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Politik schmiedet Rettungsplan für Ökostrom-Erzeuger

Von Josef Lehner, 26. April 2016, 00:04 Uhr
Die Energierevolution frisst ihre Kinder Politik sucht Notlösung für Ökostrom
Josef Plank: „Ein Neinsagen greift zu kurz.“ Es brauche Alternativen zu Öl, Kohle und Gas. (Biomasseverband) Bild: APA

WIEN/LINZ. Ob Windräder, Biogasanlagen oder Holzkraftwerke: Vielen Betreibern geht finanziell die Luft aus, obwohl erneuerbare Energie gebraucht wird, um die Klimaziele zu erreichen. Wie die Politik jetzt helfen will, lesen Sie hier.

Die Betreiber von Biogasanlagen stehen vor der Pleite. Die Pläne für mehr als 300 Windkraftanlagen drohen zu vergilben. Seit Monaten steht das größte Ökostromkraftwerk Oberösterreichs still. Ob Wind, Biogas oder Holz: Für alle drei erneuerbaren Energieträger gilt: es fehlen die Förderinstrumente.

Am 1. Dezember 2005 feierte die Energie AG Oberösterreich in Timelkam die Eröffnung des Biomassekraftwerks. 20.000 Haushalte wurden seither mit Ökostrom versorgt, 6000 weitere mit Biowärme. Nach zehn Jahren ist der Fördervertrag mit der OeMAG, der Marktabwicklungsstelle für Ökostrom, abgelaufen.

"Auch für die Energie AG ist, wie für alle anderen, ein wirtschaftliches Betreiben des Kraftwerks nur mit einem Einspeisetarif möglich. Da er ausgelaufen ist, läuft derzeit nur noch der Heizwerkbetrieb", sagt Michael Frostel, Pressesprecher der Energie AG. Das Unternehmen bemüht sich um eine Verlängerung des Ökostromvertrags. Die Linz AG hat sie kürzlich für ihr Biomassekraftwerk bekommen.

Das ist ganz wichtig für die Holzlieferanten, denn Großverbraucher wie EAG und Linz AG prägen den Marktpreis, der bei fester Biomasse nach drei sehr warmen Wintern und wegen des großen Anfalls an Schadholz (Käferbefall) gesunken ist. Im Linz-AG-Kraftwerk verschwinden pro Stunde 16 Tonnen Holzbrennstoff.

Schluss mit Dauersubvention

Die Politik steht bei der Ökostromförderung auf der Bremse, weil sie im aktuellen System auch in Österreich ein Fass ohne Boden wird. Die Flut an deutschem Sonnen- und Windstrom lässt die internationalen Marktpreise verfallen und erhöht den Förderbedarf der Ökoanlagen. Die Energierevolution frisst also ihre Kinder. Deshalb will das Wirtschaftsministerium im Herbst eine Systemreform umsetzen: einmalige Investitionshilfe statt laufender Einspeisetarife.

Doch es muss noch vor der Sommerpause eine "kleine Reform" kommen. "Die Zeit wird knapp. Es geht für die Anlagenbetreiber ums Überleben", sagt Erwin Mayer von "Erneuerbare Energie Österreich". Gemeint sind in erster Linie die Betreiber von Biogasanlagen, für die jetzt viele Förderverträge nach 13 Jahren auslaufen. Sie erhalten künftig nicht mehr den Einspeisetarif von 14,5 Cent je Kilowattstunde, sondern den Strommarktpreis, der um die drei Cent liegt.

Das Wirtschaftsministerium will die Verträge auf 20 Jahre verlängern, wenn der Strom nicht mehr aus Mais, sondern aus Agrarabfällen oder Zwischenfrüchten erzeugt wird. "Wir wissen nicht, ob das technisch überhaupt machbar ist", heißt es im OÖ. Biomasseverband. Mais liefert eben mehr Biogas. Sein Einsatz ist aber bei vielen Landwirten verpönt. Wer nicht auf Abfall umstellen kann oder will, soll für seine Anlage eine Stilllegungsprämie erhalten, damit Pleiten möglichst verhindert werden.

