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Wer Panama sagt, meint Wall Street und London

Von Dietmar Mascher, 19. April 2016, 00:04 Uhr
Wer Panama sagt, meint Wall Street und London
Insel Jersey: Zweifelhafter Ruf als Steueroase Bild: Reuters

LINZ. Von den Bahamas über die Schweiz bis Jersey: Warum entstanden die Steuer- und Regulierungsoasen?

"Wenn David Cameron jetzt sagt, dass Großbritannien im Zusammenhang mit den Panama-Papieren die Gesetze gegen Steuerhinterziehung verschärfen will, dann ist das Heuchelei", sagt Walter Ötsch. Der Linzer Universitätsprofessor für Ökonomie und Kulturgeschichte beschäftigt sich schon länger mit dem Phänomen der Steuer- und Regulierungsoasen. Die Geschichte dieser Offshore-Systeme zeige klar und deutlich: Sie sind vor allem mit der Geschichte der Wall Street und der City of London, also den beiden Finanzzentren der Welt, verbunden.

Das reicht zurück bis in das letzte Drittel des 19. Jahrhunderts. Die Bundesstaaten Delaware und New Jersey entwickelten die Idee, die Hauptquartiere von Konzernen anzulocken und auch die Gründung von Firmen zu erleichtern. Steuern fielen kaum an. Diese Rechnung geht bis heute auf. Delaware hat lediglich 900.000 Einwohner, aber rund 60 Prozent der 500 größten US-Konzerne haben dort ihren Sitz.

Etwa zur selben Zeit entwickelte Großbritannien das System der virtuellen Sitze ausländischer Firmen. Diese hatten im britischen Empire ihren Sitz, waren aber inaktiv. Dafür mussten sie keine oder kaum Steuern zahlen. Diese Modelle wurden auf die Kolonien wie Bermuda, Bahamas oder auch auf Jersey ausgedehnt und auf den Cayman-Inseln perfektioniert.

Im 20. Jahrhundert kamen die Finanzplätze New York und London stärker ins Spiel. Die verbliebenen Kolonien arbeiteten eng mit der City of London zusammen. Damit wurde London selbst für ausländische Banken interessant, die die Offshore-Steueroasen nutzen konnten. "London konnte auf diese Art dem politischen Bedeutungsverlust entgegensteuern", sagt Ötsch im Gespräch mit den OÖNachrichten. Aber auch die USA nutzten weiterhin Steueroasen, um als Hafen für Konzerne attraktiver zu werden.

Umstrittener Eurodollar-Markt

Zentrale Bedeutung misst Ötsch dem so genannten Eurodollar-Markt zu, der nach dem Zweiten Weltkrieg entstand. Als Eurodollar bezeichnet man kurzfristige Einlagen, die von Banken außerhalb der USA in Dollar gehalten wurden. Heute handelt es sich allgemein um Guthaben in Fremdwährung. Dieses System entwickelte sich von Beginn an in einem rechts- oder regulierungsfreien Raum.

Die USA, die lange Zeit ihren Bankensektor stark reguliert hatten, akzeptierten den Eurodollarmarkt letztlich auch und trugen zu dessen Wachstum bei. Die USA konnten auf diese Weise unbegrenzt Dollar schöpfen.

Seither ist das globale Offshore-System kräftig gewachsen. Mit einem gesetzlich geschützten Bankgeheimnis, Institutionen, deren Eigentümer gut verschleiert werden können, sowie einem Mangel an Verpflichtungen zur Buchhaltung und zu Risikoprüfungen hätten sich die Steueroasen, zu der auch die Schweiz und Liechtenstein zählen, prächtig entwickeln können, kritisiert Ötsch.

5,8 Billionen Dollar?

