Auf dem Weg zum Medical Valley
Die Medizinische Fakultät soll Oberösterreich nicht nur in der Ärzteausbildung nach vorne bringen.
Die Gründung der Medizinfakultät ist für uns eine große Chance“, sagt Elgin Drda. Die 49-jährige Verwaltungsjuristin und ehemalige Dienststellenleiterin im Büro von Landeshauptmann Josef Pühringer bildet gemeinsam mit dem medizinischen Leiter Heinz Brock die Doppelspitze des neuen Kepler Universitätsklinikums. Neben einer Chance ist das Kepler-Klinikum aber auch eine große Herausforderung. „Wir sind mitten im Veränderungsprozess“, sagt Drda.
Aus drei Krankenhäusern (dem Allgemeinen Krankenhaus der Stadt Linz, der Landes-Frauen- und Kinderklinik sowie der Landesnervenklinik Wagner-Jauregg) wurde eine große Organisationseinheit, bei der es gilt, die Synergien zu heben. Die dreifach vorhandenen Strukturen gilt es, zusammenzuführen – von der IT bis hin zum Einkauf. „Der Prozess ist auf zweieinhalb Jahre angelegt und wurde sehr gut vorbereitet“, sagt die kaufmännische Leiterin. Sie erwarte sich, dass durch die Bündelung der Kompetenz auch in der Versorgung der Patienten ein erheblicher Qualitätsgewinn entstehen werde.
Dass aus den drei Spitälern seit Jahresbeginn die Uni-Klinik geworden ist, ist aber nicht nur eine organisatorische Aufgabe. Veränderungen schaffen oft Unsicherheit. „Die Mitarbeiter sind umfassend informiert worden. Es kann nur funktionieren, wenn die Akzeptanz für die Veränderungen geschaffen wird“, sagt Drda. Klar sei, dass die zusätzlichen Aufgaben auch zu einer zusätzlichen Arbeitsbelastung führen werden. Wichtig sei in diesem Fall, dass nicht nur jene 25 Primariate, die sich künftig auch mit Forschung und Lehre beschäftigen, Wertschätzung erfahren. „Es gibt auch die anderen Ärzte, die sich auch künftig ausschließlich der Versorgung widmen wollen. Jeder wird seinen Platz finden“, sagt Drda. Bei jenen, die sich künftig der Forschung verschrieben haben, sei die Motivation ohnehin sehr groß.
Schrittweiser Aufbau
Auch wenn bereits jetzt zum Start einige vielversprechende Forschungsaktivitäten vorhanden seien, werde es einige Zeit dauern, bis Linz sich einen Fixplatz in der medizinischen Forschungslandschaft erarbeitet hat. Der Aufbau der Forschung erfolge schrittweise, in zwölf Jahren soll die Fakultät ihren Endausbau erreicht haben.
Für das Uni-Klinikum werden sich mehrere Aufgaben stellen. Zum einen natürlich die nächstliegende, nämlich die Ausbildung von Ärzten, um dem Mangel an Medizinern in Oberösterreich entgegen zu wirken. „Es gibt aber auch den klaren Auftrag des Wirtschaftsressorts des Landes, dass bei uns ein Medical Valley entstehen soll“, sagt Drda.
Die Medizin soll dabei mit der Industrie zusammenarbeiten, um Oberösterreich zu einem Zentrum der Medizintechnik zu machen. „Es gibt bereits jetzt viele Ärzte bei uns, die bei medizintechnischen Entwicklungen mitarbeiten“, sagt Drda. Dass der Weg steinig werde, sei genauso klar, wie dass es Zeit brauche, bis alles realisiert sei – vom Projekterfolg gibt sich Drda aber vollends überzeugt.