Arbeiterkammer kritisch

Für die Notlösung braucht der Wirtschaftsminister aber im Parlament eine Zweidrittelmehrheit. Die Arbeiterkammer will bei der Förderung künftig genauer hinschauen, weil die Haushalte das alles über ihre Stromrechnung zahlen. Es dürfe keine Technik gefördert werden, die chancenlos sei. Ähnlich argumentiert die Wirtschaftskammer.

"Die Panikmache ist für mich nicht nachvollziehbar", sagt dagegen Josef Plank vom Biomasseverband. Die Ökostromförderung habe nur die Zuschläge erhöht; der Arbeitspreis sei gesunken, es gebe keine Mehrbelastung. Österreich müsse seine Klimagase bis 2050 um 80 bis 90 Prozent reduzieren und brauche neue Energiequellen. "Wir bitten um Vorschläge, wie das Energiesystem aussehen soll. Ein Neinsagen greift zu kurz."

 

330 Windanlagen auf Eis

In Österreich sind 2400 Megawatt installiert – die Leistung von zweieinhalb Atomkraftwerken. Sie decken neun Prozent des österreichischen Strombedarfs. Doch 330 Projekte liegen auf Eis, weil Jahr für Jahr weniger Förderung genehmigt wird. 2014 wurden noch 405 Megawatt dazugebaut, 2016 werden es 242. Neu genehmigt: nur noch 140. Die Windmüller verlangen ein neues Ökostromgesetz.

Kein Biogas mehr aus Mais

Für 91 Biogasanlagen in Österreich läuft heuer der Vertrag für die Einspeisung ins Stromnetz aus. Statt im Schnitt 14,5 Cent je Kilowattstunde gibt es den Marktpreis, rund drei Cent. Den Betreibern geht finanziell rasch die Luft aus. Die Politik verhandelt über Stilllegungsprämien oder eine Vertragsverlängerung von 13 auf 20 Jahre. Es darf jedoch kein Mais mehr vergast werden, sondern nur Abfall.    

Holzverstromung stockt

Drei warme Winter und daher geringere Nachfrage nach Holzbrennstoff: Der Rohstoffpreis sinkt zum Leidwesen der Forstbesitzer. In Oberösterreich gravierend: Ende November 2015 hat die Energie AG die Stromerzeugung im Biomassekraftwerk Timelkam eingestellt, weil ihr Fördervertrag ausgelaufen ist. Sie harrt einer Verlängerung; die Linz AG hat sie 2015 für ihr Holzkraftwerk erhalten. 

 

 

 

 

 

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15  Kommentare
15  Kommentare
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( Kommentare)
am 26.04.2016 23:09

Jaja, ohne massive Subventionen sehen die "Erneuerbaren" kein Land. Und diese Subventionen gelten nicht für Grundlagenforschung, Entwicklung und Prototypen (was unbedenklich wäre) sondern für den laufenden Betrieb! Massive Subventionen, die das Ende für hocheffiziente Gaskraftwerke und andere seriöse grundlastfähige Kraftwerke bedeutet, die so aus dem Markt gedrängt werden. Katastrophal sind sowieso die volatilen Stromquellen PV und Wind, die nichts zu einer effizienten und sicheren Stromversorgung beitragen, weil für sie immer konventionelles Backup bereitstehen muss (Nacht, Bewölkung, Flaute, Sturm). Aber auch Biogas und Wasserkraft können nicht beliebig ausgebaut werden, obwohl sie seriös und grundlastfähig wären.

Subventionen sollen dagegen in Forschung fließen: Z.B. neue Kernreaktoren die absolut sicher sind und Atommüll verwerten und wie sie anderswo schon gebaut werden. Oder Fusionstechnik, Energiespeicher, ... Wissenschaft+technik halt, nicht Pseudo-"Öko"-Abzockmodelle.

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zweitaccount (4.217 Kommentare)
am 26.04.2016 20:53

es gibt keine Mehrbelastung ???