Zum Umfang gibt es nur vage Schätzungen. Der französische Ökonom Gabriel Zucman sagt, dass acht Prozent der privaten Finanzvermögen in Offshore-System liegen. Das wären rund 5,8 Billionen Dollar. Andere Schätzungen kommen auf noch höhere Beträge. Die Entstehung des globalen Offshore-Netzwerks wurde nach Ansicht von Ötsch von den vier großen Wirtschaftsprüfungsunternehmen KPMG, Deloitte, PricewaterhouseCoopers sowie Ernst & Young wesentlich begünstigt. Diese hätten ihre Beratung zur Steuervermeidung so weit perfektioniert, dass etwa geschätzte 94 Prozent der in den USA ansässigen Firmen einen Steuersatz von weniger als fünf Prozent haben und 71 Prozent aller vom Ausland aus kontrollierten Firmen in den USA überhaupt keine Steuern zahlen.

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17  Kommentare
17  Kommentare
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barzahler (7.595 Kommentare)
am 19.04.2016 13:44

Keiner bedenkt offenbar: Es geht ums Spurenverwischen! Mindestens so wichtig wie Steuern zu sparen.

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adaschauher (12.083 Kommentare)
am 19.04.2016 11:51

Die sind deshalb entstanden, dass große Firmen und ihre Manager satte Gewinne erzielen können. Ich wünsche mir ständig, dass endlich ein unabhängiger? Journalist eine solche Frage an unser Finanzministerium stellt mit der Bitte um Stellungnahme ob es möglich ist, dass auch unser Finanzminister von diesem System möglicherweise profitiert hat. Das kann aber nur ein unabhängiger und den gibt's bei uns nicht!

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Superheld (13.118 Kommentare)
am 19.04.2016 13:13

Wieso sollte man mit einer teuren Panama-Firmenkonstruktion mehr Gewinne machen?

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( Kommentare)
am 19.04.2016 10:00

Das zeigt die wahre Augenauswischerei auf!

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mitreden (28.669 Kommentare)
am 19.04.2016 09:39

warum wohl?
ganz einfach.
findige steurberater kennen die gesetze und finden schlupflöcher. dann brauchts nur noch länder, die steuerfreiheit anbieten und schon entstehen die oasen. zur freude der anwälte und der geldigen.
noch fragen?....

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Superheld (13.118 Kommentare)
am 19.04.2016 09:53

Um 25-50% Steuern zu sparen, tut sich doch kaum jemand so eine Konstruktion an. Da legt man besser ganz legal sein Geld in ein Steuerparadies oder versteuert in einem Land mit niedriger Flattax. So was gibt es auch innerhalb der EU!

Es geht doch in diesen Fällen hauptsächlich darum, die illegalen Quellen dieser Gelder zu verschleiern.

Für fast alle größeren Aufträge aus dem Bereich Rüstung, Luftfahrt, Infrastruktur etc. werden über solche Wege provisioniert.

Warum haben wir wohl diese sinnlosen und teuren Abfangjäger gekauft? Solche Fälle gibt es weltweit.

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mitreden (28.669 Kommentare)
am 19.04.2016 16:15

das eine ist ja eng verknüpft mit dem anderen. also muss es nicht extra erwähnt werden...

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Superheld (13.118 Kommentare)
am 19.04.2016 09:03

Steueroasen?

Naja, das ist die Klassenkampfversion der Realität.

Es geht doch nicht nur um Steuern und Abgaben, sondern vorrangig um das Verschleiern von dreckigen Geschäften, Kickbacks, Geldwäsche und sonstigen kriminellen Machenschaften.

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am 19.04.2016 09:57

Mit welcher Wirkung?!

Die Reichen werden reicher und für die breite Masse ist kein Geld vorhanden, weil keiner einzahlt ....

