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Was hat Wolfgang Eder als Welt-Stahl-Chef vor?

Von Dietmar Mascher, 11. Oktober 2014, 00:04 Uhr
"Man macht sich nicht immer beliebt"
Wolfgang Eder ist für ein Jahr Präsident des Weltstahlverbands. Bild: VOLKER WEIHBOLD

LINZ. Mehr Klasse statt Masse lautet die Devise auf dem Welt-Stahlmarkt, sagt Wolfgang Eder im OÖN-Gespräch. Warum die voestalpine in diesem Fall Vorbild ist und warum er weiterhin Kritik an der Politik im Bereich Kosten und Klimaschutz üben wird, erklärt Eder ebenfalls.

Diese Woche wurde voestalpine-Chef Wolfgang Eder als erster Österreicher zum Präsidenten des Weltstahlverbandes gewählt. Nicht ohne Stolz verweist er darauf, dass voestalpine schon seit Jahren einen Weg geht, den mancher Konkurrent erst jetzt einzuschlagen gedenkt.

 

OÖNachrichten: Sie sind diese Woche zum Präsidenten des Weltstahlverbandes gewählt worden. Dabei legt die voestalpine doch großen Wert darauf, nicht mehr als Stahl-, sondern als Technologiekonzern gesehen zu werden.

Wolfgang Eder: Es war im Hinblick auf unseren immer geringer werdenden Stahlanteil auch der letztmögliche Zeitpunkt für eine solche Wahl. Tatsächlich sind wir vor 13 oder 14 Jahren noch für unseren damals völlig neuen Weg belächelt worden. Heute werden wir von vielen in der Branche als Muster für die Zukunft gesehen. Konkurrenten kommen und fragen uns, wie wir das gemacht haben.

Angst, den Vorsprung einzubüßen?

Nein, wir fürchten uns nicht, wenn andere uns nachahmen. Wir entwickeln uns ja auch weiter. Und es braucht bei den meisten Konkurrenten – wenn es überhaupt klappt – wohl eine Generation, um auf den Stand zu kommen, den wir schon jetzt haben, es geht ja um ein grundlegendes Bewusstseins- und Kulturthema.

Sie haben sich als Präsident des europäischen Stahlverbandes fünf Jahre auf EU-Ebene dafür eingesetzt, dass die Rahmenbedingungen für die Europäer im Vergleich zu den anderen verbessert werden. Jetzt vertreten Sie alle Hersteller weltweit. Wie wird da Ihre Position sein?

Ich habe in Europa meinen Sitz im Mai an den Kollegen von Arcelor Mittal abgegeben. Die beiden Positionen sind aber gar nicht so unvereinbar, wie sie auf den ersten Blick erscheinen. Es ist Bewegung in die Klimaschutzdiskussion weltweit gekommen. Es gibt keine Region mehr, in der Klimaschutzmaßnahmen für die Stahlindustrie kein Thema sind. So gibt es etwa in Südkorea ab Jänner 2015 mit Europa vergleichbare Vorschriften. Es wäre aber naiv zu glauben, dass sich im nächsten Jahr jetzt weltweit alles ändert. Mir geht es darum, dass es ein zunehmendes globales Bewusstsein und letztlich spätestens 2020 einheitliche Voraussetzungen für die Klimapolitik und damit auch für die Stahlproduktion gibt.

Was wollen Sie für die Stahlindustrie sonst noch erreichen?

Wir müssen den Werkstoff Stahl klarer positionieren, besser von anderen Werkstoffen abgrenzen. Noch immer ist vielen zu wenig bewusst, dass Stahl der am vielfältigsten verwendete Werkstoff ist und gleichzeitig eine enorm lange Lebensdauer hat. Und er ist als einziger unbegrenzt recyclierbar. Selbst wenn man Stahl hundert Mal recycliert, kann man daraus noch immer die Außenhaut für ein Auto machen. Mit vergleichsweise geringem Energieaufwand. Unser Fehler war, dass wir bisher auf all das zu wenig hingewiesen haben, weil es für uns selbstverständlich war.

Sie sagen auch, dass die Bedeutung der Massenware Stahl sinken wird.

Es wird Richtung gehobener Stahlgüter gehen müssen. Vor allem in den reiferen Volkswirtschaften gewinnen die Spezialitäten an Bedeutung, auch aus Kostengründen. Selbst in China sind hohe Wachstumsraten bei der Produktion von commodities nicht mehr oberste Priorität.

