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Firmenkredite: Harte Währung Vertrauen

Von Hermann Neumüller, 03. November 2016, 00:04 Uhr
Harte Währung Vertrauen
Bild: OON

Von Regularien geplagt, tun sich Banken schwer bei der Kreditvergabe. Bei starken Familienbetrieben fällt es leichter.

Es gefällt den Aufsehern gar nicht mehr, wenn Banken das tun, was sie seit Jahrhunderten tun: Kredite vergeben, auch wenn ein Teil des Risikos bei der Bank hängenbleibt. Die Null-Risiko-Bank gibt es nämlich nicht, sonst könnte auch ein Kreditautomat die Aufgabe übernehmen.

"Der Vertrauenskredit ist noch erlaubt", sagt Michael Rockenschaub, Generaldirektor der Sparkasse Oberösterreich. Darunter versteht Rockenschaub einen Kredit an einen Schuldner, mit dem die Bank über Jahrzehnte gute Erfahrungen gemacht hat – auch in schwieriger Zeit. Genau diese Eigenschaft trifft auf den typischen Familienbetrieb zu, der sich seit Jahrzehnten bewährt hat und aus Sicht Rockenschaubs in seiner Vielfalt das "Rückgrat der oberösterreichischen Wirtschaft" bilden.

Harte Währung Vertrauen
Michael Rockenschaub Bild: VOLKER WEIHBOLD

Aber was macht diese Unternehmen so besonders? "Da ist einfach eine spezielle Emotion da. Da bemüht man sich bis zum Letzten, falls es einmal nicht so gut läuft", sagt Rockenschaub – und spricht dabei sicher auch für die anderen Chefs der oberösterreichischen Regionalbanken. Dazu kommt, dass die Strukturen der Regionalbanken mit jenen alteingesessener Familienbetriebe übereinstimmen. "Man spricht von Chef zu Chef", sagt Rockenschaub. Kurze Entscheidungswege werden auf beiden Seiten geschätzt.

Dieser Vorzug wird freilich von den neuen Regularien für die Banken ("Basel III") auf eine harte Probe gestellt. Nach der Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers im September 2008 wurden die bürokratischen Auflagen für die Banken massiv verschärft. Von den Banken sollte kein Risiko für das Finanzsystem und für die Weltwirtschaft ausgehen, so das hehre Ziel.

"Rund 15.000 Seiten umfassen die unmittelbaren regulatorischen Vorschriften für ein österreichisches Kreditinstitut", sagt Christoph Wurm, Generaldirektor der VKB-Bank. Und er bezweifelt gleichzeitig, dass dieser Wulst an Bürokratie tatsächlich das Bankensystem stabiler macht. "Vertrauen kann man nicht vorschreiben", sagt Wurm. Durch den Umstand, dass sich manche Banken in der Vergangenheit nicht an die bestehenden Regeln gehalten hätten, müssten sich nun alle Institute an ein "Zuviel" von neuen Regeln halten.

"Bürokratie ist die Herrschaft der Verwaltung", sagt VKB-Chef Wurm. Er sehe derzeit ganz stark die Tendenz, dass die Vorschriften in Form einer Rechtssicherheit lediglich das Gefühl für Sicherheit geben könnten. Wurm und seine Kollegen in der VKB-Bank versuchen, die neuen Vorschriften als Standards zu sehen, die, so wie Bauvorschriften, zur Hebung des Qualitätsniveaus im täglichen Geschäft genützt werden können. . „Die Regularien zwingen zu stetigen Verbesserungen“, sagt Wurm. Voraussetzung dafür sei freilich, dass man den Sinn versteht, der in diesen Regularien steckt, „Ich möchte nicht verhehlen, dass wir manchmal ganz schön lange diesen Sinn suchen müssen“, sagt Wurm.

