Lade Inhalte...
  • NEWSLETTER
  • ABO / EPAPER
  • Lade Login-Box ...
    Anmeldung
    Bitte E-Mail-Adresse eingeben
    Bitte geben Sie Ihre E-Mail-Adresse oder Ihren nachrichten.at Benutzernamen ein.

gemerkt
merken
teilen

Wenn die Agrarwölfe in Berlin Kreide fressen

Von Josef Lehner, 21. Jänner 2017, 00:04 Uhr

BERLIN. Deutsche Vollgas-Bauern möchten ökologischer produzieren, wenn es denn bezahlt würde.

In der deutschen Hauptstadt trifft sich alljährlich Mitte Jänner auf der "Grünen Woche" die Agrarprominenz der halben Welt. Noch nie sind dabei so viele grüne Parolen gedroschen worden, vor allem von den Bauernvertretern des Veranstalterlandes – das nicht gerade für nachhaltige Produktion bekannt ist. Carl-Albrecht Bartmer, der Präsident der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft (DLG), warnte vor zu enger Fruchtfolge, zu hohem Chemikalieneinsatz und zu vielen Pestizid-Resistenzen: "Mit der Spezialisierung haben wir es übertrieben."

Intensiver Ackerbau und Massenmast bedrohen in der nördlichen Landeshälfte Böden und Wasser. Holländische Schweine- und Geflügelhalter fahren ihre Gülle hundert und mehr Kilometer auf deutsche Äcker. Die Bauernvertreter müssen ins Kalkül ziehen, dass die Bundestagswahl im Herbst eine grüne Agrar- und Umweltpolitik bringen könnte. Da hieße es umdenken. Landwirtschaftsminister Schmidt dachte schon laut darüber nach, EU-Fördergeld nicht mehr nach Hektar, also Größe, sondern nach Umweltleistung zu verteilen.

All das würde Druck von der Landwirtschaft in den Alpen nehmen, die zu höheren Kosten produzieren, jedoch mit internationalen Preisen mithalten muss. Tierhalter, Verarbeiter und Lebensmittelhandel sprachen in Berlin allerdings schon zum x-ten Mal über ein Gütesiegel für Tierwohl. Erfolglos, denn jemand müsste die Kosten tragen, letztlich der Konsument.

Österreichs Bauern kennen dieses Problem längst: Erst werden sie ermuntert mit mehr Tier- und Naturliebe zu produzieren, um dann auf den höheren Kosten sitzen zu bleiben. Mit Billigimporten drücken Verarbeiter und Handel das Preisniveau. Deshalb forderten Österreichs Standesvertreter auch heuer in Berlin, dass die Herkunft von Produkten nicht nur auf Handelsetiketten angegeben werden müsse, sondern auch in Restaurants und Großküchen (Heime, Spitäler, Kantinen...).

Österreich berichtete in Berlin stolz von Agrar- und Lebensmittelexporten im Wert von rund zehn Milliarden Euro. Dass etwa doppelt so einwohnerstarke Holland präsentierte eine ganz andere Bilanz: 94 Milliarden Euro, beinahe das Zehnfache: Gemüse, Obst, Fleisch, Blumen, Milchprodukte. Öko-Probleme scheinen sekundär zu sein. Da werden deutsche Agrarwölfe, die Kreide gefressen haben, rasch wieder lauter: Sie werden das Geschäft doch nicht kampflos den Holländern überlassen.

mehr aus Wirtschaft

Fracht aus Hongkong: 7000 gefälschte Produkte am Flughafen Wien entdeckt

EZB-Rat: So weit sollen die Zinsen 2024 sinken

Flächenfraß: Bauwirtschaft sieht „alles im grünen Bereich“

Raiffeisen erwartet Rüffel der EZB

Lädt

info Mit dem Klick auf das Icon fügen Sie das Schlagwort zu Ihren Themen hinzu.

info Mit dem Klick auf das Icon öffnen Sie Ihre "meine Themen" Seite. Sie haben von 15 Schlagworten gespeichert und müssten Schlagworte entfernen.

info Mit dem Klick auf das Icon entfernen Sie das Schlagwort aus Ihren Themen.

Fügen Sie das Thema zu Ihren Themen hinzu.

0  Kommentare
0  Kommentare
Die Kommentarfunktion steht von 22 bis 6 Uhr nicht zur Verfügung.
Zu diesem Thema wurden noch keine Kommentare geschrieben.
Neueste zuerst Älteste zuerst Beste Bewertung
Aktuelle Meldungen