Aufnahmetest für alle, die Lehrer werden wollen

Von Herbert Schorn   09.November 2015

Die Vorbereitungen für die Reform des Lehramtsstudiums laufen auf Hochtouren: Ab Herbst 2016 werden Lehrer für Neue Mittelschulen (NMS) und Gymnasien erstmals in einem sechsjährigen Bachelor-/Masterstudium gemeinsam ausgebildet. Die Studenten besuchen dafür sowohl Pädagogische Hochschulen (PHs) als auch Unis. Mit dem Bachelor können sie fünf Jahre lang an NMS und der Gymnasium-Unterstufe unterrichten, dann wird der Master fällig.

Drei-Stunden-Test am PC

Neu ist, dass alle zukünftigen Pädagogen ein Aufnahmeverfahren absolvieren müssen – somit erstmals auch für die AHS. Die erste Stufe besteht aus einem Selbsteinschätzungstest, den die Studenten bei der Registrierung am Computer von zu Hause aus absolvieren. Dabei soll ihnen bewusst werden, welche Arbeitsschwerpunkte auf sie zukommen (etwa erklären, Konflikte lösen, Elternarbeit) und welche Persönlichkeitsmerkmale dafür erforderlich sind (zum Beispiel Kontaktfreude oder psychische Stabilität).

Phase zwei besteht ebenfalls aus einem Computertest und muss an einer Uni oder PH abgelegt werden. Dieses psychometrische Testverfahren dauert drei Stunden und fragt allgemeines kognitives Wissen sowie emotionale Kompetenzen ab. Fachspezifisches wird aber – wie bisher – nur in den künstlerischen Fächern und im Sport in eigenen Verfahren überprüft.

Doch kann man mit einem Computertest wirklich die besten Lehrer finden? "Das Testverfahren ist ein guter Indikator für die Studienfähigkeit", sagt Herbert Gimp, Rektor der PH Oberösterreich. "Über die Eignung als Lehrer sagt er noch wenig aus. Das schauen wir uns lieber in der Realsituation an." Diese erleben die Studenten von Beginn an in der Schulpraxis. Auch Berta Leeb, Vize-Rektorin der PH der Diözese, sagt: "Um das pädagogische Talent zu beurteilen, braucht man Zeit." Das rein fachliche Wissen wird in der Studieneingangsphase in den einzelnen Fächern abgeprüft. Der Test wird bis auf Wien und Niederösterreich in ganz Österreich angewendet. Ein klarer Vorteil, so Leeb: "Das Ergebnis wird in allen teilnehmenden Institutionen anerkannt."

Bis dahin ist noch Zeit: Der erste Teil kann ab 1. März 2016 absolviert werden, der zweite im Mai, Juli und September. Bleibt die Frage: Wie schwierig ist der Test? Gimpl beruhigt: "Nach ersten Erfahrungen in der Steiermark und Kärnten bestehen 90 Prozent."