Linzer Uni will sich Wiener Informatik-Studenten angeln

Von Elisabeth Eidenberger   10.November 2012

730 Informatik-Studienanfänger müssen seit Oktober an der TU Wien um Plätze für maximal 420 Anfänger kämpfen. Bei mehr Interessenten dürfen nur jene mit dem praktischen Teil der jeweiligen Lehrveranstaltung beginnen, die eine Teilprüfung positiv absolvieren. Die Hochschülerschaft (ÖH) spricht von Knock-out-Prüfungen, mit denen „ein Großteil der Studenten aus dem Studium gedrängt“ werde. Das Ministerium denkt über Maßnahmen zur Umlenkung der Studierendenströme in die Bundesländer nach.

Ein Umstand, der an der Linzer Johannes Kepler Uni (JKU) mehr als positiv aufgenommen wird. „Als Bundeshauptstadt übt Wien einen gewaltigen Sog auf Erstsemestrige aus, die dafür sogar katastrophale Studienbedingungen in Kauf nehmen oder die Problematik einfach unterschätzen. Würden mehr Informatik-Studierende zu uns nach Linz kommen, wäre das sogar höchst wünschenswert, denn Oberösterreich braucht dringend mehr IT-Fachleute“, sagt Hanspeter Mössenböck, der die Studienkommission Informatik an der JKU leitet.

Nicht nur die Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt, auch die Studienbedingungen seien in Linz paradiesisch. „Die TU Wien hat siebenmal mehr Informatik-Studierende als die JKU, aber nicht einmal doppelt so viele Professorinnen und Professoren. Das Betreuungsverhältnis ist in Linz ungleich besser“, sagt Mössenböck.

Während es in Wien staut, baut die JKU ihre Informatik aus. „Vor wenigen Wochen wurde das neue Informatik-Gebäude im Science Park eröffnet. Große Hörsäle, Seminarräume und Labors bieten ausreichend Platz sowie optimale Arbeits- und Studienbedingungen an einer der schönsten Campus-Unis Österreichs“, sagt Mössenböck. Auch von der Qualität her brauche sich das Institut für Informatik in Linz keineswegs verstecken.

Das Institut für Informatik

Rangliste: Im Bereich Informatik/Software Engineering liegt die JKU im Microsoft Academic Research Ranking auf Platz 75 aller Universitäten weltweit. Zum Vergleich: Die TU Wien liegt auf Platz 38.

Kooperationen: Auch in Bereichen wie Pervasive Computing, Programmverifikation oder Compilerbau zählt die JKU zur Weltspitze. 2011 hat sich der amerikanische Software-Konzern Oracle entschieden, sein einziges Forschungslabor in Österreich an der JKU einzurichten.

Preise: Der höchste Wissenschaftspreis Österreichs, der Wittgensteinpreis, ging 2009 an den Linzer Informatik-Professor Gerhard Widmer.