Sie haben als Konzernchef und als Präsident der europäischen Stahlhersteller zuletzt mehrfach auf die Probleme der Branche – steigende Kosten im Bereich Energie, Umweltschutz und Personal – hingewiesen, vor allem im Vergleich zu den USA. Und Sie wurden dafür kritisiert, nicht zuletzt von der eigenen Belegschaftsvertretung. Wie gehen Sie mit der Kritik um?

Man wird bisweilen dafür verdammt, die Wahrheit zu sagen. Aber als voestalpine-Vorstand hat man die direkte Verantwortung für fast 50.000 Mitarbeiter und indirekt für 200.000 Menschen. Da gehört es dazu, auch unangenehme Dinge anzusprechen. Vieles kann man ohne Öffentlichkeit besprechen und regeln. Aber wenn es um kontroversielle existentielle Themen geht wie die Zukunft der Industrie, muss man auch öffentlich Stellung nehmen. Dass man sich damit nicht immer beliebt macht, ist klar. Tatsache ist, dass die Kosten für die Stahlproduktion in Japan und Europa schon heute weltweit am höchsten sind und Politik und Gesellschaft im Interesse der Zukunft gefordert sind, daran etwas zu verändern. Leider sehe ich diese rasch notwendige Änderung noch nicht.

 

Weltstahlverband

Der 1967 gegründete Weltstahlverband „worldsteel“ hat zwei Sitze: in Brüssel und Peking. worldsteel hat 170 Verbandsmitglieder, die 85 Prozent der Weltstahlproduktion abdecken. Wolfgang Eder ist für ein Jahr gewählt.

 

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6  Kommentare
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1-2-3-4-5 (73 Kommentare)
am 12.10.2014 13:39

Jeder von uns hat schon einmal eine DOKU über die z.B.: Bekleidungsindustrie in Asien gesehen und von den schlechten Lebensumständen der Arbeiter und von den gigantischen Umweltzerstörungen gehört. Jeder von uns benutzt und verbraucht im Alltag ständig Stahl. Es ist nur eine Frage wo und wie Stahl produziert wird. Wir können die Welt nicht retten indem wir die Schwerindustrie auslagern oder CO2-Zertifikate kaufen. Da hat der Eder schon Recht, mit den einheitlichen Regeln für den Klimaschutz.

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Hillsmith (3.544 Kommentare)
am 12.10.2014 20:20

Andererseits wissen auch die anderen Stahlhersteller, dass der Trend Richtung mehr Umweltfreundlichkeit geht. Und wo kann man diese besser trainieren als in einer Gesellschaft, die entsprechend strenge Normen verlangt und auch vorgibt. In Indien oder China werden Stahlhersteller sicher nicht lernen, effizient und möglichst klimaschonend zu produzieren. Die werden dann zu gegebenem Zeitpunkt schon schön schauen. Eigentlich sollten die ja Niederlassungen in Österreich aufmachen um zu sehen wie man überhaupt auf so hohe Standards kommt. Sagt ja auch der Eder, dass die anderen in so mancher Hinsicht hinterher hinken. Aber wem hat die voestalpine das zumindest auch zu verdanken?

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KLinz (264 Kommentare)
am 11.10.2014 09:20

ich hoffe doch, dass Sie unter einheitlichen Regelungen einen weltweiten Klimaschutz auf höchstem Niveau meinen.

Industriebetrieb und sicherlich auch Stahl sind wichtig, aber essen können wir Ihre Produkte im Notfall nicht.

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gegenstrom (16.154 Kommentare)
am 11.10.2014 06:54

...in Geiselhaft von Konzernen genommen. Voest soll sich verziehen... und wenn's ausserhalb der EU ist, dann sollten Staaten endlich die Eier haben und sagen: passt, produziert doch ausserhalb - aber nicht ohne Einfuhr-Zölle und keine Steuernachlässe im Inland für Auslandsinvestitionen.
Nicht einzusehen weshalb man nur eine Niederlassung in der EU braucht, um für den ganzen Konzern die Rosinen der EU rauszupicken.

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( Kommentare)
am 12.10.2014 12:38

wer erwirtschaftet dann deine Pension?
- Die Beamten
- Die Lehrer
- Die Pensionisten

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Hillsmith (3.544 Kommentare)
am 12.10.2014 20:24

Einer der Gründe warum die voestalpine wohl doch nicht so ohne Weiteres abziehen wird ist sicher, dass die höchstqualifizierten Mitarbeiter_innen größtenteils kaum mitkommen werden. Auch wenn es verlockend klingt, in die USA umzuziehen. Gut (aus-)gebildete Fachkräfte wachsen jedenfalls nicht auf Bäumen. Und das Schiefergas-Strohfeuer in den USA wird auch nicht ewig währen.

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