Das dichte Geflecht der Quargel-Erzeuger
LINZ. Der Listerien-Quargel der Prolactal-Käserei in Hartberg (Steiermark) gibt auch dem Mutterunternehmen eine herbe Duftnote. Die Linzer Artax AG ist eine mit pikanten Firmenverflechtungen und vielen prominenten Namen.
Vor zehn Jahren haben die Ex-Vorstände der aufgelösten Raiffeisen-Holding für die Milch- und Fleischverarbeitung (Austria Milch & Fleisch, AMF), Generaldirektor Gerald Aichinger und sein Finanzvorstand Walter Mayer, die Artax AG gegründet. Ihr Sitz ist ganz bescheiden in einem Altstadthaus in der Linzer Hofgasse. Von dort aus werden 250 Millionen Euro Jahresumsatz geschaukelt und 800 Mitarbeiter in Tochterunternehmen in Österreich, Deutschland, der Slowakei, den USA und anderen Ländern geführt.
Im Hintergrund: Fries
Aichinger und Mayer haben sich nach 1995 jene AMF-Teile gesichert, die nicht zu den neuen Molkereigenossenschaften (Bergland, NÖM, Gmundner etc.) und den Verarbeitungsbetrieben passten (Landhof, Senna, Maresi & Co wurden zur Vivatis AG der Raiffeisen-Landesbank OÖ).
Artax sammelte Betriebe, die sich der Verwertung der Milchüberschüsse widmeten, vor allem die Lactoprot-Milchtrocknungswerke. Das ist auch heute noch ein Großteil des Artax-Geschäfts: internationaler Aufkauf preiswerter Überschussmilch, Zerlegung in ihre Bestandteile und daraus Gewinnung von Rohstoffen für die internationale Lebensmittelindustrie. Der Hartberger Quargel macht nur ein Prozent des Umsatzes aus.
Das Geflecht aus Firmen und Stiftungen rund um Artax riecht ebenfalls nach Überfluss: Die AG gehört zu je 50 Prozent Privatstiftungen Aichingers und Mayers. Mayer ist Vorstand, dem Aufsichtsrat sitzt der Badener Rechtsanwalt Rudolf Fries vor, der als Großaktionär von Böhler-Uddeholm Schlagzeilen gemacht hat. Fries ist auch Gesellschafter der MBR-Liegenschaftsbeteiligung, die ihren Sitz ebenfalls in der Linzer Hofgasse hat und in der Walter Mayer Geschäftsführer ist.
Und Fries ist Vorsitzender der Mayer-Privatstiftung; Stellvertreter ist dort Otto Bruckner sen., der Patron des Linzer Handelskonzerns VOG (Großaktionär Raiffeisenlandesbank). In der Bruckner-Holzner-Privatstiftung, die bei der VOG das Sagen hat, ist wiederum Fries stellvertretender Vorsitzender. Außerdem gibt es eine Lactoprot-Privatstiftung, die den Stiftungen von Mayer und Aichinger gehört – Vorsitzender Mayer, Stellvertreter Aichinger. Der wiederum ist nicht nur Großgrundbesitzer in der Slowakei (3500 Hektar Grund, 1700 Rinder), sondern er ist auch in der Industrie investiert, als Zehn-Prozent-Eigner der Huemer Investment (Autozulieferer Polytec) und von PPI Ebensee (einst Steiner-Freizeitmöbel).
Fahr nicht fort, kauf im Ort, gell!!
Sie sind überall dort, wo es etwas zu holen gibt und wo man mit allen "legalen" Mitteln der Marktwirtschaft den Gewinn maximieren kann, koste es was es wolle und predigen dem kleinen Volk heute noch den hehren Grundgedanken Raiffeisens, die wahren Freunde und Helfer des arbeitenden Volkes.