voestalpine: Trotz gutem Halbjahr Prognose gekippt.
LINZ. Konzernchef Wolfgang Eder erläutert in der Halbjahrespressekonferenz, warum es im zweiten Halbjahr schlechter statt besser werden dürfte.
Im ersten Halbjahr lief es eigentlich gut. Die Verkaufserlöse erhöhten sich um 4,1 Prozent auf 5,79 Milliarden Euro, der Nettogewinn (vor Abzug von nicht beherrschenden Anteilen und Hybridkapitalzinsen) stieg gegenüber der Vorjahresperiode dank Sondereffekte um ein Drittel auf 420,6 Millionen Euro, wie der Stahlkonzern ad hoc bekanntgab.
In beiden Perioden schlagen Einmaleffekte durch, die das Bild verzerren - in den ersten sechs Monaten 2014/15 gab es Devestitionen im Unternehmensbereich Metal Forming, heuer Konsolidierungsänderungen in der Division Metal Engineering. Bereinigt um diese Sondereffekte gab es ein Gewinnplus nach Steuern von nur noch 6,6 Prozent auf 290,2 Millionen Euro.
Vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen erhöhte sich der (nicht bereinigte) Gewinn (EBITDA) um 17,9 Prozent auf 892,3 Millionen Euro, das Betriebsergebnis (EBIT) verbesserte sich um 29,4 Prozent auf 575,3 Millionen Euro. Der Gewinn je Aktie beträgt 2,29 Euro - nach 1,65 Euro im Vorjahreszeitraum.
Für das Gesamtjahr 2015/16 fährt die voestalpine ihre Erwartungen zurück - Grund ist die Konjunkturlage in den Bereichen Stahl und Energie/Öl/Gas, die sich seit Ende des Sommers verschärft habe. Das Ergebnis des zweiten Geschäftshalbjahres werde "schwächer" ausfallen als das erste: Die bereinigten Ergebnisse werden "im Hinblick auf das zuletzt zunehmend schwieriger gewordene Marktumfeld" entgegen den Erwartungen zu Beginn des Geschäftsjahres "unter jenen des Vorjahres zu liegen kommen".
Unter Einbeziehung der außerordentlichen Effekte bzw. von Konsolidierungsveränderungen seien operatives Ergebnis (EBITDA) und Betriebsergebnis (EBIT) für das Gesamtjahr unverändert "über den Werten des Vorjahres" zu erwarten, teilte der Konzern heute, Mittwoch, mit. Die ursprüngliche Prognose, eine Steigerung von Umsatz und Gewinn gegenüber dem Vorjahr im operativen Geschäft, hält damit nicht.
Die voestalpine Halbjahres Pressekonferenz in Zitaten:
„Der Vorstand ist nicht – wie Sie vermuten könnten – heillos zerstritten. Dass wir heute nur zu zweit hier sind, ist Ausdruck eines hohen Kostenbewusstseins und von Lean-Management.“ - Wolfgang Eder erklärt, warum erstmals nicht alle sechs Konzernvorstände, sondern nur er und Finanzvorstand Robert Ottel, das erste Halbjahr präsentieren.
„Die Situation hat sich verschärft. Der Ölpreisverfall bremst die Investitionen im Gas-/Öl-Bereich immer stärker.“ - Wolfgang Eder zum auffälligen schwächelnden Kundenbranche, jenem der Öl-/und Gasförderung
"Wir denken nicht an Kurzarbeit oder große Personalabbau-Maßnahmen. Die Reaktionen auf die Marktveränderungen werden ohne soziale Auswirkungen passieren.“ - Wolfgang Eder zu den Werken in Kapfenberg und Kindberg, wo Kapazitäten gekürzt wurden, weil die Aufträge aus der Ölförder-Industrie zurückgegangen sind. In Kindberg wird seit Juni im Drei- statt im Vier-Schicht-Betrieb gearbeitet.
„Ein Beispiel zur Illustration: Von den 700 Millionen Tonnen weltweiter Überkapazitäten auf dem Stahl-Markt trägt China die Hälfte bei. Das führt zu einem ruinösen Preiskampf bei einfachen Stahlgüten. Es kommt zu staatlicher Subvention von Stahlfirmen. Das ist ein Sündenfall, den sich die Länder – auch China – auf Dauer nicht leisten können.“
Wolfgang Eder zu den Überkapazitäten in der Stahlbranche. Und zur Preissituation: „Im Geschäftsjahr 2011/12 war eine Tonne Warmband um 520 Euro je Tonne auf dem Spotmarkt zu bekommen. Der macht 85 Prozent des Marktes aus. Heute liegen wir bei 265 Euro je Tonne. Da kann kostenmäßig ein europäisches Unternehmen mit.“
„Wir sind direkt von dem ruinösen Preiskampf nicht betroffen, wir liefern nur auf Vertragsbasis. Aber dieses negative Sentiment schlägt durch auf den hochqualitativen Stahlbereich bei den Preisverhandlungen.“ - Wolfgang Eder erklärt seine Zurückhaltung, was die Aussichten auf die nächsten Monate betrifft
„Unsere Entwicklung ist erfreulich. Die hohen Investments der vergangenen 15 Jahre zahlen sich aus. Wir haben uns auf der EBITDA-Ebene (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen, Anmerkung) einen strukturellen Vorsprung von drei bis vier Prozent gegenüber der Konkurrenz erarbeitet.“ - Wolfgang Eder zur Ergebnisentwicklung. Die genannte Kennzahl erreicht 13 Prozent bezogen auf den Umsatz.
„Das zweite Halbjahr wird schwieriger, nicht dramatisch schwieriger, aber ein besseres Ergebnis werden wir nur dank der Einmaleffekte schaffen.“ - Wolfgang Eder erklärt, warum die ursprüngliche Ergebnisprognose nicht hält.
„Wir machen uns keine Sorgen um den Aufschwung der voestalpine. Wir haben einen technologischen Vorsprung und haben noch einige Innovationen vor der Markteinführung bzw. Ausrollung.“ - Wolfgang Eder auf die Frage, ob das schwächere zweite Halbjahr (das Geschäftsjahr läuft bis zum 31. März 2016) der Anfang vom Ende von der Wachstumsgeschichte des Konzerns ist.
Das Minus der Belegschaft ist mir aktuell nicht bekannt, aber ich weis, der Personalabbau geht fleißig weiter ...
Honigsammler
seit Jahren hat EDER gewarnt , aber NIEMAND hörte ihm zu !
voestalpine AG Inhaber-Aktien o.N.
Realtime
Notizen
897200
Aktie
EUR 32,32
-0,57
-1,73%
minus 1.73 % heute !
seit 7.6.2014 minus 7 % ...