Wettlauf in der Klick-Ökonomie: Alle jagen nach Googles Werbe-Milliarden
BRÜSSEL / LINZ. Der Suchmaschinen-Multi Google setzt mit Werbung rund 50 Milliarden US-Dollar im Jahr um. Jetzt jagen alle Google, von Amazon über Facebook bis Twitter.
Außerdem will die EU-Kommission schärfer gegen den US-Konzern vorgehen, weil er sein Quasi-Monopol missbrauche, zum Schaden der europäischen Unternehmen.
Das soziale Netzwerk Facebook holt sich seine Gewinne bereits aus Werbung und wird ein heftiger Mitbewerber von Google. Der Internet-Versender Amazon startet mit einer eigenen Werbeplattform namens "Sponsored Links" und will mit seinen 250 Millionen Kunden weltweit selbst Werbekunden anlocken. Derzeit ist Amazon noch Google-Kunde und macht selbst nicht einmal eine von 75 Umsatz-Milliarden mit Werbung. Das Internet-Warenhaus muss dringend etwas auf der Ertragsseite tun, weil die Anleger wegen laufender Verluste nervös werden. Unklar ist auch, wie stark künftig Alibaba nach seinem Rekord-Börsengang im Westen auftreten wird.
Wird die boomende Klick-Ökonomie, das Einkaufen via Internet, also neu geordnet? Oberösterreichische Experten sind skeptisch, denn Google habe in Mitteleuropa mehr als 90 Prozent Marktanteil. "Google hat im jüngsten Quartal Werbeerlöse in Höhe von 15 Milliarden Dollar erzielt. Das ist kein Pappenstiel und nicht so leicht aufzuholen, weder von Facebook noch von Amazon", sagt der Steyrer Fachhochschul-Professor Gerald Petz. Facebook habe es dagegen nur auf 2,7 Milliarden gebracht.
Auch Jan Radanitsch, Geschäftsführer des Linzer Dienstleisters Smarter E-Commerce, setzt deshalb weiter auf Google. "Amazon hat schon ein Werbemodell. Das macht Google natürlich Konkurrenz", sagt er. Andererseits sei Google der Ausgangspunkt für das Suchen im Internet, und daran werde sich so rasch nichts ändern.
Wenn es nach der EU-Kommission geht, dann allerdings schon. Wettbewerbskommissar Joaquín Almunia hat Google diese Woche erneut aufgefordert, in dem seit vier Jahren laufenden Kartellverfahren die europäischen Bedenken auszuräumen. Vor allem deutsche Anbieter werfen Google Marktmissbrauch vor: Der US-Konzern kassiere für Einschaltungen, reihe sie jedoch mit seinem Computer-Algorithmus automatisch hinter eigene Angebote zurück. Auch Österreichs Wettbewerbsbehörde BWB ortet eine kartellrechtwidrige Praxis.
Google expandiert, Amazon wird bestreikt
Google will in den Niederlanden 600 Millionen Euro in den Bau eines weiteren Rechenzentrums investieren. Auf einer Fläche von 40 Fußballfeldern sollen 150 Mitarbeiter beschäftigt werden. Seit Jahren hat der US-Konzern auch Pläne für eine Serverfarm in Kronstorf an der Enns.
Amazon wurde gestern in Deutschland weiter von der Gewerkschaft Ver.di bestreikt, und zwar an fünf Standorten. Ver.di droht, das Weihnachtsgeschäft zu blockieren. Grund: Arbeitsdruck, viele befristete Dienstverhältnisse und die Verweigerung des Handelstarifs. Amazon sagt, es zahle wie vorgesehen den Logistiktarif. Nur wenige der 9000 Mitarbeiter würden sich am Protest beteiligen. Die Warenauslieferung funktioniere weiter.