"Kleine Händler leben von der Substanz"
LINZ. Lebensmittelhandel in Oberösterreich unter Druck – Förderung verlängert.
Jede zehnte Gemeinde in Oberösterreich hat keinen Nahversorger. Zu diesem Ergebnis kommt die Strukturanalyse des oberösterreichischen Lebensmitteleinzelhandels, die gestern in der Wirtschaftskammer präsentiert wurde. Laut Gremialobmann Johannes Jetschgo, selbst Spar-Kaufmann in Sarleinsbach, würden viele kleine Lebensmittelhändler von der Substanz leben. "Sie finden auch keinen Nachfolger für den Betrieb, weil es uninteressant ist, wenn bei 70 bis 80 Arbeitsstunden pro Woche kaum etwas übrig bleibt."
Ursache für den Druck sei die hohe Flächendichte im heimischen Lebensmittelhandel. "In Österreich gibt es pro Kopf um 30 Prozent mehr Verkaufsfläche als in Deutschland", sagt Jetschgo. Die großzügige Handhabung der Raumordnung aus den 1990er-Jahren, die das Wachstum der Filialisten begünstigt habe, würde sich nun rächen. Heute gebe es praktisch keine Neuwidmungen mehr, betont Wirtschaftslandesrat Michael Strugl. Und das, obwohl kaum eine Woche vergehe, in der nicht eine Gemeinde mit einem größeren Projekt in seinem Büro vorstellig werde, so Strugl.
Neben der restriktiven Auslegung der Raumordnung unterstützt das Land die Nahversorgung mit einer Förderung, die heuer auslaufen würde und nun um zwei Jahre verlängert werden soll. "Seit 2014 haben wir 464 Nahversorgungsprojekte mit 3,8 Millionen Euro gefördert. Das hat Investitionen in Höhe von 36 Millionen Euro ausgelöst. Diese Hebelwirkung ist beträchtlich", sagt Strugl. Ohne Förderung hätten bereits sehr viel mehr Einzelhändler aufgegeben.
Regionales statt Textil
Paradebeispiel für einen erfolgreichen Lebensmittelhändler ist Jetschgo selbst, der in Sarleinsbach ein Geschäft mit einer Verkaufsfläche von 800 Quadratmetern betreibt. Mit seinen 20 Mitarbeitern erzielt er einen Jahresumsatz von rund drei Millionen Euro. "Ich bin seit 40 Jahren selbstständig und habe schon oft umgebaut", erzählt Jetschgo. So auch im vergangenen Jahr, wo er den Textilhandel aufgelassen und den Lebensmittelbereich ausgebaut hat. Er rückt jetzt regionale Lebensmittel noch stärker in den Vordergrund. "Die Kunden sind interessiert, wo ihre Lebensmittel herkommen." (sd)
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