EZB verschärft noch den Druck

Als wären die verschärften Regularien noch nicht Problem genug, kämpfen die Banken derzeit auch noch mit der Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB). Diese werde zunehmend zu einem Problem und bringe sowohl Sparer als auch Banken, Versicherungen und Pensionskassen in Bedrängnis, beklagt Oberbank-Generaldirektor Franz Gasselsberger.

Oberbank mit kräftigem Gewinnplus
Franz Gasselsberger Bild: Oberb.

Einziger Lichtblick für die größeren unter den Regionalbanken: die Reform der Bankenabgabe. Die vorgesehene Einmalzahlung werde bei der Oberbank voraussichtlich 22 Millionen Euro ausmachen. Dann reduziert sich diese Steuer aber von derzeit 14,5 auf zwei bis drei Millionen Euro pro Jahr.

Was die Ertragslage der fünf größeren Regionalbanken angeht, dann ist diese angesichts des Umfeldes recht gut, auch wenn es bei einigen Instituten Ergebnisrückgänge gab.

Bei der Raiffeisenlandesbank Oberösterreich (RLB) schlägt die derzeitige Straffung des Sektors durch. Eine Abwertung der Beteiligung am Spitzeninstitut Raiffeisen Zentralbank (RZB) schmälerte das Ergebnis. Generaldirektor Heinrich Schaller sprach bei der Präsentation der Halbjahresbilanz trotzdem von einem „ausgesprochen guten Ergebnis“. Operativ ist die RLB gewachsen. Das Kreditvolumen stieg seit Jahresbeginn um 2,9 Prozent auf 19,3 Milliarden Euro, die Kundeneinlagen um 2,3 Prozent auf 10,9 Milliaorden. Negative Bewertungseffekte drückten aber das Ergebnis. Um 64 Prozent ist der Periodenüberschuss vor Steuern im Vorjahresvergleich gesunken – auf 67,9 Millionen Euro. Zuwächse auch beim Ergebnis verzeichnete die Oberbank im ersten Halbjahr 2016. Das Institut konnte das operative Zinsergebnis um 2,5 Prozent steigern. Weil die Beteiligungserträge gesunken sind, war das gesamte Zinsergebnis mit 175,7 Millionen Euro um 1,7 Prozent niedriger als im ersten Halbjahr 2015.

"Wir erwarten, dass es im Dezember die erste US-Zinserhöhung geben wird"
Heinrich Schaller Bild: Strobl

Deutlich niedriger waren im ersten Halbjahr die Risikovorsorgen. Sie sanken um 37,2 Prozent auf 17,2 Millionen Euro. Damit ergab sich ein Überschuss vor Steuern von 104,8 Millionen Euro, um 9,2 Prozent mehr als im ersten Halbjahr 2015.

Ungewöhnlich ist auch die Strategie der Oberbank. Während viele Banken Filialen schließen und Mitarbeiter abbauen, will Gasselsberger genau das Gegenteil tun: „Der Expansionskurs ist Teil unseres Erfolges. Ich werde keinen Zentimeter davon abrücken“, sagte er bei der Präsentation des Halbjahresergebnisses.

Kritik am regulatorischen Umfeld und an der Geldpolitik der EZB gehören derzeit zu jeder Pressekonferenz einer Bank. Auch Sparkassen-Chef Rockenschaub machte bei der Präsentation der Halbjahresbilanz aus seinem Herzen keine Mördergrube. „Die gesellschaftlich schädliche Nullzinspolitik nützt nur reformunwilligen Politikern zur weiteren Erhöhung der Staatsschulden. Allen anderen schadet sie“, sagte Rockenschaub.

Einlagensicherung belastet Ergebnisse

Bei der Sparkasse Oberösterreich ist der Rückblick auf das erste Halbjahr 2016 ein zwiespältiger. Zwar ist das Kundengeschäft gewachsen, die Bank verdiente unter dem Strich aber deutlich weniger.

