"Die Banken entlasten und das Wiener Dornröschen wieder wachküssen"
LINZ. Jungunternehmer: VP-Wirtschaftsstaatssekretär Harald Mahrer und Wirtschaftsbund-Obfrau Doris Hummer über Erleichterungen für Gründer und das Leistungsprinzip.
Wie schafft es Österreich, dass sich junge Leute trauen und und auch das Geld dafür bekommen, sich selbstständig zu machen? Darüber sprachen die OÖNachrichten mit VP-Wirtschaftsstaatssekretär Harald Mahrer und der Chefin des Wirtschaftsbundes in Oberösterreich, Doris Hummer. Tenor der beiden: Die Regeln für die Banken, zumal die klassischen Regionalbanken, sollten gelockert werden, damit diese wieder in der Lage sind, Kredite auch für riskantere Projekte zu vergeben.
Risiko: Es sei paradox. Wenn man ein 08/15-Geschäft eröffnen will, sei die Bankfinanzierung in der Regel kein Problem. Zukunftsträchtige Start-ups, die etwas Neues wagen und damit auch Risiko nehmen, könnten dagegen die Bankfinanzierung gegenwärtig vergessen, sagt Mahrer. Daher müssten die Regeln wie Basel III wieder für jene Banken gelockert werden, die im klassischen Bankgeschäft aktiv sind. Daneben müssten weitere Möglichkeiten zur Finanzierung erleichtert werden.
Börse für KMU
Mahrer will eine Börse für Klein- und Mittelbetriebe. Die könne, müsse aber nicht in Wien sein. "Man muss auch europäisch denken", sagt Mahrer. "Wien befindet sich börsetechnisch noch in der Steinzeit. Derartige Finanzierung über Eigenkapital befindet sich noch im Dornröschenschlaf. Wir müssen das Dornröschen wachküssen." "Wenn man sich vor Augen hält, welche Pflichten die Banken etwa bei der Berichtspflicht haben, wünscht man sich Entlastung und mehr Hausverstand", sagt Hummer. Die Regierung hat zudem eben ein Start-up-Paket mit einem Volumen von 185 Millionen Euro auf den Weg gebracht.
Chancen: Österreich hat einen Nachholbedarf bei Start-ups, aber auch schon einiges herzuzeigen. Im Bereich Automotive, Stahlbau oder Sensorik würden rund um große etablierte Unternehmen neue kleine Unternehmen entstehen. Nicht alle reden darüber. "Aber was in Hagenberg passiert ist, ist schon beachtlich", sagt Mahrer, der auch den Co-Working-Space von Swarovski in Wattens als vorbildlich bezeichnet. Dort würden sich sogar Wiener Firmen ansiedeln, und Innsbrucker Studenten und Ausgründer würden dorthin pendeln.
Doris Hummer sieht vor allem in der Zusammenarbeit zwischen angewandter Forschung und Jungunternehmern ein riesiges Potenzial. Wichtig für junge Unternehmen sei ein Umfeld, das den Erfahrungsaustausch zulasse. Das lebt der Wirtschaftsbund vor, der den dritten Stock seines Hauptquartiers in Linz ausgeräumt hat und drei Start-ups ansiedelt.
Leistungswille: Das Prinzip "Von nix kommt nix", das vor einigen Jahrzehnten noch gegolten habe, sei verloren gegangen, sagt Mahrer und nimmt auch die eigene Partei von der Kritik nicht aus. Den Bürgern sei zu lange die Eigenverantwortung genommen und eingetrichtert worden, es kümmere sich jemand anderer um sie. Es gebe durchaus etliche junge Leute, die aber leistungsbereit sind und mit Freude Unternehmen gründen. Diese müsse man unterstützen. Gleichzeitig bezeichnet es Mahrer als "Zumutung, dass Arbeit von manchen Seiten als menschliches Leid dargestellt wird. Es wird gegen Unternehmer kampagnisiert, als ob es sich hier um lauter Zigarren rauchende Großkapitalisten handelt, die ihre Leute unterdrücken", sagt Mahrer.
Hummer will die Begeisterung für den Leistungsgedanken wieder stärken. "Was vielen fehlt, ist nicht die Idee, sondern der Mut."
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