Absiedelungen: „Wir leben nun ohne Angst“
MACHLAND. Mehr als 250 Häuser mussten nach dem Jahrhunderthochwasser im Jahr 2002 für den Machlanddamm weichen. Eines der Häuser gehörte Familie Pleimer. Sie erzählen von ihrem Neuanfang.
Frühestens im September will das Land die Absiedelungsgebiete für den Hochwasserschutz im Eferdinger Becken veröffentlichen. Genauso wie beim Machlanddamm werden großräumige Absiedelungen notwendig sein.
Jedoch drängt die Zeit. Viele Hochwasseropfer entlang der Donau fordern Klarheit. „Wenn wir kein Absiedelungsgebiet werden, würden wir jetzt damit beginnen, unser Haus wieder herzurichten“, sagt Gerti Achleitner aus Gstocket in Alkoven. Die OÖNachrichten haben sich im Machland bei jenen umgehört, die nach dem Hochwasser 2002 ihre Häuser aufgegeben haben.
Hütting gibt es nicht mehr
Hütting in der Gemeinde Mitterkirchen war ein schönes Dorf, an einem Altarm der Donau gelegen. Ein wenig mehr als 100 Menschen lebten hier in etwa 60 Häusern. Heute gibt es Hütting nicht mehr.
Das Hochwasser kam vor elf Jahren mit ungekannter Wucht. Mehr als drei Meter hoch waren die Gebäude überflutet. Den Hüttingern war danach klar, so kann und darf es nicht weitergehen.
Das Land Oberösterreich forcierte nach der Flut den Ausbau des Hochwasserschutzes für das Machland. Bald wurde zur Gewissheit, was in Hütting längst alle geahnt hatten: Für das kleine Dorf kann es keinen effektiven Schutz geben. Absiedelung blieb als einzige Option. „Einerseits haben wir uns gefreut, dass wir wegkommen, andererseits ist es natürlich schwierig, das eigene Haus für immer zu verlassen“, erinnert sich Maria Pleimer.
„An die Zukunft denken“
Das Hochwasser hatte die vierköpfige Familie schwer erwischt. Nur der Dachboden war vom Wasser verschont geblieben. „Unsere Töchter waren damals acht und zehn Jahre alt. Wir mussten an die Zukunft denken“, sagt sie.
Zwei Sachverständige kamen und schätzten ihr Haus. Erst 1986 hatten sie es neben dem Elternhaus ihres Ehemannes Josef Pleimer erbaut. 80 Prozent des Schätzwertes erhielten sie von Bund und Land. Knapp drei Kilometer von ihrem Haus entfernt begannen sie neuerlich zu bauen. Die Ablöse erleichtere den Neustart, sagt Josef Pleimer: „Aber nur von dem Geld alleine kannst du dir nichts bauen.“
Neu-Hütting heißt nun seit neun Jahren ihre neue Heimat. Den Namen durften die Siedler selbst wählen. Etwa ein Drittel der ehemaligen Einwohner Hüttings fing in Neu-Hütting noch einmal von vorne an. Die Siedlung entstand auf einem ehemaligen Acker. Das Land hatte die Flächen umgewidmet. Dem Grundbesitzer wurde ein Höchstpreis für das frisch geschaffene Bauland vorgeschrieben. „Dieser entsprach in etwa einem niedrigen Marktpreis. Niemand sollte sich an der Not der Siedler bereichern“, sagt Erwin Kastner (VP), Bürgermeister der Nachbargemeinde Baumgartenberg. Knapp zwei Jahre nach dem Jahrhunderthochwasser 2002 waren die ersten Häuser fertig.
Schmerzvoller Abschied
Je stärker das neue Hütting wuchs, desto mehr verschwand das alte. Die Siedler verpflichteten sich, ihre Häuser abzureißen. Über ihren ehemaligen Grund wurde ein strenges Bauverbot verhängt.
Josef Pleimer erinnert sich gut an den Tag des Abrisses: „Im Moment tut das schon weh, wenn der Bagger kommt und all das, was man sich mühsam gemeinsam geschaffen hat, wegschiebt.“ Es habe zwar eine Zeit gedauert, aber heute fühle er sich in Neu-Hütting heimisch. „Seit dem heurigen Hochwasser ist klar, dass die Entscheidung richtig war. Unser altes Haus wäre wieder drei Meter unter Wasser gestanden. Es ist eine Erleichterung, dass wir jetzt ohne Angst leben können.“
natürlich...
Und dass sich die Erkenntnis durchsetzt, dass der Mensch das Wetter nicht normen kann.
und wer die reportage im ORF gesehen hat weiss bescheid wie froh die leute darüber sind ... trotz sehr viel missgunst in der bevölkerung ...
ich wünsche für die betroffenen eine gute lösung ...
empfunden! Insbesondere die von dir erwähnte Missgunst der nicht betroffenen Bevölkerung, wo doch ohnehin jedem klar sein musste, dass niemals die Gesamtkosten von Grund und Neubau samt Einrichtung von der öffentlichen Hand getragen wurden. Auch das Verhalten von LR Ackerl, Anschober & Co. in dieser Reportage war interessant. Da sah man einmal die wahren Gesichter der Politiker, ohne Wahlk(r)ampfgesäusel!