von Kribbel Krabbel Kugelrund, der einer Kinderbuchfigur nachgebaut wurde. Für Helge, den schwedischen Elch im weißen Narzissenkleid und mit blau-gelber Flagge um den Korpus, wurde nicht Maß am Papier, sondern bei einem Lebendtier genommen. "Aber er ist etwas kleiner als ein echter Elch", erzählt Annamaria Sanden, die als erste Korso-Teilnehmerin aus Schweden in die Annalen des Narzissenfests eingehen wird.

Noch beliebter als Helge, den Tochter Blenda publikumswirksam beim Bad in der Menge reitet, sind die bunten Gewänder. Und prompt läuft die schwedische Tracht dem sonst so beliebten Ausseer Dirndl den Rang als Fotomotiv ab.

Dabei sind es ansonsten die Bräuche und Werte im Ausseerland, die vom Großteil der mehr als 25.000 Narzissenfest-Besucher besonders geschätzt werden. "Ich bin fasziniert von den Leuten, die beschäftigen sich noch mit den Traditionen", sagt Josef Zweisel aus Klosterneuburg, der zum ersten Mal beim Narzissenfest ist. Sehr begeistert von der Kulisse und von den Figuren ist auch Peter Hiesl. Besonders von den Reaktionen seiner Tochter Romy, die beim Anblick des Elefanten aus Tausenden Narzissensternen ein Funkeln in den Augen hat. "Die Freude der Kleinen zu sehen, macht das Fest noch schöner", sagt der gebürtige Perger, der vor 14 Jahren ins Ausseerland gezogen ist.

Ben, der an der Hand von Oma Maria Gründler aus Radstadt zu Fuß zum Bootskorso an der Traun entlang zum "Steirischen Meer" wandert, ist besonders vom Grundlseer Seesaibling, wie der Volksschüler erzählt, angetan. Der Fisch hält sich beim Korso trotz Badetemperaturen gut über Wasser.

Anders als die Narzissenkonstruktion namens Flosse, die auf dem Nass keine gute Figur machte. Der Delphin, der unter der Patronanz von Skispringer Andi Goldberger hergestellt wurde, wäre kurz nach Beginn der Seerunde beinahe vom Grundlsee verschluckt worden.

Goldis Delphin ging kurz baden

Weil die Feuerwehr mit dem Boot schnell zur Stelle war, konnte Schlimmeres verhindert werden. Goldi nahm es mit Humor und bekam viel Beifall vom Publikum.

Applaus ernteten auch Thomas Feldhammer und sein Team für den Hausdrachen, der eine verärgerte Hausfrau darstellt. Der Bad Ausseer wurde von der Jury mit Bestnoten ausgezeichnet und holte sich den ersten Platz bei der Bootskorso-Wertung. Hündchen Idefix, der Herzensbrecher von Obelix, wurde auch zum Liebling der Bewerter. Franz Loitzl und Thomas Feldhammer erreichten mit ihrem Kunstwerk den ersten Platz in der Kategorie Stadtkorso.

 

Die schönsten Figuren

Teilnehmer waren heuer beim Narzissenfest gemeldet. Die Erbauer dreier Figuren waren besonders erfolgreich:
In der Kategorie neue Aufbauten gewann Idefix von Thomas Feldhammer und Franz Loitzl aus Bad Aussee den Stadtkorso. Zur schönsten Figur des Bootskorsos am Grundlsee wurde der Hausdrache von Martin Hillbrand und Hinten-kogel Hüttlpass aus Bad Aussee gekürt. Platz zwei des Bootskorsos ging ex aequo an "Junger Elefant, ganz groß" der Familien Freller und Pucher aus Altauseee und Idefix. Bei der Stadtwertung erreichte der Hausdrache den zweiten Platz und "Junger Elefant, ganz groß" den dritten Platz.

Die vielen Ausseer Künstler mit dem Schlafzimmerblick

Der Schweiß steht ihm in den Stirnfalten, das Gähnen kann Erich Wimmer nur mit viel Mühe unterdrücken. Dem Altausseer mangelt es an Schlaf, denn der Figurenkonstrukteur war bis lange nach Mitternacht wach, um mit seinen fleißigen Helferlein jedes Loch des 13 Quadratmeter großen Maschendrahtzaunes mit Narzissen zu bestücken. 15 Stunden zuvor war der mächtige Bulle, der Didi Mateschitz als Anerkennung für sein tatkräftiges Investieren in die Region gewidmet ist, noch nackt.

Vor drei Monaten entstanden erste Entwürfe, dann wurde das Gerüst gebaut und kurz vor dem Narzissenfest wurde ihm das weiße Fell aus Tausenden, weißen Sternchen übergezogen. "135 Eimer Narzissen haben wir gepflückt. Ohne die Hilfe von Familie und Freunden hätten wir das nie zustande gebracht", sagt Erich Wimmer, 61 Jahre alt, und reibt sich die Müdigkeit aus den Augen.

700 Stunden investiert

Wie auch Franz Loitzl, der sich auf dem Traktor vor dem Kurhaus sonnt, während Hund Idefix, eine 3,4 Meter hohe Konstruktion, hinter ihm auf dem Anhänger einem Dauer-Blitzlichtgewitter der Kameras ausgesetzt ist. "Wir haben am Samstag um zwei Uhr am Nachmittag begonnen und sind am Sonntag um halb fünf Uhr früh mit dem letzten Fleckerl fertig geworden", sagt der Bad Ausseer. "Wir haben etwa 160.000 Narzissen verarbeitet und an die 700 Arbeitsstunden investiert", erzählt Loitzl, der mit Kumpel Thomas 2016 mit dem Pferd Pegasus groß abräumte. Die heurige Teilnahme ist für ihn trotz Müdigkeit sehr besonders: Er ist zum 20. Mal beim Korso dabei.