Reisen damals, heute und morgen

17.Mai 2017

Die Geburtsstunde des Verkehrsbüros fällt in die Wirren des Ersten Weltkriegs. 1917 waren die Bahnhöfe voll mit Soldaten, Kriegsverletzten und Gestrandeten. Das Transportsystem war zusammengebrochen. In der Hoffnung auf ein baldiges Kriegsende wollte das Eisenbahnministerium den Tourismus neu beleben und gründete das Verkehrsbüro. Heute, Mittwoch, feierte Österreichs größter Tourismuskonzern seinen 100. Geburtstag.

Die Welt hat sich in den vergangenen 100 Jahren dramatisch verändert und mit ihr der Tourismus. Anfangs getragen von den Bahnreisenden – 1921 wurden bereits 3,7 Millionen Tickets ausgestellt – entdeckte das Verkehrsbüro in den goldenen 1950er Jahren das Mittelmeer.

In den darauffolgenden Jahrzehnten expandierte der Konzern stark, kaufte im großen Stil Hotels, strickte ein engmaschiges Filialnetz und schlitterte mit dem Ölpreisschock in den 1970er Jahren in die Krise. Erst 1984 bekam das Management das Unternehmen mit einem rigorosen Sparprogramm wieder in die schwarzen Zahlen. Es folgten die Privatisierung des Staatsbetriebs, die Übernahme von Ruefa und der erfolgreiche Einstieg in das Onlinegeschäft über die Tochter Eurotours, die "Hofer Reisen" abwickelt. Mit 2800 Mitarbeitern erzielte der Konzern im Vorjahr einen Umsatz von 870,3 Millionen Euro und ein Vorsteuerergebnis von 15,4 Millionen Euro.

Wohin die Reise künftig geht, skizzierte Zukunftsforscher Andreas Reiter bei seinem Festvortrag anlässlich "100 Jahre Verkehrsbüro". "Wenn alles in der Welt entdeckt ist, bleiben noch der Weltraum und die Tiefsee." Aufgrund des Klimawandels würden sich die Reiseströme von Süden nach Norden verschieben, sagt Zukunftsforscher Reiter. Das Reisetempo würden selbstfahrende Autos, Highspeed-Züge, transkontinentale Billigflieger und Hyperloops vorgeben.

Video: 100 Jahre Verkehrsbüro

Die Geschichte von Österreichs grösstem Tourismuskonzern

1917 - Geburtsstunde: Das "Österreichische Verkehrsbureau" wird im Auftrag des Eisenbahnministeriums gegründet. 1921 werden bereits 3,7 Millionen Eisenbahntickets ausgestellt.

1945 - Kriegsende: Nach dem Krieg ist der Tourismus am Boden. In Österreich sind 265 Tourismusbetriebe mit fast 7000 Betten komplett zerstört und ein Großteil beschädigt.

1954 - Obere Adria: Sogenannte "Bäderdrahrer" – Busse oder Züge – bringen die Österreicher Samstagmorgen an die Obere Adria und fahren mit den Heimkehrern Samstagnacht wieder retour. Das Verkehrsbüro gründet den "Austropa Express". Diese internationalen Rundreisezüge führten Reisende in fünf Tagen z. B. von Rom nach Venedig.

1965 - Flugreisen: Der Flieger wird zum Fortbewegungsmittel für Urlauber. Städtetrips und Fernreisen kommen langsam in Mode. Das Verkehrsbüro ist Mitbegründer des ersten heimischen Flugreiseanbieters, Touropa.

2007 - Digitale Reiseportale: Neue Vertriebsformen im Internet entwickeln sich. Ab 2003 veranstaltet das Verkehrsbüro über Tochter Eurotours "Hofer Reisen". Bereits 2007 verkauft der Online-Experte Eurotours die Hälfte der Reisen nur noch über das Internet.