Hiegelsberger: "Solidarität mit der Landwirtschaft"

Von Alexander Zens   09.Juni 2016

OÖN: Bauern leiden unter niedrigen Preisen und Einkommen. Was kann die Agrarpolitik ausrichten? Sie wirkt auf allen Ebenen hilflos.

Hiegelsberger: Die Politik kann in der Marktwirtschaft nur Rahmengeber sein. Das Russland-Embargo war nicht vorhersehbar. Zuvor hatten große europäische Agrarländer ihre Produktionen aufgestockt. Nun sind die Überschüsse auf dem Binnenmarkt. Dazu kamen das Schwächeln des chinesischen Marktes und die Tatsache, dass Staaten wie Irland ihre Mengen nach Ende der Milchquote massiv steigerten. Eine erste Antwort ist in Österreich die im Ministerium eingerichtete Exportagentur, die von den Bundesländern kofinanziert wird. Ich fordere Solidarität in Europa nicht nur beim Thema Asyl, sondern auch im Agrarbereich. Wir brauchen ein Mengensteuerungssystem. Auch die OPEC und die Düngemittelindustrie haben es geschafft, ihre Mengen weltweit an die Preissituation anzupassen.

Wie soll das funktionieren, eine OPEC für Milch und Schweine?

Das geht kartellrechtlich natürlich nicht. Unsere Betriebe halten es aber auf Dauer nicht aus, dass ihre Kostennachteile nicht eingepreist werden. Auf Marktstörungen muss man reagieren. Europäische Milch- und Schweineverarbeiter sollen mit ihren Lieferanten vereinbaren, wie viel erzeugt werden kann. Es braucht entlang der gesamten Wertschöpfungskette mehr soziale Verantwortung.

Das ist wohl ein frommer Wunsch.

Die Frage ist, wie viel ist uns die bäuerliche Landwirtschaft wert. Im Schnitt verbraucht ein Österreicher 80 Liter Milch pro Jahr. Bekämen die Bauern wieder 40 statt 27 Cent Auszahlungspreis, würde das den Konsumenten nur 10,40 Euro kosten.

Das Land hilft bei Versicherungsbeiträgen und Förderungen. Das ist aber nur Löcher stopfen und bringt keine höheren Einkommen.

Alleine die Schweinewirtschaft hat 2015 rund 50 Millionen Euro verloren. Das mit öffentlichem Geld auszugleichen, wäre unmöglich und der falsche Weg. Es braucht mehr Wertschöpfungstiefe und Spezialisierung bei den Betrieben sowie Bewusstseinsbildung für regionale Waren in Großküchen und Gastronomie. Da arbeiten wir daran.

Erreichen Sie viele Hilferufe?

Ja. Die Stimmung ist teilweise im Keller. Marktverwerfungen gab es auch früher. Aber die Dauer ist das Problem. Einige haben vor der Krise investiert. Die Stimmung ist auch schlecht, weil die Landwirtschaft ständig mit undifferenzierten Vorwürfen bei Pflanzen- und Tierschutz konfrontiert wird.