Österreich droht deutlich höherer Strompreis
Gemeinsamer Markt mit Deutschland vor dem Aus.
Was bisher nur befürchtet wurde, ist jetzt Gewissheit. Auf Drängen Deutschlands und Polens soll es ab Mitte 2018 keinen gemeinsamen Strommarkt für Österreich und Deutschland mehr geben. Die Entscheidung darüber fiel am Dienstagabend bei einer Sitzung der Agentur für die Zusammenarbeit der europäischen Energieregulatoren (ACER) in Laibach.
Was die Trennung des gemeinsamen Strommarktes praktisch bewirkt, ist ziemlich unklar. Bisher gab es das innerhalb eines Landes (zum Beispiel Schweden), nicht aber über Landesgrenzen hinweg und ohne, dass es dort Leitungsengpässe gibt. Das Nadelöhr für Windstrom aus Norddeutschland, der in Süddeutschland gebraucht wird, ist in Mitteldeutschland, nicht an der deutsch-österreichischen Grenze.
Der nötige Leitungsbau scheitert an den langwierigen Genehmigungsverfahren. Die Schätzungen, wie stark die Preise bei einem Split steigen werden, reichen von 0,35 Prozent pro Megawattstunde – also nicht einmal ein Prozent des derzeitigen Börsenpreises – bis etwa vier bis fünf Euro, sagt ein Experte. Eine Studie kam kürzlich auf 20 Prozent Verteuerung. Für einen durchschnittlichen Haushalt mit 3500 Kilowattstunden Jahresverbrauch gehe es schlimmstenfalls um 35 Euro im Jahr, bestenfalls um ein bis zwei Euro.
Österreich will sich wehren
Die heimische Regulierungsbehörde E-Control und der Betreiber des Hochspannungsnetzes, APG haben bereits Beschwerde und Klagen gegen die Aufspaltung angekündigt. "Die Entscheidung ist sachlich falsch", betonte E-Control-Vorstand Andreas Eigenbauer am Mittwoch. Zudem sei ACER nicht dafür zuständig, sondern der Verband der Europäischen Übertragungsnetzbetreiber. Industriellenvereinigung, Wirtschaftskammer, der Stromkonzern Verbund sowie die österreichische Strombörse EXAA drohen ACER auf Basis eines Rechtsgutachtens sogar mit Schadenersatzforderungen.