Nur der Heimmarkt bereitet der Telekom Austria wirklich Freude
WIEN. Analyse: Für den mexikanischen Mehrheitseigentümer America Movíl war die Veröffentlichung der Bilanzzahlen der Telekom Austria erfreulich.
Wie berichtet, stieg der Umsatz leicht und kehrte die Telekom mit 392,8 Millionen Euro wieder in die Gewinnzone zurück. "Wir haben mehr verdient als in den letzten fünf Jahren zusammen", sagte Telekom-Chef Alejandro Plater bei der Bilanzpressekonferenz.
Erfreut wird man bei den Mexikanern, die Plater im August 2015 an die Telekom-Spitze befördert hatten, nicht zuletzt über den Kursanstieg der Aktie gewesen sein. Das in den vergangenen Jahren immer weiter abgestürzte Papier legte gestern zwischenzeitlich mehr als fünf Prozent zu. Die Kursentwicklung der kommenden Monate ist für die Mexikaner wichtig. Laut Syndikatsvertrag mit der Staatsholding ÖBIB muss America Movíl ihren Anteil bis Oktober von 59,7 auf 50 Prozent reduzieren. Gekauft hatten die Mexikaner bei 9 bzw. 7,15 Euro pro Aktie – der Verkauf könnte den Mexikanern Verluste bescheren.
Fragen, die die Eigentümer betreffen, wollten Plater und Finanzchef Siegfried Mayrhofer keine beantworten. "Das ist nicht Sache des Managements." Einer Kapitalerhöhung erteilte Mayrhofer eine Absage: "Wir können die geplanten Investitionen selbst finanzieren."
Viel lieber sprachen die beiden über die Erfolge, die die Telekom in Österreich feierte. Mehr Kunden, mehr Umsatz, deutlich mehr Gewinn. "Österreich wird auch bei den Investitionen weiter unser Schwerpunkt bleiben", sagte Mayrhofer. 500 Millionen Euro werden auch heuer vor allem in den Ausbau der Netze investiert. "In den anderen Märkten werden wir zwar LTE ausrollen, aber die Investitionen werden weit geringer sein", sagte Mayrhofer.
Als America Movíl bei der Telekom einstieg, waren die Märkte in Südost- und Osteuropa ein Kaufargument – der kompetitive österreichische Markt wurde als schwierig betrachtet. Während es hier nun aber gut läuft, sieht es abseits des Heimmarktes weniger rosig aus.
In Bulgarien und Kroatien gingen Umsatz und Gewinn zurück, in Weißrussland bedingt durch die Abwertung des dortigen Rubels gab es auch Rückgänge. "In diesen Märkten haben wir Probleme", gibt Plater zu. Probleme, die man aber im Griff habe. So sei die Entwicklung in Kroatien in den jüngsten Quartalen positiv gewesen, der Trend stimme optimistisch.
Weitere Zukäufe geplant
Der Optimismus scheint ernst gemeint – immerhin sei man aktiv auf der Suche nach Übernahmekandidaten. "In jenen Märkten, in denen wir aktiv sind", sagt Mayrhofer. Die Telekom will in allen Märkten zum Komplettanbieter für Festnetz, Internet und Mobilfunk werden – Abenteuer in neuen Märkten will sie angesichts der angespannten Wirtschaftslage keine eingehen.
Daher könnte es auch noch dauern, bis Plater, der sagt, dass die Telekom derzeit "nicht groß genug ist, um in Europa eine relevante Rolle zu spielen", eines seiner Ziele erreicht: "Wir wollen größer werden, weil derzeit sitzen wir in der Mitte fest."