Linz Textil schickt wegen Auftragsdelle 40 Spinnerei-Mitarbeiter auf Urlaub

Von Sigrid Brandstätter   20.September 2017

Von 29. September bis 8. Oktober wird die Spinnerei heruntergefahren. Diese Maßnahme ist mit der Belegschaftsvertretung akkordiert, sagt Linz-Textil-Vorstandssprecher Hermann Wiesinger. Gestern Vormittag wurden die betroffenen Mitarbeiter in einer Betriebsversammlung informiert. Die Rohweberei – ebenfalls am Standort in Linz- Ebelsberg angesiedelt – ist von dieser Maßnahme nicht betroffen. Dort sind 60 Mitarbeiter beschäftigt.

Billigimporte drücken den Preis

Wiesinger erläutert im Gespräch mit den OÖNachrichten die Kapazitätsrücknahme. Seit Mai sind die Aufträge in dem Segment Garne leicht rückläufig. Juli und August seien traditionell schwächere Monate, aber auch im September habe sich die Situation nicht erholt. Darum habe man kurzfristig reagiert. Verschärft wird die Situation durch den stärker werdenden Dollar. Dies begünstige den Import billiger Garne nach Europa.

Linz Textil argumentiert in einer Ad-hoc-Mitteilung an die Investoren auch, dass „die kontinuierlichen und stetigen Preissteigerungen bei der Rohstoffbeschaffung vom Markt nicht mehr angenommen werden“. Damit meint das Unternehmen die Preiserhöhungen, die die Lenzing AG verlangt. Die OÖN haben mehrfach darüber berichtet.

Weitere Entscheidungen über die Zukunft der Linzer Spinnerei könnte es Ende September geben: „Wir beobachten die Situation ständig. Das Geschäft ist sehr zyklisch. In wenigen Wochen kann es wieder anders sein“, sagt Wiesinger. Im September finden einige Messen statt, von diesen erwartet sich der Vorstand weitere Indikationen, wie sich der Markt entwickelt.

In Linz werden Standard-Viskose-Garne gesponnen, die in die Textilindustrie gehen. Geliefert wird nach Europa und in die Türkei. Für diese Produkte sei gegenüber dem Weltmarkt kaum ein Preisaufschlag erzielbar, sagt Wiesinger. Die Margen seien schon bisher eng. Eine Preisverschlechterung um zehn Prozent entscheide über positive oder negative Ergebnisse.

In der Ad-hoc-Mitteilung am Montagabend hat das Unternehmen darauf hingewiesen, dass die Situation bei den Garnen „dämpfend auf die Ertragslage im Segment der textilen Halbfabrikate im weiteren Jahresverlauf“ wirken werde. Aus heutiger Sicht sei im Segment der textilen Halbfabrikate im Gesamtjahr dennoch ein positives Ergebnis zu erwarten. Im Vorjahr hat Linz Textil bei 113 Millionen Euro Umsatz 8,6 Millionen vor Steuern (EBT) verdient.

Der Überlebenskampf

 

Die Spinnerei der Linz Textil stand schon vor dem Zusperren. Im Oktober 2015 trat der damalige Vorstandschef Dionys Lehner vor die Belegschaft und teilte ihr mit, dass die Produktion per Juni 2016 geschlossen werden muss. Die Rede war damals von der „modernsten Spinnerei Europas“ – und einer der letzten.

Als Grund wurde damals angegeben, der Rohstoff-Lieferant Lenzing habe angekündigt, die Liefermenge zu halbieren und gleichzeitig die Preise anzuheben. Der Faserhersteller ist gut ausgelastet mit Spezialentwicklungen für Kunden. In Linz wird Standard-Viskose erzeugt.

Im März 2016 konnte der Schließungsentscheid ausgesetzt werden. Man habe sich auf die veränderte Situation eingestellt, hieß es. Inzwischen ist der Dollarkurs gestiegen, was die Situation in der Spinnerei wieder verschärft.