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"Streit hat Unternehmen geschadet"

Von Dietmar Mascher   23.September 2016

38 Jahre lang war Leo Windtner für die OKA bzw. die Energie AG Oberösterreich tätig, 22 Jahre davon als Generaldirektor. Mit 28. Februar 2017 geht Windtner als Manager in Pension, einige Monate vor Ablauf seines Vorstandsvertrags. "Ich wollte den Zeitpunkt selbst bestimmen und nicht so lange dienen, bis der Diener müde geworden ist", sagte Windtner am Donnerstag.

An diesem Tag informierte er den Aufsichtsrat und bat, ihn früher von seinen Verpflichtungen zu entbinden. Dann schickte er den Mitarbeitern ein Mail und bedankte sich und informierte schließlich in einer kurzen Pressekonferenz die Öffentlichkeit.

"Es ist erkennbar, dass das Unternehmen gut aufgestellt ist. Wir haben etliche Fitness- und Sparprogramme aufgesetzt, die greifen und pro Jahr 50 Millionen Euro bringen", sagt Windtner. Heuer werde das Unternehmen ein Betriebsergebnis (Ebit) von rund 120 Millionen Euro erwirtschaften. Das Unternehmen stehe aber auch vor weiteren großen Herausforderungen, sagt Windtner, der den Streit in der Landes-VP um einen möglichen Wechsel sehr kritisch kommentiert. "Das hat dem Unternehmen geschadet. Keine Frage."

Ob Windtner in den Aufsichtsrat wechselt und dort Gerhard Falch als Vorsitzenden ablöst, damit habe er sich noch nicht beschäftigt, sagt er im Interview mit den OÖNachrichten. Ausschließen will er es nicht. Tatsächlich wurde intern schon geprüft und festgestellt, dass dies rechtlich möglich ist. Politisch wäre dies allerdings umstritten. Die FPÖ hat vorsorglich schon Widerstand angekündigt.

"Streit hat Unternehmen geschadet"
Chancen: Werner Steinecker

Interne Lösung wahrscheinlich

Kommenden Montag in der Aufsichtsratssitzung oder kurz darauf per Umlaufbeschluss wird der Posten des Vorstandsvorsitzenden ausgeschrieben. Im Dezember soll er dann gekürt werden. Das bedeutet, dass nicht viel Zeit für die Nachfolgersuche bleibt. Dies und das enge Gehaltsschema der Energie AG, das an die Gehälter der Landespolitik gekoppelt ist, spricht gegen eine Lösung, jemanden von außen zu holen.

Intern werden Technikvorstand Werner Steinecker die größten Chancen eingeräumt, Windtner zu folgen.

 

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Windtner über die Lernkurve in der Energie AG und den Einfluss der Politik

OÖNachrichten: Was war für Sie die größte Herausforderung als Energie-AG-Chef?

Windtner: Die Liberalisierung des Energiemarktes. Wir haben das Unternehmen in dieser Zeit vom potenziellen Übernahmekandidaten zu einem soliden regionalen Infrastrukturkonzern gemacht. Acht Mal waren die Berater von AT Kearney da, die Zahl der Führungskräfte wurde von 80 auf 38 reduziert. Klienten wurden Kunden. Aus Tarifen wurden Preise. Und dass wir die Großkunden halten konnten, war eine Leistung. Der Verbund und wir hatten damals am meisten zu verlieren.

Die Herausforderungen werden für Ihren Nachfolger nicht geringer.

Sie bleiben groß. Wir haben aber die Basis dafür gelegt, dass das Unternehmen das schafft. Mit Spar- und Fitnessprogrammen, die jetzt greifen und 50 Millionen Euro pro Jahr bringen.

Wie wird das Unternehmen in zehn Jahren aussehen?

Es wird wohl nach wie vor ein integriertes Unternehmen sein, das die Palette der Infrastruktur abdeckt, aber die Geschäftsmodelle ändern sich gravierend. Es wird nicht reichen, nur Strom zu liefern, es braucht Leistungspakete und Flexibilität. Digitales steht im Mittelpunkt.

Herausfordernd war aber auch die Zeit, als die neuen Eigentümer wie die Banken kamen bzw. der abgeblasene Börsengang.

Hier haben alle Beteiligten wohl eine interessante Lernkurve hinter sich. Die Banken etwa, die sahen, dass ein Energiekonzern nicht wie eine Bank funktioniert. Und auch wir haben gelernt. Bis 2008 war das Geschäft sehr stark projektbezogen. Nachher wurde der Fokus viel stärker auf die Kennzahlen gelegt.

Würden Sie sagen, dass der politische Einfluss auf die Energie AG während Ihrer Amtszeit größer oder kleiner wurde?

Dieser Einfluss hat eindeutig abgenommen. Wir haben Leute nicht nach parteipolitischen Aspekten eingestellt. Unser Kulturbeauftragter Franz Prieler hat bei seinem Abgang hervorgehoben, dass mir das stets egal war, welche politische Richtung er hat.

Aber wenn man sich die jüngsten Diskussionen um den möglichen Wechsel von VP-Wirtschaftslandesrat Michael Strugl auf Ihren Posten und den Streit um die Kompetenzen in der Landesregierung ansieht, könnte man dem Gedanken etwas abgewinnen, dass beim Zurückdrängen des politischen Einflusses noch Luft nach oben ist.

Wie das gelaufen ist, war für das Unternehmen nicht günstig. So etwas schadet einer Firma. Und ich appelliere an die Eigentümer, den aktienrechtlichen Spielraum voll zu nutzen und politische Einflussnahme hintan zu halten.

Jetzt können Sie sich mehr um den ÖFB kümmern. Werden Sie 2017 wieder als Präsident kandidieren?

Das ist nicht unwahrscheinlich.

Was haben der ÖFB und die Energie AG gemeinsam?

Sehr viele gruppendynamische Prozesse sind ähnlich. Es braucht Leadership, aber man kann mit kollektiver Stärke und unter Einbindung schwieriger Charaktere erfolgreich sein.

Werden Sie in den Aufsichtsrat der Energie AG wechseln?

Damit habe ich mich noch nicht beschäftigt.

Rechtlich wäre es möglich. Würden Sie es ablehnen, wenn man Sie fragte?

Das müsste man sich dann anschauen, wenn es so weit ist.

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28. März 2024