Zu teurer Zukauf holt Polytec ein Krise trifft Auto-Zulieferer frontal
HÖRSCHING. Seit Oktober hat der börsenotierte Automobilzulieferer Polytec mehr als 2000 von 13.500 Mitarbeitern im Konzern reduziert. Jetzt muss auch am Stammsitz in Hörsching Personal gehen.
300 Mitarbeiter arbeiten in Hörsching, wo vorwiegend Tuning-Teile erzeugt werden. Im Bereich der Anlernkräfte werde kurzfristig immer wieder Personal auf- bzw. abgebaut. In den nächsten Tagen würden konkrete Abbaupläne mit dem Betriebsrat verhandelt. Kurzarbeit habe „nicht Priorität“, weil sie teuer sei und gleichzeitig Effizienz verloren gehe, sagt Konzernchef Friedrich Huemer. Die Auftragssituation sei im Jänner innerhalb von zwei Wochen gekippt und „deutlich zweistellig“ rückläufig.
Der Standort in Hörsching stellt freilich im Verhältnis das kleinste Problem für Polytec dar. Die Werke in Deutschland und Spanien sind seit Monaten massiv von Auftragseinbrüchen betroffen. Allein in Deutschland arbeiten etwa 5000 der 9000 Beschäftigten kurz, die Kurzarbeit werde gerade verlängert.
Kapazitätsplanungen seien sehr schwierig, weil jede Woche ein anderer Kunde die Arbeitszeiten verändere, was sich eins zu eins in den Polytec-Standorten auswirke. „Man wurschtelt sich durch“, sagt Huemer. Der Konzernchef ergänzt, dass eigentlich drastischere Maßnahmen getroffen werden müssten. Gerade in Spanien und Deutschland sei die Kündigung von Mitarbeitern aber mit hohen Kosten verbunden. Ein Standort in der Slowakei sei geschlossen worden. Weitere „Schließungsszenarien“ seien nicht durchführbar, weil ebenfalls sehr teuer.
Als Hauptgrund für die Probleme der Polytec gilt die Übernahme der Peguform. Huemer kaufte Ende August um 218 Millionen Euro – aus heutiger Sicht zu teuer und aufgrund „unrichtiger Informationen“. Die Auftragseinbrüche bei Peguform lägen bei 20 bis 30 Prozent, die Ergebnisse hätten sich rasch verschlechtert. Mit dem Verkäufer Cerberus streitet Huemer daher vor einem Schiedsgericht.
Die Verschuldung der Polytec liege bei 200 Prozent des Eigenkapitals, das seien 300 Millionen Euro. Der Aktienkurs sei das Resultat der Peguform-Probleme. Anfang September – nach Bekanntgabe der Übernahme – stieg der Kurs auf bis zu elf Euro. Gestern fiel er auf den Tiefstwert von 1,50 Euro.