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Wie man die Sprache des Geldes übersetzt

Von Dietmar Mascher, 12. September 2015, 00:04 Uhr
Wie man die Sprache des Geldes übersetzt
John Lanchester Bild: MacLeod/Guardian

Der britische Autor John Lanchester hat ein lesenswertes und verständliches Buch über die Finanzwelt geschrieben.

Jede Branche hat ihre Sprache. Die Juristen klammern sich an Floskeln fest, um unangreifbar zu werden, die Techniker schließen Unwissende und Ungläubige mit eigenen Vokabeln aus. Die Kirche hat über Jahrhunderte sogar die Gläubigen verunsichert und eingeschüchtert, indem Rituale auf Lateinisch abgehalten wurden. Und im Fernsehen scheint man sich auf die Abschaffung der Verben mit Ausnahme von "sorgen für" geeinigt zu haben.

Auch die Bänker, Broker und Finanzexperten haben ihre eigene Sprache. Das hat nicht zuletzt die Finanzkrise gezeigt, als uns Worte wie "Bailout", CDO, Spread oder Swap nur so um die Ohren flogen.

Der englische Autor John Lanchester hat jetzt eine Übersetzungshilfe verfasst, die deutlich über den Charakter eines Wörterbuchs hinausgeht und sich auch gleichzeitig mit der Sprache der Wirtschaft, zumal der Finanz, auseinandersetzt. Herausgekommen ist ein lesenswertes Wirtschaftsbuch, das auch mit Minimalinteresse verständlich ist.

Lanchester, der als einer der führenden Intellektuellen Großbritanniens gilt, Romane und Sachbücher gleichermaßen gut schreibt und als Kolumnist für "New Yorker", "Observer" und "Daily Telegraph" tätig ist, erklärt auch, warum er dieses Buch geschrieben hat.

Nicht zu blöd

Eine Sprache, die nur Insidern vorbehalten ist, erweckt den Eindruck, dass alles sehr kompliziert und der Durchschnittsinteressierte ohnehin zu blöd ist, die Geheimnisse der Hochfinanz zu begreifen. Dabei sei wichtig, dass man weiß, was ein Bruttoinlandsprodukt (BIP) ist, was es mit den Zinsen auf sich habe oder was Monetarismus ist. Sein Ziel: Nach der Lektüre dieses Buchs sollte man in der Lage sein, den Wirtschaftsteil einer Tageszeitung zu lesen und zu verstehen.

Nun bemüht man sich als Wirtschaftsjournalist zwar, möglichst verständlich zu schreiben, läuft aber immer wieder Gefahr, eigene Termini zu verwenden und selbst in eine Art Geheimsprache zu verfallen.

Lanchester selbst hat sich dem Thema auch mit einer Mischung aus Neugier und Naivität genähert, aber ganz offensichtlich schnell verstanden. Er beschränkt sich nicht auf die – übrigens sehr gute – Übersetzung einzelner Begriffe. Er hilft auch, diese einzuordnen.

Einfach, aber nicht banal

Das zeigt sich etwa an der Erklärung der Inflation und wie diese ermittelt wird. Lanchester erklärt anschaulich, dass jeder seine eigene Inflationsrate hat. Er verdeutlicht auch, wie die Staaten über die Inflation den Bürgern das Geld aus der Tasche ziehen.

Auch die Derivate, also die abgeleiteten Finanzprodukte, beschreibt Lanchester auf wenigen Zeilen so, dass man zwar nach der Lektüre kein Experte ist, aber eine konkrete Vorstellung davon hat, warum mit diesen Dingern so viel Geld bewegt wird und warum sie nicht rundweg böse sind.

Lanchester wird allerdings nie banal in seinen Erklärungen. Die gut recherchierten Übersetzungen sollen nach seinen Aussagen auch nicht das Gefühl vermitteln, dass alles ganz simpel ist.

Bei bestimmten Begriffen und Finanzprodukten macht Lanchester bewusst Halt und weist auf die Komplexität hin. Wer sich vertiefen will, kann dann weiterlesen oder zumindest Dinge weiter hinterfragen. Als Grundlagen für Wirtschaftswissen ist das Buch aber empfehlenswert.

John Lanchester: "Die Sprache des Geldes", Verlag Klett Cotta, 288 Seiten, 20,50 Euro.

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