Rien ne va plus für den Casinos-Chef
WIEN. Generaldirektor Karl Stoss verlässt mit Rekordbilanz die teilstaatlichen Casinos Austria.
Der Konzern der Casinos Austria verliert heuer seinen Chef. Karl Stoss, seit Mai 2007 Vorstandsvorsitzender des Glücksspielunternehmens, geht Ende 2017. Das erklärte Stoss am Dienstagvormittag, betont sachlich, bei einem Mediengespräch in Wien.
Mit dem Eigentümerwechsel habe seine Entscheidung nichts zu tun, sagte der gebürtige Vorarlberger, der in seiner Jugend ein erfolgreicher Schwimmer und Wasserballer war. Wie viele Sportler, die nach ihrem größten Erfolg zurücktreten, wolle auch er gehen, "wenn es am schönsten ist".
Die Casinos-Austria-Gruppe steigerte 2016 ihren Umsatz auf den Rekordwert von 3,89 Milliarden Euro (2015: 3,6 Milliarden). Das Konzernergebnis stieg von 55 auf 91 Millionen, das Betriebsergebnis von 100 auf 150 Millionen Euro. Im Ausland gab es erstmals seit 2009 wieder schwarze Zahlen. Die Lotterien, die Cashcow des Konzerns, vermehrten die Erlöse von 3,1 auf 3,35 Milliarden, der Gewinn stieg von 60 auf 68 Millionen.
Und – darauf ist Stoss besonders stolz: "Mit mehr als 600 Millionen Euro haben wir noch nie dagewesene Steuerleistungen erbracht."
Tadel von Novomatic
Jetzt will der Top-Manager "heraus aus dem Hamsterrad der Fremdbestimmtheit" und Zeit finden "für meine Gesundheit, meine Hobbys, meine Balance". Langweilig werde ihm nicht angesichts seiner vielen Funktionen in Aufsichtsräten und Stiftungen, im Österreichischen und im Internationalen Olympischen Komitee.
Der Vertrag von Stoss war nach dem Einstieg der tschechischen Sazka-Gruppe und des Erzrivalen Novomatic 2015 nur bis Ende 2017 verlängert worden. Seit längerem gibt es Spekulationen, dass Novomatic Stoss loswerden wolle.
Novomatic-Chef Harald Neumann kritisierte unlängst die rege Reisetätigkeit des Casinos-Generaldirektors; angeblich übte dieser zusätzlich zu seinen acht Konzern-Funktionen 26 Ämter aus.
Bereits 2016, so Stoss, habe er den Aufsichtsrat gebeten, seinen Vertrag nicht über 2017 hinaus zu verlängern – obwohl er unter dem Vorsitzenden Walter Rothensteiner (RZB) noch einmal eine Mehrheit bekommen hätte. Stoss zum Gerücht, Novomatic und/oder Sazka wollten ihn loswerden: "Die können mir ausrichten, dass sie mich nicht mehr wollen, aber die haben nicht das alleinige Sagen."
Als aussichtsreiche Kandidatin für den Chefposten gilt Finanzvorständin Bettina Glatz-Kremsner (54). Sie wuchs als Tochter einer Diplomatenfamilie in Budapest auf und arbeitet seit 1990 bei den Lotterien. Sie ist auch Präsidentin des Aufsichtsrates der EVN.
Grafik: Casinos Austria - Konzern-Bilanz 2016