China: Wo das Wachstum lockt und die Produktpiraten lauern
Die größte Industrieschau der Welt, die Hannover Messe, hat sich China als Partnerland für 2012 auserkoren. Eine Ehre für das Reich der Mitte, sogar Regierungschef Wen Jiabao reiste an, um mit Kanzlerin Angela Merkel die Messe zu eröffnen.
Den Chinesen wird fleißig Honig um die Münder geschmiert. Von verdoppelten Handelsvolumina und großen Innovationen ist die Rede. Mittlerweile entdecken auch kleinere und mittelständische High-Tech-Unternehmen den riesigen chinesischen Markt. Die Linzer Firma Industrie Informatik etwa, die am 31. Mai ein Büro in Shanghai eröffnen wird und auf der Messe nach potenziellen Kunden geangelt hat. Sogar das Logo des Unternehmens wurde in chinesische Sprache übersetzt. „Wir wollen aber vorwiegend europäische Unternehmen erreichen, die nach China expandieren“, sagt Geschäftsführer Herbert Parnreiter.
Über die Gefahren, die am chinesischen Markt lauern, wird auf der Messe zumeist nur hinter vorgehaltener Hand gesprochen. „Hält man eine Präsentation in China, kann man sich sicher sein, dass die komplette Festplatte kopiert wird“, sagt ein Unternehmer. Alleine die deutschen Maschinenbauer hätten chinesische Plagiate im Vorjahr 7,9 Milliarden Euro gekostet, ergab eine Umfrage des Branchenverbands VDMA. Trotzdem: Dem Geschäft mit dem bevölkerungsreichsten Land der Erde können nur die wenigsten widerstehen.
Immer einen Schritt voraus
„Man muss technisch einfach immer einen Schritt voraus sein. Bis die Produkte nachgebaut werden, muss man die nächste Innovation präsentieren“, sagt Alexander Zeischka von Framag aus Frankenburg. Die Maschinenbauer erzielen 90 Prozent ihrer 20 Millionen Euro Jahresumsatz im Ausland, einen Gutteil davon in Indien, China und den USA.
Das Linz Center of Mechatronics (LCM) schaffte es ins Hannoveraner Rampenlicht. Das Forschungsinstitut, das zu 40 Prozent dem Land Oberösterreich gehört, wurde mit einem neuen Hydraulikventil mit vier Bewerbern für den Hermes-Innovations-Award nominiert. Als Gratulanten stellte sich eine oberösterreichische Delegation der Wirtschaftskammer ein, angeführt von Spartenobmann-Stellvertreter Günter Rübig und Spartengeschäftsführer-Stellvertreter Heinrich Reinthaler.