19 Tage auf dem Gletscher überlebt: Neuer Film zum Wunder vom Dachstein
OBERTRAUN. Ken Cichowicz stürzte 1985 ab, für den Doku-Film kehrte sein Sohn auf den Berg zurück.
Es gilt noch heute als das "Wunder vom Dachstein". Vor 32 Jahren, am 4. November 1985, wurde der damals 40-jährige Amerikaner Kenneth Thomas Cichowicz von Helfern aus dem ewigen Eis gerettet. Er hatte nach einem Bergunfall 19 Tage lang schwerverletzt überlebt.
Es ist der Stoff, aus dem Hollywood-Drehbücher sind. Am 11. Oktober 1985 hatte sich der amerikanische Soldat in Heidelberg von Ehefrau Janet und Sohn Casey (10) verabschiedet. Am 14. Oktober trifft der geübte Alpinist von Berchtesgaden kommend in Ramsau ein und erblickt zum ersten Mal den Berg, dessen Bild ihn schon in einem Bergsport-Prospekt fasziniert hatte – den Dachstein.
Absturz vor Simonyhütte
Am 16. Oktober nimmt er die Seilbahn entlang der Südwand des Dachsteins. Richtung Adamekhütte wandernd will er den Gletscher überqueren. Ein Einheimischer trifft ihn, rät ihm aufgrund der vielen Gletscherspalten von der Route ab, empfiehlt ihm den Weg zur Simonyhütte. Cichowicz folgt diesem Rat. Wenige Minuten nachdem er sich mit seinem am Eispickel montierten Fotoapparat noch schnell geknipst hatte, passierte Folgendes: "Ich sah schon die Simonyhütte. Plötzlich fing ich an zu rutschen, ganz langsam. Meine Steigeisen griffen nicht mehr, mein Pickel auch nicht", beschrieb er später den Absturz.
Nach 70 Metern stürzt der Amerikaner fünf Meter ab und bleibt mit zertrümmertem Bein, gebrochenem Arm und gebrochenen Rippen in einer Spalte am Gletscherrand liegen. Schmerz und Ohnmacht ersticken Cichowicz’ Hilferufe. Wieder bei Sinnen, befreit er sich von seinem Rucksack, prüft den Inhalt: Der Schlafsack, ein Kocher, reichlich Benzin, ein halbes Kilo Müsli und ein Kilo Sojagranulat, der Fotoapparat, ein kleiner Bär, den ihm sein Sohn geschenkt hatte, waren beim Sturz unversehrt geblieben. "Ich war, könnte man sagen, beinahe zufrieden mit der Situation, weil ich schon durch den Aufprall hätte tot sein können. Die Zeit nach dem Unfall war ein außergewöhnliches Geschenk", erzählt er später.
Cichowicz wusste, dass ihn niemand vermisst. Erst für den 23. Oktober hatte er seine Rückkehr nach Heidelberg angekündigt. Die Tage und Nächte vergehen. Er sieht Flugzeuge über sein eisiges Gefängnis ziehen, hört Pistenraupen und die Stimmen von Menschen. Seine Hilferufe aber bleiben ungehört, das verzweifelte Schwenken eines roten Tuches ungesehen.
Am vierten Tag beginnt Cichowicz auf Ansichtskarten für Gattin Janet und Sohn Casey Tagebuch zu führen. Der Vietnam-Veteran will den Seinen die Ungewissheit der vielen amerikanischen Familien ersparen, die nie mehr etwas von ihren im Dschungelkrieg verschollenen Vätern, Söhnen und Männern erfahren haben. "Janet & Casey: Ich bin nicht unglücklich, zu sterben. Ihr habt mir ein wundervolles Leben bereitet. Bitte vergebt mir, dass ich so unverantwortlich Euch gegenüber gehandelt habe", schrieb er am 19. Oktober.
19 Tage später sichtete ihn der Flugretter Andreas Staudacher aus dem Hubschrauber. Der heutige Kommandant des Fliegerhorstes Aigen im Ennstal schildert in der Spielfilm-Doku die dramatischen Szenen der Rettung.
Auch der Sohn von Kenneth Thomas Cichowicz, Casey Cichowicz, hat sich für den Film auf die Spuren seines Vaters begeben.
Die Spielfilm-Doku
Die Produktion: Der frühere Land-der-Berge-Redakteur Hans Peter Stauber, jetzt bei den Bergwelten von Servus TV, hat die Metafilm-Produktion initiiert. Für die Spielfilm-Doku mit Zeitzeugen-Interviews hat Regisseur Fritz Kalteis Ken Cichowicz in dessen Heimat Pennssylvania besucht.
Der Film soll beim Bergfilm-Festival „MountainfilmGraz“ im November präsentiert werden. Die Ausstrahlung bei Servus TV ist für den 25. Dezember geplant.
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Interessant, was er alles dabei hatte.
Der Inhalt der Rucksäcke geht heute über einen Liter Flüssigkeit, ein paar Energieriegel, einen Windstopper und bestenfalls einen Biwacksack nicht mehr hinaus.
Bei Narren, die sich ins alpine Gelände begeben, ist das so. Und wird auch so bleiben.