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Nemsic: "Europa hat seine führende Position verloren"

Von Ulrike Rubasch aus Barcelona, 26. Februar 2014, 00:04 Uhr
Nemsic: "Europa hat seine führende Position verloren"
Ex-Telekom-Chef Boris Nemsic Bild: uru

Der Ex-Chef der Telekom Austria, Boris Nemsic, über die Zukunft des Mobilfunks, den Milliardär Slim und den Wettbewerb in Österreich.

OÖNachrichten: Herr Nemsic, ihr Nachfolger in der Position des Telekom-Austria Vorstand, Hannes Ametsreiter, hat hier in Barcelona gesagt, Europa sei in puncto Telekommunikation schwer ins Hintertreffen geraten. Wie sehen Sie das?

Nemsic: Europa hat die Nummer 1 Position und die Innovationskraft verloren. Die Ursache ist die Gier der Regulatoren in der EU, um aus dem Mobilfunk Geld abzusaugen durch verrückte Auktionen. Begonnen hat das 2001 mit der Versteigerung der 3G-Lizenzen. Diese fehlenden Milliarden haben die Innovationen aufgefressen. Dadurch ist ein Vakuum für die Googles und Facebooks entstanden. Mit ein Grund ist auch, dass Mädchen in der Schule schon hören, sie könnten keine Mathematik. Dann wundern wir uns, warum unsere Unis in internationalen Vergleichen auf den hintersten Rängen sind.

Man hat daraus nicht gelernt?

Nein, die jüngste Versteigerung der Mobilfunklizenzen für die vierte Netzgeneration in Österreich war ähnlich verrückt (mit mehr als zwei Milliarden Euro für alle drei Netzbetreiber). Im Endeffekt zahlt der Kunde drauf, weil weniger investiert wird in die Netze. Das ist eigentlich nichts anderes als eine Steuer.

Hier auf dem Weltkongress der Handywirtschaft in Barcelona nehmen die so genannten Smart Gear, die Zusatzgeräte zum Smartphone wie Armbänder und Uhren, großen Raum ein. Ist das ein momentaner Hype oder wirklich ein Zukunftsmarkt?

Ich trage selbst so ein Fitness-Armband. Diese tragbaren Kommunikationsdinge werden unser Leben wesentlich mitgestalten, das wird sich durchsetzen. Beispiele sind Armbänder mit Pulsmesser, im medizinischen Bereich mit Temperaturmessung etc – ich muss nicht immer zum Arzt, wenn das anders auch geht. Die smarten Uhren sind freilich erst ganz am Beginn ihrer Entwicklung. Das ist sicher ein großes Feld, das jetzt bearbeitet wird. Die Frage ist nur, inwieweit die Handynetzbetreiber da daran verdienen können. Wenn diese so weiter arbeiten wie heute, haben sie nichts davon. Das Problem ist, dass diese Konzerne völlig anders denken als die digitalen Unternehmen. Die probieren einfach, und wenn zwei von zehn Ideen etwas werden, ist das gut. In den Augen der Telekommunikationsunternehmen ist das sehr wenig.

Welche Entwicklung kommen auf uns Konsumenten in fünf bis zehn Jahren im Mobilfunk zu?

Die digitale Welt und die mobile Kommunikationstechnik übernimmt sehr viele Funktionen. In Entwicklungsländern ersetzt sie teilweise die Infrastruktur von Schule, Banken, Handel und Unterhaltung – das wird vieles über das Handy funktionieren. Bei uns stehen effizientere und bequemere Lebensführung im Vordergrund. Von unterwegs Hotel buchen und die Temperatur und die Alarmanlage im Haus steuern. Warum muss ich meiner Putzfrau den Schlüssel hinterlegen? Ich kann ihr per Handy in dem Moment, in dem sie vor meiner Türe steht, aus Barcelona einen Code schicken, den sie in meinem Türöffnungssystem eingibt.

Was sagen Sie zu den Plänen von America-Movil (Konzern des mexikanischen Milliardärs Carlos Slim, der seine Anteile an der Telekom-Austria-Anteile mittels eines Syndikatsvertrages aufstocken will)?

Das ist eine gute Sache. Das Management versteht sich sehr gut mit ihm. Ein solch ein finanzstarker Partner ist gerade jetzt optimal (im Hinblick auf die zu zahlende Milliarde Euro für die LTE-Auktion, Anm.). Die Telekom – sie ist ja immer noch irgendwie mein Baby (lacht) – kommt jetzt langsam nach den Korruptionsprozessen wieder zur Ruhe und kann sich auf ihre Stärken konzentrieren. Ich bin dafür, dass der Staat seine 25 Proeznt behält, um ein gewisses strategisches Mitspracherecht zu haben.

Hat der Wettbewerb am österreichischen Handymarkt durch die Verschmelzung von Orange und Drei gelitten?

Drei statt vier Anbieter ändert nichts daran, dass in Österreich der Kunde das beste Verhältnis von Qualität zu Preis hat, auch wenn jetzt vielleicht die Preise leicht steigen werden. Das sind nur faire Anpassungen.

Ein großes Thema in Barcelona ist die Nutzung der Mobilfunktechnologie zwischen Maschinen. Was bringt das den Handynetzbetreibern wirklich? Ist das nicht ein „Groscherlgeschäft“?

Derzeit verdienen die Netzbetreiber nur wenig mit den verkauften SIM-Karten für Maschinen. Sie müssen sich Partner suchen und große Lösungspakete anbieten.

 

 

Boris Nemsic war nach seiner Vorstandstätigkeit bei der Telekom Austria Chef des russischen Telekommunikationsunternehmens VimpelCom. Jetzt arbeitet er als Telekom-Berater bei DeltaPartners mit Sitz in Dubai, wobei er sich auf Schwellen- und Entwicklungsländer konzentriert. Für den Linzer Handybauer Emporia ist er auch als Berater engagiert. In Österreich ist Nemsic nur mehr sporadisch anzutreffen.

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