Wer seine Stromrechnung lesen kann, ist klar im Vorteil!
Der Anteil der Energiekosten sinkt seit Jahren, die Netzkosten ebenfalls. Nur die Ökostromzuschläge erhöhen sich von Jahr zu Jahr.

Von 2014 auf 2015 wurde der Pauschalbetrag, der unabhängig vom Verbrauch für jeden Stromzähler zu bezahlen ist, von 13,20 € auf 39,60 € verdreifacht! Somit werden vor allem Kleinverbraucher zur Kasse gebeten.

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analysis (3.469 Kommentare)
am 26.04.2016 11:31

Früchte der EU-Strommarkt- Liberalisierung:
Risiken und Verluste werden ausgelagert, wenn es dann nicht mehr langt, muss der Staat (Kleinverbraucher) einspringen.
Das ist Profit-Privatisierung und Verstaatlichung der dabei angehäuften Verluste, wie unter M. Thatcher in GB!
Unter dem Vorwand einer "Ökologisierung" wurden riesige Fördersummen verschleudert, sowie von "Regulierungs-Ämtern" und über Energiebörsen der Europäische Energie-Verbund zerstört.
Finanzinvestoren (beraten von internationalen Consultern) tricksen das Regulierungs-System aus und sahnen ab.
Wann endlich gesteht man ein, dass der Neoliberalismus nur Schaden für Europa verursacht und verjagt seine Priester, selbst auf die Gefahr hin, dass es dann keine OÖN-Wirtschaftsredakteure gibt?
Die Förderbedingungen für die Biomasse-Verstromung sind eindeutig festgelegt (Einspeisetarife und Dauer), wenn nun um eine Verlängerung gejammert wird, geht's nur um PROFIT-MAXIMIERUNG zulasten der Konsumenten !

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Biobauer (6.031 Kommentare)
am 26.04.2016 20:28

Mein kluger analysis, Danke für ihre fundierte Analyse.
Die Wahrheit ist das sie derzeit in Oberösterreich mindestens, 10 anlagen geschenkt bekommen.
Sie können dann ja ihr wirtschaftliches Geschick beweisen.

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hbin (112 Kommentare)
am 26.04.2016 22:47

Ich bin Elektrofachhändler und meine Spannen werden durch den Internethandel zerstört! Ich kann von diesem Geschäft auch nicht mehr leben!
Wer hilft mir und den vielen anderen Händlern - auch anderer Branchen? Ich würde eine zusätzliche Hilfe durch den Staat oder uns Konsumenten an die Abzocker der erneuerbaren Energieerzeuger als äußerst marktschädigend bezeichnen und daher strikt ablehnen.

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koepher (181 Kommentare)
am 26.04.2016 23:53

Geschätzter hbin, nützen Sie die Chance. Bauen Sie Windräder, PV-Anlagen und Biogasanlagen. Nutzen Sie die derzeit billigen Kredite und investieren Sie so viel wie nur möglich. Haften Sie mit Ihrem ganzen Vermögen. Es lohnt sich, bald sind Sie superreich. Ein Tipp: es gibt jede Menge gebrauchte Ökostromanlagen zu kaufen. Geben Sie sich nicht damit zufrieden als Elektriker nur Aufträge von den gierigen Ökostromanlagenbetreibern zu erhalten, werden Sie selbst zum Milliardär - der Staat braucht gute Steuerzahler.

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Biobauer (6.031 Kommentare)
am 26.04.2016 09:01

Es ist ein Interessanter Zufall das dieser Artikel genau neben dem Tschernobyl Gedenkartikel steht.
meine Damen und Herren, glauben sie wirklich Atomstrom ist günstiger?

Das einzige was daran billig ist das Umweltverbrauch weder für Kohlekraftwerke noch für Atomkraftwerke keine Kosten verursacht.

Wenn wir ehr ich zu uns selber sein wollen und die Klimawende schaffen wollen, müssen wir Umweltverbrauch besteuern.

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Biobauer (6.031 Kommentare)
am 26.04.2016 09:06

Ich darf noch aus dem EU Subventionsbericht aus 2011(ein neuerer liegt mir leider nicht vor), zitieren.