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jowmosc (1.401 Kommentare)
am 19.04.2016 08:24

die eu hält sich für überwichtig.sie werden wohl sogar auf kriminelle weise versuchen den schon länger zu erwartenden abbau der konzerne aus europa zu verhindern,denn unicredit ist nu einer von vielen die kein interesse haben ausgeraubt und betrogen zu werden oder gar enteignet.

die politik der diktatur scheint in der eu vollkommen widerstandslos zu verlaufen,man wird demnach wohl auf kurz oder lang in staaten asiens einmarschieren um dort die errichtung von konzernstandorten zu verhindern.

weder microsoft noch apple noch irgendeine bank oder supermarkt muss für irgendeinen staat arbeiten oder in diesem geschäfte machen,schon gar nicht wo die militärdiktatur immer offensichtlicher wird wo mit vermeintlichen gesetzesbrüchen firmen und standorte geplündert werden bzw firmen die in insolvenz gehen würden plötzlich enteignen:hypo ,und deren eigentum verkaufen ohne jeglichen einsicht in ihre profite zu lassen,doch irgendeinen sinn muss das ja gehabt haben.

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jowmosc (1.401 Kommentare)
am 19.04.2016 08:36

schon hitler versuchte europa zu unionieren,als es scheiterte sagte er wohl entweder mit oder ohne euch..letzteres man anfangs sicherlich noch falsch verrstand.

es ist nicht selbstverständlich dass deutschland und österreich sich als normale staaten verstehen und dies in allen details..unser parlament wurde schon seit ende der 90er mehrmals aufgefordert sämtlichen paragrafen die übergreifen von militär in zivilstaat ermöglichen könnten weise entgegenzuwirken,bspweise die türkei seit dem 1.wk eine strikte trennung von staat und religion bestimmt,dem entgegen es bei uns um die verbrecherstaaten selbst ging die schuld an beiden weltkriegen trugen,doch das scheint heute trotz zahlreicher informationen um illegale aktivitäten des heeres keine bewandnis mehr zu haben mit der ausrede der neuen eu das heer und geheimdienst sich von jeglicher kontrolle entzogen haben(geheimdienstvorgänger: der verfassungsschutz) und verbote nicht mehr kennen will.

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jowmosc (1.401 Kommentare)
am 19.04.2016 08:45

steueroasen da und dort,plötzlich man als eu die stimmer erhebt (eigentlich nur die herrschaften der regierungen) und der ganzen welt droht..sanktionen wenn sie firmen steuervergünstigungen bieten und angaben wie jährlich 50 mrd euro dem steuerzahler verloren gingen....

aussagen wie von fernen sternensystemen.

dürften wohl enteignung von konzernen meinen und dann so tun wie wenn man die profite durch eigentümerpapire durch steuereinnahmen bekommen hätte...

eine hetze gegen kapital,denn wer solle schon etwas gegen enteignung von kapital und kapitalisten haben..?

eine sehr niedrige logik..man würde ja eh das meiste in den budgettopf werfen..na dann ist enteignung ja ok.

die anderen hunderten milliarden euro von denen haben wir ja vieles bemerkt..nun man noch mehr gegen die wirtschaft tun will...dass die eu kommunismus wäre man ja gar nicht sagen will,sonst gäbs zuviele fragen die man beantworten müsste,doch einfach diktatorisch mit vermeintlichem parlament das hat schon eher was.

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am 19.04.2016 07:54

In Steueroasen werden keine Steuern eingehoben?

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despina15 (10.066 Kommentare)
am 19.04.2016 07:17

immerhin entziehen die steuervermeider
eine billion EUro der EU!!!!

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( Kommentare)
am 19.04.2016 09:59

3% in etwa

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( Kommentare)
am 19.04.2016 10:55

Obiges hätte unter Rufligern Platz finden sollen!

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Almroserl (7.529 Kommentare)
am 19.04.2016 05:55

Die Entstehung des globalen Offshore-Netzwerks wurde nach Ansicht von Ötsch von den vier großen Wirtschaftsprüfungsunternehmen KPMG, Deloitte, PricewaterhouseCoopers sowie Ernst & Young wesentlich begünstigt. Diese hätten ihre Beratung zur Steuervermeidung so weit perfektioniert, dass etwa geschätzte 94 Prozent der in den USA ansässigen Firmen einen Steuersatz von weniger als fünf Prozent haben und 71 Prozent aller vom Ausland aus kontrollierten Firmen in den USA überhaupt keine Steuern zahlen.

das gibt zu denken !
USA trägt zu Steuervermeidung viel bei .

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