Heiße FACC-Hauptversammlung: Kleinaktionäre gegen Aufsichtsrat

Von Sigrid Brandstätter   19.Juli 2017

Die Geduld der gut 100 anwesenden Aktionäre wurde bei der gestrigen Hauptversammlung der FACC auf eine harte Probe gestellt. Schon die Einleitung und der offizielle Bericht dauerten mehr als zwei Stunden. Dies war zum Teil den Übersetzungen geschuldet, da der Aufsichtsratsvorsitzende Ruguang Geng seine Ausführungen auf Englisch vortrug und einzelne Wortmeldungen aus dem Chinesischen übersetzt werden mussten.

Mehrere Aktionäre reichten vorab Dutzende Fragen ein. Allein die Liste des Wirtschaftsprüfers und Kleinaktionärs Erich Kandler umfasste 83 Fragen. Er kündigte zu Beginn an, Vorstand und vor allem Aufsichtsrat würden "nicht so leicht davonkommen", und drohte eine Schadenersatzklage und viele Anträge an. Diese sollten Stunden später folgen. Der aufmüpfige, aber fachlich sattelfeste Aktionär forderte eine Sonderprüfung gegen Vorstand und Aufsichtsrat. Mit dieser Forderung blitzte er allerdings ab. Dass die Dividende erneut ausfällt, stand vorab bereits fest, Vorstand und Aufsichtsrat wurden entlastet.

Für die aktuelle Entwicklung des Geschäfts gab es durchwegs Lob von den Rednern. Allerdings nahm deutlich mehr Raum die Kritik ein. Diese ging in zwei Richtungen: Die Zusammensetzung des Aufsichtsrats wurde mehrfach angesprochen. Alle acht Kapitalvertreter stellt der chinesische Hauptaktionär, der 55 Prozent der Anteile hält. Schriftlich wollte der Kleinaktionär Rupert Staller wissen, wie die Eigentümer der "unübersehbaren Notwendigkeit der Internationalisierung des Aufsichtsrats Rechnung tragen werden". Andreas Wosol vertritt den zweitgrößten Minderheitsaktionär Pioneer Investments: Er kritisierte, dass die Gesellschaft einen Schritt nach vorne, aber wieder zwei zurück mache, und bezog sich damit auf die Bilanzkorrektur, die das Unternehmen nach der Kontrolle der Finanzmarktaufsicht durchzuführen hatte.

Auch er fragte: "Wann kommen Sie der geforderten Verbreiterung des Aufsichtsrats nach?" In dieser Tonart ging es weiter. Friedrich Huemer, selbst bestimmender Aktionär und Vorstandschef der Polytec, ist bei der FACC Kleinaktionär. Auch für ihn war die gestrige neuerliche Nominierung zweier Chinesen für den Aufsichtsrat "ein Affront" gegen die Kleinaktionäre.

"Haben FACC gerettet"

Geng ließ keinen Zweifel daran, dass sich die chinesischen Eigentümer als Retter der FACC sehen. "Das Unternehmen war 2009 in einer Krise, wir sind auf Bitten hin eingestiegen." Der Aufsichtsrat entspreche den österreichischen Gesetzen. Er verstehe den Wunsch jedes Aktionärs, gut vertreten zu sein. Er sei offen, wenn konkrete Personen für das Gremium vorgeschlagen würden. Sie müssten "professionelle Kundenkontakte zur Flugzeugindustrie" haben.