Erneuerbare Energie wurde 2011 Eu weit mit 30 Milliarden Euro gefördert
Nukleare anlagen mit 35 Milliarden
und Kohle und Gas Kraftwerke mit 40 Milliarden öffentlichen Geld

Hier ist aber noch keine Gebühr für Umweltverbrauch eingerechnet.
Soweit zur Kostenwahrheit bei unserer Energie.

Vielleicht hat jemand aktuellere Zahlen?

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gerald160110 (5.609 Kommentare)
am 26.04.2016 16:15

Genau, pro M3 Atemluft fallen zukünftig EUR 1,12 zuzüglich Umsatzsteuer an. Der Betrag wird je nach benötigter Luftmenge monatlich von Ihrem Konto abgebucht. Die CO2 Zertifikate sind bitte jeweils im Voraus jährlich zu erwerben. Bitte berücksichtigen bei höherer körperlicher Aktivität den entsprechenden Mehrbedarfs!

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snugs (1.658 Kommentare)
am 26.04.2016 07:00

Wie nun?? "Die Flut an deutschem Sonnen- und Windstrom" wenn die Deutschen immer behaupten es ist unmöglich den eigenen Energieverbrauch mit erneuerbarer Energie abzudecken, darum brauchen sie Atomstrom und dann wird die erzeugte Erneuerbare Energie verkauft, dann ist das ganze eine undurchsichtige sumpfige Finanzwelt an der sich wieder einige endlos bereichern.
Aber die Politik steht machtlos vis a vis

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max1 (11.582 Kommentare)
am 26.04.2016 07:14

Das war: Punktgenau, wie der gesamte ÖKO-TRICK auf Abzocke aufgebaut ist. Sehr clever gemacht damit viele darauf hereinfallen.

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Zonne1 (3.627 Kommentare)
am 26.04.2016 06:35

Jaja der Strommarkt - Solange die Deutschen (und Polen) auf Teufel komm raus ihre nasse Erde verheizen (Braunkohlekraftwerke), und für die Schadstoffe nicht den gerechten Preis zahlen, wird der (Industrie-)Strom viel zu billig sein. Und solange müssen sauberere(inländische) Kraftwerke eben gefördert werden. Besonders die Biogasanlagen mit ihrer Speicherfähigkeit brauchen einen anderen Tarif, weil sie bei Bedarf, die Spitzen ausgleichen können.

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zweitaccount (4.217 Kommentare)
am 26.04.2016 20:53

welche Speicherfähigkeit haben die Biomassekraftwerke, um Spitzen abzudecken?

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koepher (181 Kommentare)
am 27.04.2016 00:08

Die Biomasse entsteht durch Assimilation aus Kohlendioxid CO2, Wasser und Sonnenlicht. Die Pflanzen (Biomasse) speichern dadurch Sonnenenergie. Spitzen abdecken bedeutet Brot zu essen wenn man Hunger hat, Holz zu verbrennen wenn es kalt ist und Mais, Gras usw. mittels Biogasanlagen dann in Strom zu verwandeln wenn keine Sonne scheint und kein Wind für Windräder geht. Mit Pflanzenölen oder Alkohol aus Pflanzen kann man Autofahren wenn man will. In Zeiten, in denen die Preise für Milch, Fleisch und Getreide aufgrund von Überproduktion massiv verfallen, sollte man heimischer Energie aus Biomasse eine Chance geben.

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zweitaccount (4.217 Kommentare)
am 27.04.2016 07:11

Spitzen abdecken beim Strom heißt, rasch auf Lastschwankungen reagieren zu können.
Das geht durch Wasserkraft in Verbindung mit Speicherseen - binnen weniger Minuten wird Strom ins Netz geliefert.
Biomasseanlagen dagegen sind für Dauerbetrieb konzipiert, und decken damit einen Teil der Grundlast ab, während Strom aus Wind und Sonne weder zur Grundlastabdeckung noch bei Verbrauchsspitzen zur Verfügung steht.
Lies dir deine Zeilen nochmals durch, wenn möglich mit eingeschaltetem Hirn

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