Schieflage der Alpine war Jahre vor der Pleite bekannt
SALZBURG/WIEN. Neues Indiz dafür, dass schon 2009 ein großes Finanzloch beim Salzburger Baukonzern klaffte.
2013 schlitterte der österreichische Baukonzern Alpine Bau GmbH in die Zahlungsunfähigkeit und lieferte mit mehr als drei Milliarden Euro Passiva die bisher größte Insolvenz in Österreich nach dem Zweiten Weltkrieg. Doch schon Jahre davor dürfte intern die drohende Katastrophe erkannt worden sein.
Schon im Februar 2015 schrieben die OÖNachrichten, gestützt auf die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft: "Bei richtiger Bilanzierung wäre die Alpine Bau GmbH spätestens im Herbst 2010 zahlungsunfähig gewesen." Jetzt ist ein weiteres Indiz für diese These, die Tausenden Kleinanlegern helfen könnte, aufgetaucht: Eine Präsentation für den Aufsichtsrat, die dem Magazin "trend" vorliegt.
"Need money", also "Wir brauchen Geld", habe der Vorstand schon Mitte 2009 eindringlich appelliert. In der Präsentation sei als Ausweg skizziert worden: Staatshaftung, Unterstützung durch Banken und die spanische Konzernmutter FCC sowie eine Anleihe-Begebung. Von 2010 bis 2012 wurden an rund 7000 Privatanleger drei Anleihen über ein Gesamtvolumen von 290 Millionen Euro emittiert.
Den Gang zum Insolvenzrichter trat die Alpine erst Mitte 2013 an. Mit Juli 2009 sei die Liquiditätslücke sprunghaft gestiegen. Die neuen Unterlagen könnten die rechtliche Position für die Tausenden Anleger entscheidend verbessern, um verlorenes Geld wieder zurückzuholen, hoffen offenbar deren Rechtsvertreter. Und es könnte auch die spanische Mutter FCC einmal mehr ins Interesse der Justiz rücken. Anlegeranwalt Eric Breiteneder zum Magazin: "Die FCC wusste nicht nur vor Begebung der Anleihen, wohin die Reise geht, sie war sogar der Reiseleiter."
Laut einem Gutachten des Sachverständigen Josef Schima lag spätestens zum 30. November 2010 die Insolvenz vor. Die FCC wies die Vorwürfe zurück und erklärte, das Gutachten weise "erhebliche Mängel" auf und sei nicht objektiv.