Herausforderung Personalrekrutierung
Dass Oberösterreich längst eine Ausbildung für Ärzte benötigt hat, bestätigt Karl Lehner, Vorstandssprecher der landeseigenen Gesundheits- und Spitals-AG (gespag), dem größten Gesundheitsbetrieb des Landes (siehe Ranking rechts): „Außer den Ärzten bilden wir alle Fachkräfte selbst aus.“
Die Personalrekrutierung sei eines der wichtigsten Themen für den Gesundheitsbereich. Weit sei man bereits in der Umsetzung der Reformen im Gesundheitswesen, sagt Lehner: „Ich bin stolz darauf, dass wir so viele Maßnahmen bereits zur Halbzeit der Umsetzungsphase durch haben.“
Mit dem Kepler-Klinikum sei die Zusammenarbeit sehr gut. „Es gibt eine Rahmenvereinbarung, die ganz klar die Verbindungen zum Kepler-Klinikum regelt“, sagt Lehner. Die gespag sei mit ihren acht Standorten vor allem für die Versorgung der Menschen auf dem Land zuständig. „Durch die Zusammenarbeit mit der Uni-Klinik stellen wir aber sicher, dass für alle in Ober- österreich der Zugang zur Spitzenmedizin möglich ist“, sagt Lehner. Die Kooperationen wolle man in den kommenden Jahren weiter verstärken.
Ebenso jene mit den niedergelassenen Ärzten, wo man gegenseitig profitiere. Zusammenarbeit sei allgemein das Gebot der Stunde – nicht zuletzt um auch in Zukunft sicherstellen zu können, dass eine hochqualifizierte medizinische Versorgung trotz steigenden Kostendrucks aufrechterhalten werden könne. Und im Falle Oberösterreichs ist die Zusammenarbeit ein entscheidender Faktor, damit das große Ziel, ein Vorzeigestandort für Medizin zu werden, erreicht wird – sowohl in der Versorgung als auch im medizintechnischen Bereich.
Die größten Pflegebetriebe in OÖ
Unternehmen | Umsatz in OÖ in € | Mitarbeiter (VZÄ) | Betreute Patienten | Betreuungsplätze | Standorte in OÖ |
---|---|---|---|---|---|
OÖ Gesundheits- und Spitals AG (Gespag) |
652.000.000 | 5794 | 177.000 stationär, 1,2 Millionen ambulant | 2439 Betten | 8 |
Kepler Universitäts Klinik |
500.000.000 | 5150 | 100.622 stationär, 298.904 ambulant | 1830 | 3 |
Barmherzige Schwestern vom heiligen Kreuz Europa Mitte | 412.000.000 | 5337 | Klinikum Wels-Grieskirchen: 245.377 ambulant, 80117 stationär; KH Sierning: 1953 ambulant, 1923 stationär, 393 betreute Personen in Wohnen und Pflege | 1646 | 28 |
TAU Gruppe – Holding der Franziskanerinnen von Vöcklabruck GmbH | 303.500.000 | 4100 | 424.500 | 2070 | 7 |
Barmherzige Schwestern Linz Betriebs GmbH |
163.500.000 | 1637 | 142241 ambulant, 45889 stationär | 672 | 1 |
Caritas |
133.758.000 | 2464 | 41688 | 7038 | 370 |
Krankenhaus der Elisabethinen Linz GmbH |
122.767.000 | 1212 | 30219 stationär, 72421 ambulant | 460 | 1 |
Rotes Kreuz Oberösterreich |
113.000.000 | 1306,56 | 8685 | 0 | 86 Dienststellen |
Konventhospital Barmherzige Brüder Linz |
101.101.511 | 997 (1247 Köpfe) | 28.907 stationär, 63.351 ambulant, 111 betreute Personen Lebenswelt, 168 betreute Personen Seniorenheim | 552 | 3 |
Volkshilfe Oberösterreich |
86.000.000 | 1252 (1874 Köpfe) | 63.547 | 3695 | 228 |
Diakoniewerk Oberösterreich Gallneukirchen |
73.000.000 | 1075,9 (1555 Köpfe) | 4555 | 2987 | 137 Einrichtungen |