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"Landgemeinden mit Startups beleben"

Von Dietmar Mascher, 03. September 2015, 00:04 Uhr
"Landgemeinden mit Startups beleben"
Geboren in Timelkam: Regina Prehofer sieht den Standort Oberösterreich "grundsätzlich positiv". Bild: Reiter

WIEN / LINZ. Die Vizerektorin der Wirtschaftsuni Wien, Regina Prehofer, über Abwanderung, Zukunftsinvestitionen und den Swap.

Sie war im Vorstand von Bank Austria und Bawag/PSK und hat als Vizerektorin die Übersiedlung der Wirtschaftsuniversität Wien an den neuen Standort gemanagt. Die gebürtige Oberösterreicherin Regina Prehofer sieht an Oberösterreich viele positive Seiten, mahnt aber, die Infrastruktur nicht aus den Augen zu verlieren.

 

OÖNachrichten: Sie sind in Timelkam geboren. Was verbinden Sie heute mit diesem Ort?

Prehofer: Vor allem eine schöne Kindheit. Meine Eltern leben nach wie vor dort, es geht ihnen gut. Prägend war aber auch für mich, mitzuerleben, wie Timelkam wuchs. Mein Vater war Amtsleiter, und ich bekam hautnah mit, wie die Wirtschaft wuchs, Baustelle um Baustelle angelegt wurde und der Wohlstand in den sechziger und siebziger Jahren stieg.

Eine Entwicklung, von der Oberösterreich derzeit nur träumen kann. Ist es mit dem Wachstum vorbei? Erleben wir eine Stagnation des Wohlstands?

Die vergangenen Jahre waren von einigen Krisen beeinflusst, von einem Wachstumsstopp in Mittel- und Osteuropa, von Russland und der Ukraine. Das ist für eine exportorientierte Wirtschaft wie jene Oberösterreichs natürlich nicht so einfach. Das heißt aber nicht, dass man vor Schreck erstarren muss. Man muss rasch erkennen, welche Bereiche am Zenit sind und welche Chancen haben, und dann reagieren. Die Universitäten sollten dafür einen Beitrag leisten.

Oberösterreich klagt darüber, dass man viele junge und talentierte Leute an Wien und andere Universitätsstädte verliert, die weggehen, um zu studieren, und nicht mehr heimkehren. Sie sind auch mit 18 Jahren nach Wien gegangen, um zu studieren. Warum sind Sie nicht in Oberösterreich geblieben?

Ich habe zunächst Handelswissenschaften (HW) und später dazu noch Jus studiert. HW gab es damals in Linz nicht, der Schwerpunkt auf Sprachen hat mich sehr gereizt. Und es stimmt schon: Wenn man einmal in Wien studiert und hier seinen Freundeskreis hat, geht man eher nicht zurück. Das war bei mir nicht anders.

Ist der Ansatz Oberösterreichs richtig, das Studienangebot zu verbreitern, um so die Jungen im Bundesland zu halten?

Tatsache ist, dass Oberösterreich allein durch seine guten und international erfolgreichen Betriebe einen Anreiz bietet, nach Oberösterreich zu ziehen und hier zu arbeiten. Wenn sich die Firmen und Institutionen zusammentun und Praktikumsplätze anbieten, ist das ein Anreiz, später hierher oder zurückzuziehen. Dann sehen die Leute, welche Lebensqualität etwa Linz hat. Da braucht sich Linz wirklich nicht zu verstecken. Daneben muss man aber auch die Infrastruktur auf höchstem Niveau halten. Etwa beim Internet-Anschluss. Mit besten Verbindungen kann man es schaffen, High-Tech-Startups in Landgemeinden zu bekommen. Die müssen nicht in der Stadt arbeiten und bereichern so das Leben außerhalb der Ballungszentren. Das wäre eine Riesenchance.

Oberösterreich hat sich in Wirtschaftsbelangen lange gerne auf die Schultern geklopft, jetzt ist man aber von der Champions League der Wirtschaftsregionen weit entfernt. Wie sehen Sie den Standort aus 200 Kilometern und 40 Jahren Entfernung?

Grundsätzlich positiv. Dass die eingangs erwähnten Entwicklungen in mehreren Exportstaaten nicht förderlich sind, ist klar. Dann muss man rasch neue Märkte identifizieren und bearbeiten. Was nicht nur in Oberösterreich ein Thema ist, ist die überbordende Verwaltung. Der Föderalismus ist an einer Grenze angelangt, die kein weiteres Wachstum erlaubt. Volle Konzentration gilt Bildung und Innovation.

Das ist ein Stehsatz. Aber nutzen wir die viel beschworene Ressource Hirn auch richtig?

Ja, aber es könnte besser sein. Wir müssen uns noch mehr an den Besseren orientieren. Was mir Sorge bereitet, ist die Technologiefeindlichkeit, die in vielen Bereichen Forschung und die Entwicklung von Unternehmen behindert. Das ist bisweilen gesellschaftsfeindlich.

