»Mit Kunden, nicht mit Derivaten verdienen«
Man kann ihn durchaus als Antithese zu den ehemaligen Führern der Hypo Alpe Adria sehen. Jodok Simma, Chef der Hypo Vorarlberg und Präsident des Hypo-Verbandes, erklärt im Gespräch mit den OÖNachrichten, warum Treichl Recht hatte und die Finanzwirtschaft kein ...
Man kann ihn durchaus als Antithese zu den ehemaligen Führern der Hypo Alpe Adria sehen. Jodok Simma, Chef der Hypo Vorarlberg und Präsident des Hypo-Verbandes, erklärt im Gespräch mit den OÖNachrichten, warum Treichl Recht hatte und die Finanzwirtschaft kein eigener Wirtschaftszweig ist.
OÖN: Sie gelten als zurückhaltender Bankmanager. Wie haben Sie die Worte Andreas Treichls über die Politiker empfunden?
Simma: Es war richtig, darauf hinzuweisen, dass Basel III die falsche Antwort auf die Finanzkrise ist. Das Problem ist, dass sich hier die USA und die Investmentbanken durchsetzen. Der Zug geht Richtung Kapitalmarkt und zu Lasten der Klein- und Mittelbetriebe in Österreich.
OÖN: Europa hat sich nicht durchgesetzt.
Simma: Mit dem EU-Abgeordneten Othmar Karas gibt es zumindest einen, der den Eindruck erweckt, er beschäftige sich mit dem Thema und sei sich der Tragweite der Regeln bewusst.
OÖN: Grundsätzlich spricht ja nichts dagegen, die Geschäfte der Banken mit ausreichend Eigenkapital zu unterlegen.
Simma: Ja, aber wenn ich bei der voestalpine viel unterlegen muss und bei Gemeinden null, dann stimmt etwas nicht. Es geht von der Fiktion aus, dass Staaten nicht pleitegehen können.
OÖN: Die Hypo Vorarlberg entwickelt sich sehr gut, und das ohne laute Töne. Was ist das Geheimnis des Erfolgs?
Simma: Wir klopfen keine Sprüche und haben die Kundenzufriedenheit als obersten Maßstab. Wir wollen Geld mit Kunden verdienen und nicht mit Derivaten. Das Kundengeschäft ist der eigentliche Wert einer Bank. Alles andere ist eine Abweichung vom rechten Weg.
OÖN: Was ist der rechte Weg?
Simma: Banken sind die Diener der produktiven Wirtschaft. Wo Güter geschaffen werden, ist die reale Wirtschaft. Wir sind nur deren Unterstützer. Daher ist die Finanzwirtschaft kein eigener Wirtschaftszweig.
Hypo Vorarlberg
Die Hypo Vorarlberg ist im Ländle eine der wichtigsten Banken und auch in Oberösterreich mit der Niederlassung in Wels mit zehn Mitarbeitern aktiv. Die Bank beschäftigt 705 Mitarbeiter.
Im Vorjahr erzielte die Bank mit 76 Millionen Euro ein Spitzenergebnis, das auch heuer angepeilt wird. Die Kernkapitalquote beträgt 9,05 Prozent, ein für Österreich sehr guter Wert.
Gegen die Bankensteuer geht die Bank vor den Verfassungsgerichtshof, weil sie sich im Vergleich zu anderen, kleineren Banken benachteiligt fühlt.