187 Fälle, 228.000 Euro Schaden: Die dreiste Masche der Bitcoin-Betrüger

Von Luise Walchshofer   07.Dezember 2017

Es war während ihrer Nachtschicht an einer Tankstelle im Bezirk Grieskirchen, als eine Mitarbeiterin vergangene Woche einen Anruf erhielt. Auf dem Display erschien die Nummer ihres Chefs, und sie wurde gebeten, wegen einer Umstellung des Kassensystems die "letzten alten" Bitcoin-Bons auszudrucken und ihm die Codes durchzugeben.

Die Frau, die die leise Stimme am anderen Ende der Leitung nicht zuordnen konnte, folgte der Aufforderung ihres vermeintlichen Chefs und sagte ihm die Codes für insgesamt sieben Bons im Wert von je 100 Euro an. Danach sperrte sich das System aus Sicherheitsgründen von selbst. Der Anrufer sagte, dies sei normal und so gewollt, er melde sich gleich wieder, was nicht geschah.

Die böse Überraschung folgte, als die Autobahnpolizei bei ihr klingelte und sie darüber aufklärte, dass sie Opfer eines Betrügers geworden war.

Bitcoins sind gefragt

Sie ist nicht das einzige Opfer dieser Form des Telefonbetrugs: Dem Bundeskriminalamt zufolge gab es mit Stand 5. Dezember im Jahr 2017 insgesamt 187 Fälle, bei denen ein Gesamtschaden von 228.240 Euro entstand. Die Opfer sind oft Mitarbeiter von Tankstellen, Trafiken oder Postpartnern. Erst gestern gab die Polizei bekannt, dass einer Angestellten eines Tankstellen-Shops im Bezirk Gmunden Codes für iTunes-Wertkarten herausgelockt wurden. Auch hier beläuft sich der Schaden auf mehrere hundert Euro.

"Ein Grund, warum diese Fälle derzeit gehäuft auftreten, ist zum einen Angebot und Nachfrage", sagt Gerald Sakoparnig, Leiter des Betrugsdezernats des Landeskriminalamts. "Bitcoins sind gefragt und die Bons noch nicht so lange an Tankstellen erhältlich. Die Täter reagieren einfach auf den Markt." Zum anderen sei jetzt die "richtige" Jahreszeit dafür: Zu Weihnachten werden gerne Wertkarten verschenkt, nicht nur für Bitcoins, sondern auch beispielsweise für iTunes oder Amazon.

App für Rufnummernanzeige

Die Vorgehensweise ist immer ähnlich: Ein Anrufer gaukelt Angestellten vor, der Geschäftsführer oder ein Mitarbeiter einer Servicefirma zu sein und die Codes für eine Systemumstellung oder Wartungsarbeiten zu benötigen. In manchen Fällen sind es mehrere Täter, die aufeinander verweisen.

Technisch sei das recht einfach zu bewerkstelligen, erklärt Sakoparnig: "Es gibt Apps, mit denen man bestimmen kann, welche Rufnummer aufscheint, wenn man anruft. Weil die Täter auf Server im Ausland zugreifen, sind sie nicht zu identifizieren."

Um sich zu schützen, sollten Unternehmer ihre Mitarbeiter sensibilisieren, so der Ermittler: "Der Geschäftsführer sollte klarstellen, dass Codes und Kundendaten niemals telefonisch übermittelt werden, sondern nur persönlich."

Für die Tankstellenmitarbeiterin aus Grieskirchen hatte der Fall Folgen: Opfer eines Betrugs geworden zu sein, nahm sie so mit, dass ihr Arbeitsverhältnis einvernehmlich aufgelöst wurde. Der Schaden von 700 Euro wurde ihr vom Lohn abgezogen.