Banken: Der etwas andere Generaldirektor

Von Dietmar Mascher   15.Oktober 2016

Wer sich ein Weltbild des bösen Kapitalismus bastelt, verwendet als Bestandteil dafür auch Banker als Repräsentanten eines herzlosen Finanzkapitalismus. Die schwarzen Anzüge, weißen Hemden und perfekt sitzenden Krawatten sind zu verlockend, um sie nicht mit Vorurteilen aufzuladen. Was mitunter unfair ist, aber bequem in manch einfache Sichtweise passt.

Wer ein Feindbild rund um Integration und Flüchtlingshilfe malt, füllt dieses gern mit naiven Sozialromantikern, die man als Gutmenschen abkanzelt. Was auch nicht gerade Ausdruck differenzierter Betrachtungsweise ist.

Christoph Wurm kennt beide Stereotypen und ist die Antithese zu beiden. Der 48-jährige Jurist ist Generaldirektor der VKB-Bank und gleichzeitig Finanzverantwortlicher von SOS Menschenrechte. Die beiden Funktionen seien für ihn kein Widerspruch. "Im Gegenteil, man kann Geschäft und soziales Engagement gut miteinander verbinden", sagt Wurm.

Für Wurm ist soziales Engagement seit Jahrzehnten eine Selbstverständlichkeit. Er sei geprägt worden vom Engagement des Linzer Malereiunternehmers Otto Hirsch, der seit Jahren Hilfsprojekte auf der ganzen Welt organisiert. Das habe ihn als jungen Pfadfinder schon früh fasziniert. Etwa als in Split ein Friedensdorf aufgebaut wurde, oder als Hilfstransporte nach Rumänien organisiert wurden.

Das Engagement als Pfadfinder sei auch heute noch eine wichtige Erfahrung. Dort werde gelehrt, sich für andere einzusetzen und ob der internationalen Verbindungen auch über den Tellerrand zu blicken. "Beim Welt-Jugendlager 1987/88 mit 15.000 Jugendlichen wird dir schnell klar, dass die meisten Menschen aus der Nähe betrachtet friedlich und hilfsbereit sind", sagt Wurm, der sich nicht nur während seiner Schulzeit bei den Pfadfindern engagierte, sondern später auch deren Präsident wurde und in dieser Funktion den Energie-AG-Managern Leo Windtner und Werner Steinecker nachfolgte. Seine Nachfolgerin ist Andrea Felbermayr.

Wurm war während des Studiums Rettungsfahrer beim Roten Kreuz und absolvierte seinen Zivildienst bei der Caritas. Dort wollte er eigentlich auch beruflich bleiben, landete aber nach Abschluss seines Jus-Studiums in der Rechtsabteilung der VKB-Bank. Dort baute er eine Sanierungsabteilung auf und entwickelte sich zum Spezialisten für Regulatorien. "Dass ich Generaldirektor wurde, war allerdings Zufall."

Seinem sozialen Engagement tat dies keinen Abbruch. Wurm ist bei SOS Menschenrechte unter Gunther Trübswasser im Vorstand aktiv und betreut mit dem Unternehmer und Grün-Politiker Kuno Haas die Finanzen. "Menschenrechte sind nicht teilbar. Dennoch erleben wir in Europa, etwa in Ungarn oder auch Österreich, wie das in Frage gestellt wird", sagt Wurm, der vor einfachen Lösungen in jede Richtung warnt. "Einfache Lösungen gibt es nicht, weil das Thema komplex ist. Um die Flüchtlingsprobleme in den Griff zu bekommen, muss man viele Maßnahmen setzen. In den Ländern, wo die Flüchtlinge herkommen, und auch hier, wenn es darum geht, dass auch entsprechend Deutschkurse angeboten werden", sagt Wurm.

"Kein Widerspruch"

Als Gutmensch bezeichnet zu werden, habe ihn noch nie gestört, sagt der Banker, der in seiner Freizeit gerne wandert und paddelt. "Aber dass ich Sozialromantiker bin, kann man mir sicher nicht vorwerfen, ich sehe die Probleme realistisch und pragmatisch."

Einen Widerspruch zu seiner Tätigkeit als Bankchef kann Wurm nicht erkennen. "Auch bei uns geht es um Menschen. Die VKB-Bank ist ja ursprünglich als Genossenschaft organisiert worden. Und wir nehmen als Unternehmen auch soziale Verantwortung wahr."