Mit 50,3 Millionen Euro lag das Betriebsergebnis um 16 Prozent unter dem Vergleichszeitraum des Vorjahres. Dafür machte die Bank vor allem die „überbordenden Kosten für Regularien und Sondersteuern“, verantwortlich, die im Halbjahr um elf Millionen Euro gestiegen sind. Hier schlagen etwa Ausgaben für die IT und die Beiträge zum neuen EU-Einlagensicherungsfonds durch. Neben dem „regulatorischen Cocktail“ erschwere freilich auch das schwache Wirtschaftswachstum das Geschäft für heimische Banken auf dem Inlandsmarkt, sagte Rockenschaub.

Trotzdem habe sich die Sparkasse im ersten Halbjahr „wacker geschlagen“. Es gelang auch, das harte Kernkapital im ersten Halbjahr gegenüber Ende 2015 um einen Prozentpunkt auf 13,51 Prozent zu steigern. Die regulatorischen Eigenmittel liegen erstmals in der Geschichte der Bank über einer Milliarde Euro.

162 Standorte hat die Sparkasse in Oberösterreich und dem Mostviertel. Im ersten Halbjahr wurde eine Filiale in WelsNoitzmühle eröffnet, wo es zuvor nur einen Bankomaten gegeben hatte. Heuer soll noch eine Bankstelle in Sattledt dazukommen.

Auch bei der VKB-Bank zeigte sich im ersten Halbjahr ein ähnliches Bild. Die Niedrigzinsen belasten das Ergebnis, obwohl es Zuwächse beim Kreditvolumen und bei den Kundeneinlagen gibt. Während das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit im ersten Halbjahr noch stabil blieb, wird es im Gesamtjahr 2016 ein Minus von mindestens 20 Prozent geben. VKB-Chef Wurm rechnet mit einem Ergebnis von acht bis zehn Millionen Euro. Im Vorjahr waren es 12,6 Millionen Euro.

Banken kämpfen mit 15.000 Seiten an Regularien
Christoph Wurm Bild: VOLKER WEIHBOLD

Wegen des herausfordernden Umfelds will die VKB-Bank in nächster Zeit weiter an der Kostenschraube drehen. Per Ende September wurde die Filiale in Schärding aufgelassen und mit jener in Ried zusammengelegt. Damit hat die Bank noch 34 Standorte.

Gutes Halbjahr zum Jubiläum

Für die Hypo Oberösterreich, die heuer ihr 125-jähriges Bestehen feiert, gab es einen Zuwachs beim Nettogewinn um 13,6 Prozent auf 20,3 Millionen Euro. Das liege zum einen am starken operativen Geschäft, zum anderen an der ausgezeichneten Risikolage, sagte Hypo-Generaldirektor Andreas Mitterlehner bei der Präsentation der Halbjahresbilanz.

Hypo-Chef: "Der Kreditnehmer soll sich noch wohlfühlen und nicht stöhnen"
Andreas Mitterlehner Bild: VOLKER WEIHBOLD

Hinzu kommen höhere Beteiligungserträge und die Tatsache, dass man für die staatliche Heta (früher Hypo Alpe Adria) keine Rückstellungen mehr bilden musste. So ist der Zinsüberschuss um 8,1 Prozent auf 34,9 Millionen Euro gestiegen. Bei den Risikovorsorgen gab es netto sogar Auflösungen in der Höhe von 1,6 Millionen Euro.

Oberösterreichs Banken im Vergleich

  Raiffeisen  Oberbank Sparkasse Hypo VKB
Bilanzsumme in Mrd. Euro 37,3  17,6 11,8 8,1 2,7 
Zahl der Geschäftsstellen   52  156  162 13 35
Mitarbeiter  5420   1905 1655 421  507 
Betriebsergebnis in % der Bilanzsumme  0,8 1,11 0,82 0,41 0,7
Cost/Income-Ratio  72,3 57,2 66,41 61,39 77,41
Kernkapitalquote 13,8 13,47 12,57 9,6  16,2
Personalkosten pro Mitarbeiter € 69.453 73.000 65.498 69.963 84.790

                       

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