Mangelberufe: Jedes Bundesland mit eigener Liste?
WIEN/LINZ. AMS und WKO in Oberösterreich begrüßen diese Idee, damit Betriebe genügend Fachkräfte finden.
Die Liste der Mangelberufe für 2018 wurde von elf auf 27 erweitert. Fachkräfte wie Krankenpfleger, Dachdecker, Maschinenbauer und diverse andere Berufe aus Nicht-EU-Staaten dürfen so mit der Rotweißrot-Karte nach Österreich kommen. Darüber hinaus gibt es von der Wirtschaftskammer (WK) und dem Arbeitsmarktservice (AMS) den Wunsch, je nach Bundesland eigene Mangelberufe zu definieren. Die SPÖ, Gewerkschaften und Arbeiterkammer warnten gestern hingegen vor einer "Ausweitung über die Hintertür", die den heimischen Arbeitsmarkt weiter unter Druck brächte.
"Gewisse Gruppen haben Angst, dass die Fachkräfte aus Drittstaaten den heimischen Arbeitskräften die Arbeitsplätze wegnehmen. Das ist unbegründet", sagt Erhard Prugger von der WKOÖ. Die Mangelberufe zielen auf Fachkräfte, nicht auf Hilfsarbeiter. Lohn-Dumping ist auch kaum möglich, weil mindestens auf Kollektivvertragsniveau gezahlt werden muss.
Der Andrang ist außerdem bisher gering: Seit 2011 sind nach Oberösterreich nur 401 Fachkräfte in Mangelberufen gekommen.
Keine Billigarbeitskräfte
Die Verdoppelung der Anzahl der Mangelberufe wird nicht die von der Opposition befürchtete Überschwemmung mit Billigarbeitskräften bringen, sagte Iris Schmidt, Vize-Chefin des AMS OÖ. Sie rechnet nicht mit einer Verdoppelung der Zahl dieser Arbeitskräfte.
Sehr positiv sieht sie eine Regionalisierung der Mangelberufsliste. Wenn jedes Bundesland selbst entscheiden darf, welche Berufe nicht von EU-Arbeitskräften abgedeckt werden können, "wären wir näher an den Bedürfnissen unserer Betriebe." In Oberösterreich fehlen viele Gastronomie-Mitarbeiter und Techniker. Auch die Wirtschaft fordert eine regionale Betrachtung, – und eine monatliche.
Ein Problem in den Mangelberufen ist mitunter die Abschiebepraxis von Asylwerbern, die eine Lehre darin machen: Etliche Betriebe wie die Dachdeckerei Hochstöger (Pabneukirchen) klagten, weil ihre dringend gebrauchten Lehrlinge mitten in der Ausbildung abgeschoben wurden. Kuno Haas, Grüne Wirtschaft OÖ, fordert daher: "Solche Asylwerber sollen diese Ausbildung absolvieren und zumindest zwei Jahre danach im Betrieb arbeiten dürfen. Wir brauchen sie, um das Wirtschaftswachstum auf den Boden zu bringen!" (uru)