Lade Inhalte...
  • NEWSLETTER
  • ABO / EPAPER
  • Lade Login-Box ...
    Anmeldung
    Bitte E-Mail-Adresse eingeben
    Bitte geben Sie Ihre E-Mail-Adresse oder Ihren nachrichten.at Benutzernamen ein.

gemerkt
merken
teilen

Der letzte Konsum ist zahlungsunfähig

Von Josef Lehner, 24. Mai 2011, 00:04 Uhr
Der letzte Konsum ist zahlungsunfähig
Konsum-Filiale (in Pinsdorf): Adeg-Großhandel stellte die Belieferung ein. Bild: OÖN/lehn

BAD GOISERN. 16 Jahre nach dem großen Konsum Österreich droht nun der letzten Arbeiter-Konsumgenossenschaft, jener im Salzkammergut, das Aus.

Gestern, Montag, ist beim Landesgericht Wels über die Konsumgenossenschaft Salzkammergut das Insolvenzverfahren eröffnet worden. Die Zahl der Filialen wurde schon von 16 auf elf reduziert, Grundstücke und Gebäude wurden verkauft, mehrere Dutzend Mitarbeiter abgebaut (auf zuletzt 150). Trotzdem ist die Sanierung aus eigener Kraft nicht gelungen.

Seit 1999 wurde der Konsum von der Adeg-Organisation mit dem sogenannten Trockensortiment versorgt, auch nach Übernahme von Adeg durch den Rewe-Konzern. Doch vor kurzem stellte Adeg die Belieferung ein. Mit anderen Großhändlern haben die beiden Vorstände, Andreas Löffelmann und Gerhard Wallner, noch über Lieferverträge verhandelt; ein Abschluss gelang nicht mehr.

Sanierung misslungen

Wegen Zahlungsunfähigkeit musste der Weg zum Insolvenzgericht gegangen werden. Franz Loizenbauer vom AKV Kreditschutzverband rechnet aber damit, dass noch ein Sanierungsplan eingebracht wird.

Die Genossenschaft mit beschränkter Haftung hat rund vier Millionen Euro Schulden und in den vergangenen Jahren rund fünf Millionen Euro Verluste angehäuft. Die Umsatzerlöse sind von 20,9 Millionen Euro (2007) auf 15,7 im Vorjahr gesunken. Die großen Handelsketten sind immer tiefer und mit modernen Supermärkten ins innere Salzkammergut vorgedrungen. Offensichtlich haben ihr Warenangebot und ihre Preise die traditionelle Verbundenheit der Bewohner mit ihrem Konsum geschwächt. Die Zahl der Genossenschafter ist in vier Jahren von 7200 auf 2956 gesunken. Der Konsum ist Nahversorger mit Filialgrößen von 150 bis 900 Quadratmetern. In den vergangenen Wochen sei er mit besonders aggressiven Rabatten attackiert worden, sagen die Vorstände.

Ein Insolvenzantrag wurde auch für die 100-Prozent-Tochter Salzkammergut Back- und Fleischwaren GmbH gestellt. Sie erzeugt für die Konsum-Filialen mit 50 Mitarbeitern Brot und Fleischwaren und hat rund 1,6 Millionen Euro Verbindlichkeiten. Verluste sind nicht angeführt, weil sie offensichtlich ihre Waren zu Vollkosten an die Mutter weiterverrechnet hat.

Der 1868 gegründete Konsum Salzkammergut hat nie zum Konsum Österreich gehört. Dieser hat 1995 als Marktführer im Lebensmitteleinzelhandel die größte Pleite der Republik hingelegt.

 

Der grüne Konsum

• 1868 gründen Arbeitervertreter im inneren Salzkammergut einen Konsumverein, um vor allem die vielen Familien der Salinen- und Forstmitarbeiter mit preiswerten Lebensmitteln zu versorgen.

• Von der Pleite des Konsum Österreich bleibt die Konsumgenossenschaft Salzkammergut unberührt. Die Menschen der Region halten ihrem Konsum die Treue.

• 1999 gelingt eine Kooperation mit der Adeg-Genossenschaft: Sie liefert ab sofort das sogenannte Trockensortiment. Der eigene Einkauf in der Zentrale wird geschrumpft. Rund 20 Mitarbeiter müssen gehen. Frischeprodukte kommen von Lieferanten aus der Region; diese regionale Verknüpfung schätzen die Kunden.

• Frisches Brot, Fleisch und Wurstwaren liefert die eigene Salzkammergut Back- und Fleischwaren GmbH, die mit 50 Mitarbeitern rund 500 Produkte erzeugt. Sie startet 1968 als Bäckerei. Für diese GmbH wird nun ebenfalls Insolvenzantrag gestellt.

• Der grüne Konsum: Im Marktauftritt löst die Farbe Grün das Rot ab. Die Genossenschaft dehnt ihr Verkaufsgebiet über das Salzkammergut hinaus aus, indem sie Adeg-Contra-Märkte übernimmt (Frankenburg, Mondsee, St. Georgen).

• Die Zahl der Filialen steigt auf 16; alte Filialen werden modernisiert. Die Investitionen werden jedoch nicht mehr verdient. Ab 2007 wachsen die Verluste. Die Kundenfrequenz sinkt laufend, wegen der Konkurrenz der großen Handelsketten. Fünf Standorte sind schon geschlossen.

mehr aus Wirtschaftsraum OÖ

Energie AG Oberösterreich erweiterte Führung im Erzeugungsbereich

Ventopay: Neue Beteiligung für Zahlungsdienstleister aus Hagenberg

6 Prozent: Anstieg der Arbeitslosigkeit in Oberösterreich am höchsten

Mithilfe von Drohnen hoch hinaus und tief hinein

Lädt

info Mit dem Klick auf das Icon fügen Sie das Schlagwort zu Ihren Themen hinzu.

info Mit dem Klick auf das Icon öffnen Sie Ihre "meine Themen" Seite. Sie haben von 15 Schlagworten gespeichert und müssten Schlagworte entfernen.

info Mit dem Klick auf das Icon entfernen Sie das Schlagwort aus Ihren Themen.

Fügen Sie das Thema zu Ihren Themen hinzu.

2  Kommentare
2  Kommentare
Neueste zuerst Älteste zuerst Beste Bewertung
ichauchnoch (9.778 Kommentare)
am 24.05.2011 22:14

Nur eine Frage: Und wo kommen die ADEG Produkte her, die der grüne Konsum verkauft?? Alle aus dem Salzkammergut - schön wär's, ist aber leider heutzutage nicht mehr machbar.

lädt ...
melden
antworten
espressoperdue (204 Kommentare)
am 24.05.2011 16:38

... wenn selbst die letzten Genossenschafter ihrem eigenen Konsum davonlaufen, und bei der Konkurrenz einkaufen, bloss weil es dort um ein paar Penny billiger ist, dann kann selbst der engagierteste Nahversorger nicht überleben.

Gier frisst Hirn, und leider auch Herz.
Mahlzeit ihr Goiserer,
wenn ihr erst auch die Fertigpizza aus Polen und das Retortenbrot aus Holland fresst, dann werdet ihr wissen, was ihr an eurem grünen Konsum verloren habt!

lädt ...
melden
antworten
Aktuelle Meldungen