Mister Konsumentenschutz geht nach 25 Jahren: "Mein Ziel war Wettbewerb"
Georg Rathwallner: Der Chef des AK-Konsumentenschutzes geht in Pension. Er leitete eine Institution, die den Banken und Unternehmen auf Augenhöhe begegnet.
In den Neunzigerjahren legte sich Georg Rathwallner mit einer Bank an. Der Chef des AK-Konsumentenschutzes in Oberösterreich klagte ausgerechnet die Gewerkschaftsbank Bawag unter Helmut Elsner und musste dafür intern einiges an Kritik einstecken. Viele Jahre und ein Bawag-Debakel später lenkte die Bank ein und zahlte das, was andere Banken zuvor auch gezahlt hatten: jenen Schaden, den ihre Kunden aus einer viel zu langsamen Zinssenkung gehabt hatten.
Der Generaldirektor, der da einlenkte, war Ewald Nowotny, heute Gouverneur der Nationalbank und ein guter Bekannter von Rathwallner. Bei ihm und bei Kurt Rothschild war er insgesamt zehn Jahre Assistent für Volkswirtschaftslehre an der Johannes Kepler Universität gewesen. Das war, bevor Rathwallner 1987 zur AK wechselte, dort dem späteren Landesrat Hermann Kepplinger nachfolgte und 1991 die Abteilung für Konsumentenschutz übernahm.
Jetzt, 25 Jahre später, geht Rathwallner in Pension. Am 9. Juli wird er 65 Jahre alt, am 30. Juni hat er seinen letzten Arbeitstag. Seine Nachfolge ist geregelt. Mit Ulrike Weiß übernimmt seine bisherige Stellvertreterin und Wunschkandidatin die Abteilung mit 42 Mitarbeitern.
Rathwallner hat aus einer Stelle mit fünf Leuten, die versucht haben, über die Anforderungen neuer Regulierungen in Wien Konsumentenschutz zu betreiben, eine Abteilung gemacht, die vor allem eines zum Ziel hatte: "Ich wollte den Wettbewerb forcieren. Mit Preisvergleichen und Sachargumenten. Das ist uns im Bereich der Telekom und der Versicherungen gut gelungen. Wir haben noch heute europaweit günstige Handytarife", sagt er.
"Es wird schon wer regeln"
Im Bereich der Banken und der Energie könnte der Wettbewerbsdruck gerne größer sein. "Die Wechselrate beim Strom beträgt nur drei Prozent. Auch den Banken bleiben die Kunden treu. Es ist der Wechsel, der die Unternehmen zum Nachdenken und zu Verbesserungen bringt. Aber der Wettbewerb ist in Österreich nach wie vor unterrepräsentiert", sagt Rathwallner.
Die Konsumentenschutzabteilungen seien früher "Warnorganisationen" gewesen, die grundsätzlich gegen vieles gewesen seien. "Und die Konsumenten waren es zu lange gewohnt, dass jemand für sie etwas regelt. Das war ein Resultat der Nachkriegszeit und auch die Schuld der Sozialpartner. Wir haben dagegen versucht, die Mündigkeit des Konsumenten zu forcieren", sagt der gebürtige Grieskirchner, der Jahrzehnte in Neumarkt-Kallham gewohnt hat und erst kürzlich nach Linz übersiedelt ist.
Seine Abteilung habe die Konsumenten zwar beraten, die ersten Schritte hätten diese aber selbst setzen müssen. "Wir sind erst eingeschritten, wenn es rechtlich ernst wurde oder mehrere Fälle auf einmal betroffen waren. Wir wollen keinen Konsumenten bevormunden. Wir können nur beraten und mögliche Probleme aufzeigen." Nicht so gut habe dies bei den Fremdwährungskrediten geklappt. Die AK habe schon früh vor den Risiken gewarnt, die hätten aber einige Banken und mit ihnen auch Kunden lange ignoriert.
Gesprächspartner Scharinger
Die offene Konfrontation suchte Rathwallner selten. In vielen Fällen ist es ihm und seinen Leuten gelungen, über den Verhandlungsweg die letztlich viel besseren Lösungen zu finden. "Bei den Banken hat der ehemalige Raiffeisen-Generaldirektor Ludwig Scharinger früh erkannt, dass Kooperation auf Augenhöhe besser als Konflikt ist."
Bei Neuerungen haben sich die Banken in Oberösterreich vorab mit dem Konsumentenschutz abgestimmt. Dadurch seien viele Streitigkeiten, auch vor Gericht, vermieden worden. So geschehen auch bei der eingangs erwähnten Kredit-Aktion, bei der die Banken fast drei Millionen Euro bezahlten und nur die Bawag stur blieb. "Hätten wir die Bawag nicht geklagt, wären alle anderen Vereinbarungen mit den einsichtigen Banken wieder überflüssig gewesen. Ich stehe heute noch dazu", sagt Rathwallner.
Als er 1991 die Abteilung übernahm, fielen rund 6000 Fälle pro Jahr an, 2010 waren es dagegen 120.000 Anliegen der Konsumenten. Damals gab es zahlreiche Fälle von Internetbetrug. Mittlerweile hat sich die Fallzahl unter 100.000 eingependelt.
Ab 1. Juli will Rathwallner, der AK-intern wegen seines gepflegten Nonkonformismus nicht nur Freunde hatte, aber wegen seines Erfolgs unantastbar war, kein offizielles Wort mehr über den Konsumentenschutz verlieren. Er wolle sich dann mehr seinen Hobbys widmen: etwa historischen Fragestellungen rund um Oberösterreich und die Renaissance und natürlich volkswirtschaftliche Themen. Davor geht es allerdings zum Intensiv-Italienisch-Training nach Ferrara.