Kubas Zigarren- und Rumhersteller spitzen auf den US-Markt

12.August 2017

Würziger Tabakduft liegt in der Halle. Mit flinken Händen suchen die "Torcedores" der Zigarrenfabrik La Corona in Kubas Hauptstadt Havanna die Blätter für Einlage und Umblatt heraus. Routiniert zupfen, schneiden und rollen sie die Zigarrendreher. Nach wenigen Minuten liegt eine perfekte Cohiba auf dem Arbeitstisch.

"Jede einzelne Zigarre wird einer strengen Qualitätskontrolle unterzogen. Was unseren Standards nicht genügt, wird aussortiert", sagt Entwicklungsdirektorin Adriana Gomez. Hochwertige Zigarren werden von Hand gerollt, dafür zahlen Liebhaber in Europa und Asien bis zu 50 Euro pro Stück.

Zigarren gehören zu den bekanntesten Exportgütern Kubas. "Tabak ist ein Symbol der kubanischen Identität", sagt der Direktor der Fabrik La Corona, Juan Rico Lopez. 2016 verkaufte Kuba Zigarren im Wert von 379 Millionen Euro. Der Monopolist Habanos vertreibt seine Zigarren in 150 Ländern und kontrolliert mehr als 70 Prozent des weltweiten Zigarrenmarkts.

Embargo besteht seit 1962

Der US-Markt vor der Haustür bleibt den Kubanern aber wegen des Handelsembargos der Vereinigten Staaten verschlossen. Kurz bevor die Sanktion 1962 in Kraft trat, soll sich der damalige US-Präsident John F. Kennedy mit über tausend kubanischen Zigarren eingedeckt haben. "Wenn die Blockade fallen würde, könnten wir pro Jahr bis zu 50 Millionen Zigarren pro Jahr allein in den USA verkaufen", schätzt Entwicklungsdirektorin Gomez. Immerhin dürfen US-Touristen bis zu 100 Zigarren mit nach Hause nehmen.

Die Zigarrenhersteller wollen neue Käuferschichten erschließen. "Der typische Kunde ist ein älterer, wohlhabender Mann. Wir wollen Zigarren auch für jüngere Leute und Frauen attraktiv machen", sagt Lopez. Dafür werden nun kürzere, dickere Zigarren entwickelt, die sich schneller rauchen lassen.

Viele Raucher genießen ihre Zigarre zudem mit einem Stamperl Rum. Der Schnaps aus Zuckerrohr ist der zweite Exportschlager Kubas. 3,5 Millionen Kisten Rum à neun Liter etwa exportiert das staatliche Unternehmen Cuba Ron jedes Jahr. Wichtigste Absatzmärkte sind Deutschland, Frankreich und Italien. "Wenn wir in die USA exportieren dürften, könnten wir zwei Millionen Kisten pro Jahr mehr verkaufen", sagt Firmenchef Juan Gonzalez Escalona. Die Markennamen hat das Unternehmen in den USA schon schützen lassen.

Bacardi dominiert

Auf dem größten Rum-Markt der Welt wird das Geschäft von Bacardi dominiert. Die Unternehmerfamilie war nach der sozialistischen Revolution auf Kuba enteignet worden und hatte die Produktion auf die Bahamas verlegt. Cuba Ron brennt in fünf Destillerien auf der Insel den Rum der Bacardi-Marken Havana Club, Santiago de Cuba und Perla del Norte. Bartender in deutschen Cocktailbars mixen den einfachen Havana Club für zehn Euro in die Drinks. Das Spitzenprodukt von Cuba Ron aber kostet viel: 3000 Euro werden für einen halben Liter Santiago de Cuba 500 fällig.