Sie sind jetzt seit viereinhalb Jahren Vizerektorin der WU, davor waren Sie 30 Jahre lang Bankerin. Fehlen Ihnen die Banken?

Nein, ich habe noch gute Verbindungen. Aber die Banken fehlen mir nicht. Die Situation für die Banken ist auch nicht einfacher geworden. Man muss sich nur die Regulierung etwa über die Eigenkapitalvorschriften vor Augen führen. Dadurch müssen die Banken vorsichtiger werden, müssen bei der Kreditvergabe restriktiver sein. Das passiert nicht aus Boshaftigkeit, verbessert die Situation aber auch nicht unbedingt.

Die Banken sind so unbeliebt wie kaum je zuvor. Liegt das vielleicht auch daran, dass Leuten Produkte verkauft wurden, die diese nicht verstehen?

Das spielt sicher eine Rolle. Dazu kommt die Hypo Alpe Adria. Dafür können zwar die anderen nichts, aber so ist es nun einmal. Was die Produkte betrifft, haben sich unsere Banken nicht hervorgetan.

Aber Swaps und Fremdwährungskredite wurden doch zuhauf angeboten.

Das stimmt. Das war in einer Boom-Phase. Die Kalkulation, welche Auswirkungen welche Entwicklungen haben können, ist an sich nicht so schwer. Aber man hat die Wahrscheinlichkeit, dass der schlimmste Fall eintritt, einfach beiseite geschoben. Fairerweise muss man dazusagen, dass sämtliche Währungs- und Zinsprognosen aus der damaligen Zeit auch völlig daneben lagen.

Sie haben auch insofern einen Linz-Bezug, als während Ihrer Zeit in der Bawag der Swap-Konflikt ausbrach. Wie wird dieser Streit ausgehen?

Ich kenne die Details zu wenig, um hier eine profunde Antwort zu geben. Persönlich denke ich aber, dass ein Vergleich am vernünftigsten wäre.

Sie waren Jahrzehnte in der Privatwirtschaft, sind seit viereinhalb Jahren Vizerektorin für Finanzen und Infrastruktur an der WU. Worin liegt der Unterschied?

Im öffentlichen Bereich kann man die Erlösseite nur bedingt beeinflussen. Auf der Ausgabenseite ist der Unterschied nicht so groß. Was ich an der Universität so toll finde, ist die Selbstständigkeit der Institution. Die Hierarchien sind flach. Forschung hat Priorität. Wir haben mit vielen jungen Menschen zu tun und das Gefühl, dass wir hier in die Zukunft investieren.

 

Zur Person

Regina Prehofer (59) wurde in Timelkam geboren und wuchs dort auf. Nach der Matura ging sie nach Wien, studierte Handelswissenschaften und Jus und schloss beide Studien mit dem Doktorat ab.

Sie war 30 Jahre im Bankenbereich tätig, zunächst in der Kontrollbank, dann in der Creditanstalt bzw. in der Bank Austria. Dort war sie ebenso im Vorstand tätig wie später in der Bawag-PSK. Seit 2011 ist sie Vizerektorin der WU Wien.

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6  Kommentare
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Salzkammergut (3.323 Kommentare)
am 03.09.2015 13:21

"Startups" wenn ich das schon höre. Sagt der lieben Frau das Leben schaut anders aus. Es ist kein Groschen von den EZB Mrd für die Wirtschaftsankurbelung bei den KMUs angekommen sondern für Spekulationen von Banken verwendet worden. Und die "Startups" gehen schon Pleite bevor die Anfangen an der Bürokratie!

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tradiwaberl (15.589 Kommentare)
am 03.09.2015 09:58

S.g. Fr. Prehofer

Warum gibt es am Land wenig Startups ??
Es gibt dort genauso innovative Leute mit guten Ideen. Und online-Arbeit und Vernetzung ist auch nicht ortsgebunden.
WAS man aber voraussetzen muss, ist eine gute Infrastruktur: d.h. schnelle Internetanbindung (und Nein, 2MBit sind NICHT schnell), Handyempfang samt schneller Datenanbingung, kurze Wege für behördliches (am besten Online).

3 Schrauben, bei denen es bei uns einfach hapert. Nicht an den Leuten.

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pepone (60.622 Kommentare)
am 03.09.2015 12:26

tradiwaberl

richtig ..

um diese Infrastruktur durchzusetzen müssen sich die Politiker/innen engagieren .. DAS TUN SIE ABER NICHT !
das Geld von der lizenzvergabe wäre ja da !

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beppogrillo (2.507 Kommentare)
am 04.09.2015 20:02

da kommt bald die Breitband-Milliarde zwinkern))

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netmitmir (12.413 Kommentare)
am 03.09.2015 09:31

Es finden sich halt immer weniger Dumme, die bei vollem persönlichem Risko 70 % des verdienten Geldes an den Staat und sein Institutionen abliefern wollen.

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tradiwaberl (15.589 Kommentare)
am 03.09.2015 08:20

Das kann man sicher mit einer verpflichtenden StartUp-Quote regeln...

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