UniCredit bleibt trotz Gewinns weiter unter Druck
MAILAND. Seit Jahresbeginn hat die italienische Großbank an der Börse zwei Drittel ihres Wertes verloren.
Ein überraschend hoher Quartalsgewinn konnte gestern die Talfahrt der UniCredit-Aktie in Mailand nicht stoppen. Seit Jahresbeginn hat die italienische Bank Austria-Mutter rund zwei Drittel an Börsenwert verloren. Anleger hegen offenbar Zweifel an der Stabilität der Bank, die mit hohen Beständen an faulen Krediten bekämpft.
Im zweiten Quartal stieg der Nettoüberschuss überraschend stark um 75 Prozent auf 916 Millionen Euro. Zu den größten Ertragsbringern zählte die Osteuropasparte, schrieb die UniCredit in ihrem Quartalsbericht. Der Bestand an ausfallsgefährdeten Krediten ist zwischen April und Juni um 2,4 Prozent auf 77,1 Milliarden Euro zurückgegangen, 51,3 Milliarden Euro davon gelten als akut gefährdet.
Investoren erwarten vom neuen UniCredit-Vorstandssprecher Jean-Pierre Mustier eine milliardenschwere Kapitalerhöhung. Die Bank wird auch ihre Mittelfristprogramme überarbeiten. Zu Beginn einer Telefonkonferenz mit Analysten am gestrigen Nachmittag kündigte Mustier an, dass alle Geschäftsbereiche der Bank unter die Lupe genommen werden. Ziel sei eine Optimierung des Kapitals sowie Kostenreduzierung.
Die harte Kernkapitalquote der Bank betrug per Ende Juni nur noch 10,33 Prozent. Das waren gut 0,5 Prozentpunkte weniger als vor drei Monaten. Ein wichtiger Grund dafür war, dass die Bank latente Steueransprüche nicht mehr wie bisher als Eigenkapital anrechnen darf. Im Juli stieg die Kapitalquote durch Beteiligungsverkäufe aber wieder leicht an.