Verbund-Chef will offene Grenze zu Deutschland
WIEN. Österreich profitiert von billigen Strom-Importen.
Verbund-Generaldirektor Wolfgang Anzengruber warnt vor einer Zweiteilung des gemeinsamen deutsch-österreichischen Strommarktes, von dem Österreich durch billigen Strom profitiert. Österreich müsse alles tun, damit das so bleibe, sagte gestern Anzengruber im Wiener Klub der Wirtschaftspublizisten.
Dass dies anders werden könnte, habe mit Plänen der ACER zu tun, der Agentur der europäischen Strommarkt-Regulierer. Vor allem die niederländischen und die tschechischen Regulierer fordern ein anderes Engpassmanagement an den deutschen Grenzen, weil es dort wegen ungeplanter Stromflüsse zu "glühenden Leitungen" komme. "Der österreichischen Wirtschaft täte eine Teilung nicht gut", sagte Anzengruber. "Wir müssen da massiv dagegen halten, auch die österreichische Politik."
Es müsse bei der gemeinsamen Preiszone und den gleichen Mechanismen bleiben. Künstliche Engpässe zu schaffen und die Grenzen zuzumachen, wäre aus Sicht Anzengrubers ein schlechter Weg. "Dann müsste jedes Land Reserven selbst aufbauen, und Strom würde in Österreich teurer."
Deutschland selbst hat derzeit keine Ambitionen, sich abzuschotten. Das bekräftigte Jochen Homann, der Präsident der deutschen Bundesnetzagentur, der gestern in Wien war. Deutschland werde keine einseitigen Maßnahmen setzen. Deutschland und Österreich hätten sich zu einer Weiterentwicklung des bestehenden gemeinsamen Strommarktes bekannt, sagte Homann.